Forscher der HNEE entdecken 500 Jahre alte Baumstümpfe
Forscher der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNEE) entdecken Baumstümpfe aus dem 16. Jahrhundert im Wesensee (Unesco-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin). Neueste Eisbohrungen sollen Aufschluss über deren genaues Alter und die schwankenden Pegelstände des Sees geben. „Schauen Sie sich den Wesensee genau an. Stellen Sie sich nun anstelle des Sees einen Eichenwald vor…“, so lautet der Introtext für eine geplante Infotafel im Unesco-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin nahe Eberswalde (Brandenburg) am Ufer des Wesensees. Vor rund 500 Jahren prägte hier ein grünender Eichenwald das Landschaftsbild, jetzt ist es eine Wasseroberfläche von rund 36 Hektar. Was ist passiert?
Forscher der HNE Eberswalde entdeckten im vergangenen Jahr marode Baumstümpfe, als diese aufgrund des seit Jahrzehnten andauernden Wasserrückgangs sichtbar wurden. „Deren Alter konnte auf eine Wachstumszeit von 1460 bis um oder nach 1557 datiert werden. Woraus sich ableiten lässt, dass der Wesensee wohl erst im späten 16. Jahrhundert entstanden ist“, erklärt HNEE-Absolvent Marcel Stöhr, der über die Entstehungsgeschichte des Wesensees seine Bachelorarbeit 2017 schrieb. Anhand von historischen Kartenmaterials und Luftbildern legte er die Veränderungen und den massiven Wasserstandsverlust von bis zu drei Metern der vergangenen Jahrzehnte da. „Allein den Klimawandel dafür verantwortlich zu machen, reicht nicht, auch wenn er sicher eine Rolle spielt. Es ist auch die Landnutzung durch den Menschen, die die Verdunstung und damit den Wasserstand des Sees beeinflusst sowie Eigenheiten der lokalen Geologie und Hydrologie“, sagt HNEE-Dozent Dr. Olaf Juschus, der die Arbeit betreute.
Um mehr Daten zu gewinnen, begab sich der Olaf Juschus nun zusammen mit Kollegen der Universität Greifswald auf den zugefrorenen Wesensee, um Bodenproben an der tiefsten Stelle des Sees (2,1 Meter) mittels Eisbohrungen zu entnehmen. „Wir erhoffen uns, so das Alter des Sees noch präziser bestimmen zu können. Die Ergebnisse der Proben ließen es zudem zu, eine Kurve des Wasserstandes am Wesensee auch für prähistorische Zeiten zu rekonstruieren“, sagt der Forscher, dessen Fachgebiete die Landschaftsökologie und Landnutzungsplanung sind. Für das Schutzgebiet böten die Erkenntnisse, mit denen Olaf Juschus im Sommer dieses Jahres rechnet, Aufschluss, wie man langfristig mit solchen Binnenseen umgehen soll. Lohnt es sich bei fallenden Wasserständen, Wasser aus benachbarten Seen aufzufüllen, um das Biotop zu erhalten? Ist es denkbar, dass der See in 20 bis 30 Jahren vollends verschwindet? „Aktuell wird darüber im Naturschutz diskutiert“, weiß der HNEE-Experte, was zugleich Fragen der möglichen Finanzierung mit sich bringt. Das ist zugleich interessant für den Fischer, der den Wesensee derzeit bewirtschaftet. So könnte es auch sein, dass er einen seiner Seen langfristig verliert.