Kriege, Wissenschaft und Technologien von 1914 bis 1945

Als einen „Ort der Mahnung“ hat die für die Landesliegenschaften zuständige Finanzstaatssekretärin Daniela Trochowski die ehemalige Heeresversuchsanstalt Kummersdorf im heutigen Landkreis Teltow-Fläming bezeichnet. Auf dem mit 2.100 Hektar heute größten Flächendenkmal des Landes Brandenburg haben deutsche Militärs ab 1875 Waffen und militärische Ausrüstungen zunächst für den Ersten Weltkrieg entwickelt und erprobt.

Danach nutzte die Reichswehr das Areal unter anderem ab 1932 für die Entwicklung der V2-Raketentechnik, die in Peenemünde fortgesetzt wurde. Bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Kriege, Wissenschaft und Technologien von 1914 bis 1945“ im Museum Kummersdorf erinnerte sie daher daran, dass das Areal unmittelbar zur Vorbereitung der zwei verheerenden Weltkriege des vergangenen Jahrhunderts diente, die beide von deutschem Boden ausgingen.

„Deshalb tragen wir eine besondere Verantwortung“, betonte Brandenburgs Finanzstaatssekretärin zum Auftakt der noch bis 19. November dieses Jahres gezeigten Sonderausstellung. „Die Verantwortung sich einzusetzen gegen jede Form von Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit, gegen Übergriffe und Gewalt und auch gegen die Entwicklung und den Einsatz von Waffen, gegen jegliche Aufrüstung weltweit und internationalen Waffenhandel.“

Die Sonderausstellung im Museum beleuchtet die Entstehung der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts und stellt die ehemalige Heeresversuchsanstalt Kummersdorf in einen europäischen Kontext. Die erstmals in Deutschland gezeigte Ausstellung ist sonst im französischen La Coupole beheimatet und zeigt auch die Entwicklung französischer und englischer Technologien für den Krieg.

Nun wird sie an jenem Ort gezeigt, an dem die deutsche Raketenentwicklung der V2-Rakete ihren Ausgang nahm und schlägt damit einen historischen Bogen von Kummersdorf zur Abschussanlage in La Coupole. In dem rund 45 Kilometer von Calais entfernten Ort errichtete die nationalsozialistische Besatzungsmacht ab 1943 eine riesige, kuppelförmige Abschussanlage für die V2-Rakete.

Die deutschen Besatzer setzten überwiegend sowjetische Kriegsgefangene für die Bauarbeiten ein. Kurz vor der Fertigstellung wurden die Arbeiten nach schweren Beschüssen eingestellt, so dass von dem französischen Ort keine Rakete der von der NS-Propaganda als „Wunderwaffe“ bezeichneten Technik abgefeuert wurde. Heute ist La Coupole ein Museum und Ort der Auseinandersetzung mit der Geschichte.

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Die ehemalige Heeresversuchsanstalt Kummersdorf nutzte die Westgruppe der Truppen (WGT) der sowjetischen Streitkräfte nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1994. Bekannter als der Name Kummersdorf war zuletzt der Militärflugplatz Sperenberg, der teilweise auf dem Kummersdorfer Schießplatz für die sowjetischen Streitkräfte entstand.

Im Jahr 2012 übernahm das Land Brandenburg das rund 3.300 Hektar große Areal Sperenberg/Kummersdorf-Gut, von denen seit 2007 rund 2.100 Hektar in die Denkmalliste des Landes Brandenburg eingetragen sind. Dem Förderverein – der das Museum Kummersdorf betreibt – ermöglichte das Land nun, die Sonderausstellung durchzuführen.

Die Sonderausstellung bietet für die Besucher nicht nur die Gelegenheit zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte des deutschen Militärs, sondern gibt auch einen Einblick in das geschichtsträchtige und für die Öffentlichkeit wegen der Munitionsbelastung sonst gesperrte Areal Sperenberg/Kummersdorf-Gut.

Sie wird noch bis 19. November 2018 im Museum Kummersdorf dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr in der Konsumstraße 5, in 15838 Am Mellensee zu sehen sein.

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