Nationales Zentrum der DDR-Jugendkultur
Für die Instandsetzung des unteren Teils der Südfassade mit den Schaukästen im Eingangsbereich des Kino International in Berlin-Mitte stellte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz Ende des Jahres weitere 25.000 Euro zur Verfügung. Den symbolischen Fördervertrag überbrachtet Julia Beier vom Ortskuratorium Berlin am Sonntag. Das Lichtspielhaus, 1962 als Teil der repräsentativen Neuplanung der Karl-Marx-Allee eröffnet, gilt als herausragendes Baudenkmal der klassischen Nachkriegsmoderne. Bereits zwei Mal unterstützte die Deutsche Stiftung Denkmalschutz die Restaurierungsarbeiten am Kino mit insgesamt über 50.000 Euro. Das wegen des architektonisch herausragenden Entwurfs, der künstlerischen Gestaltung der Fassaden und der Innenräume national bedeutende Kino ist eines der über 190 Projekte, die die private Deutsche Stiftung Denkmalschutz dank Spenden und Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Berlin fördern konnte.
Das Kino International ist eines der besten Bauwerke der DDR-Architektur und gehört zu den Hauptwerken der Architekten Josef Kaiser und Heinz Aust. Bezugnahmen auf den wichtigsten Theaterneubau im Westteil Berlins, der von Fritz Bornemann kurz zuvor errichteten Deutschen Oper, sind erkennbar. Das repräsentative Kino, das für Uraufführungen in der Hauptstadt der DDR erbaut worden war, konkurrierte mit dem Westberliner Zoo-Palast-Kino, das 1956/1957 die Architekten Schwebes und Schoszberger erbaut hatten. Das Lichtspielhaus besteht nicht nur den Vergleich mit anderen europäischen Kinobauten, sondern besitzt durch die erhaltenen, zeitgenössischen Ausstattungs- und Gestaltungselemente einen hohen Zeugniswert als Beispiel differenzierter Raumgestaltung in einem Kulturbau der internationalen Moderne. Die Eingangs-, Verkehrs- und Gesellschaftsräume des Kinos stellen ein einmaliges innenarchitektonisches Ensemble dar.
Darüber hinaus besitzt das Kino eine gesellschaftsgeschichtliche Bedeutung. Es war ein funktionaler Bestandteil des gesellschaftlichen Zentrums des seinerzeit neu entstandenen Wohnkomplexes zwischen Alexander- und Strausberger Platz. Das architektonisch markanteste Gebäude im zweiten Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee erhielt seine städtebaulich herausgehobene Stellung durch die effektvolle Inszenierung vor dem Hintergrund der Fassade des zehngeschossigen Hotels Berolina, das nicht mehr existiert, und den Hochhaustürmen am Strausberger Platz. Das Kino International hatte als Uraufführungskino öffentlich zugängliche Klubräume für nationale und internationale Musikgruppen, einen Filmclub, Bar und Café und war nationales Zentrum der Jugendkultur in der DDR.