Stiftung mit umfangreichem Jahresprogramm
Ein Ausblick auf das vorwiegend digitale Jahresprogramm sowie die Entwicklung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten war Anlass zum Arbeitstreffen von Kulturministerin Manja Schüle und dem Direktor der Stiftung, Axel Drecoll. Die Corona-Pandemie führte im letzten Jahr zu einem starken Besucherrückgang, viele Veranstaltungen und Ausstellungen in den Gedenkstätten und Museen der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten mussten abgesagt, verschoben oder in den digitalen Raum verlagert werden. Die Planungen für das laufende Jahr sind von der Pandemie und den damit verbundenen Unwägbarkeiten beeinflusst. Wie schon das Online-Programm zum 76. Jahrestag der Befreiung mit einer 360°-Variante der stiftungsübergreifenden Sonderausstellung „Bruchstücke ´45“ zeigte, spielen dabei neue, digitale Angebote eine bedeutende Rolle.
Die Erinnerung an die Shoah wird durch antisemitische Verschwörungsmythen, die Instrumentalisierung von NS-Opfern oder das Tragen von nachgebildeten Judensternen auf Corona-Demonstrationen pervertiert. Das zeigt: Antisemitismus ist kein abgeschlossenes Kapitel aus dem Geschichtsunterricht. Die antijüdische Hetze gibt es nach wie vor – offline und vor allem online, ebenso wie rassistischen und sexistischen Hass im Netz. Dabei startete das Internet einmal als Medium der Aufklärung. Die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten erobert mit ihrem neuen Jahresprogramm das Internet zurück. Neue Erzählformen und virtuelle Veranstaltungen halten Geschichte am Leben und machen sie für kommende Generationen begreifbar. Dafür nutzen die Gedenkstätten sogar Spitzentechnologie der Filmuniversität Konrad Wolf in Babelsberg. So erforscht und entwickelt das Projekt ‚SPUR.lab‘ 76 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg neue Erzählformen zum Thema NS-Konzentrationslager in Brandenburg. Das Jahresprogramm und die Arbeit der Gedenkstätten-Stiftung digitalisiert ihre Formate gegen das Vergessen und schafft so Partizipation. Menschen können sich beteiligen, kommentieren, einbringen – auch wenn das die wichtigen Besuche der Tatorte und die Gespräche mit Zeitzeugen nicht ersetzen soll und kann. Wir unterstützen die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in diesem Jahr mit rund 3,7 Millionen Euro. Das Jahresprogramm und die Arbeit der Gedenkstätten-Stiftung informieren mit interaktiven Ausstellungen und digitalisierten Zeitzeugen-Gesprächen. Klar ist, wir brauchen diese innovativen Angebote, denn sie helfen antijüdische Verschwörungsmythen zu widerlegen und der Pervertierung der Erinnerungsarbeit entgegenzutreten. Nur eine aufgeklärte Gesellschaft kann sich erinnern und niemals vergessen. Aktive Gedenkstättenarbeit lässt sich schließlich weder von alten Revanchisten, neuen Hetzern im Netz, antisemitischen Ideologen noch von einem Virus verhindern – und seien sie noch so hartnäckig, sind sich Manja Schüle und Axel Drecoll einig. In der Gedenkstätte Sachsenhausen beginnt ein umfangreiches Projekt zur Digitalisierung von Sammlungsbeständen. Hinzu kommen neue digitale Bildungsformate und inklusive Internet-Angebote. Darüber hinaus befassen sich wissenschaftliche Tagungen mit der Geschichte und Erinnerung der nationalsozialistischen Konzentrationslager, mit dem 80. Jahrestag des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion sowie mit Bilanz und Perspektiven der Aufarbeitung der sowjetischen Speziallager. In den Gedenkstätten Sachsenhausen und Ravensbrück werden die Zielplanungen erstellt, in denen die bauliche Entwicklung für die nächsten Jahre festgelegt wird. Seit dem letzten Jahr läuft ein mehrjähriges Projekt zur Digitalisierung zentraler Archiv- und Sammlungsbestände und zum Ausbau der digitalen Infrastruktur. Das Projekt wurde in enger Kooperation mit der Gedenkstätte Buchenwald entwickelt und ist ein wichtiger Schritt, um die Sammlungsbestände zu sichern und einer breiten Öffentlichkeit digital zugänglich zu machen. Die Projektkosten in Höhe von rund 1,6 Millionen Euro werden zu gleichen Teilen vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Die 1993 gegründete Stiftung betreut als rechtlich selbständige des öffentlichen Rechts mit ihren mehr als 100 Mitarbeitern die Gedenkstätten in den früheren Konzentrationslagern Sachsenhausen und Ravensbrück, die Gedenkstätten für die Opfer der Euthanasie-Morde in Brandenburg an der Havel und im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg-Görden sowie die Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald als Außenstelle von Sachsenhausen. Außerdem verwaltet sie treuhänderisch die Stiftung Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße Potsdam. Aufgabe der Stiftung ist es, an Terror, Krieg und Gewaltherrschaft zu erinnern, die Auseinandersetzung der Öffentlichkeit mit diesem Thema zu fördern und ein würdiges Gedenken an die Opfer der Verbrechen der Gewaltherrschaft des NS-Regimes und der sowjetischen Besatzungsmacht und der DDR zu ermöglichen. Jahresprogramm der Stiftung: www.stiftung-bg.de/veranstaltungen |