Spannend recherchiert im 25. Erkneraner Heft

Was wäre gewesen, wenn Erkner keinen Bahnstopp, keine Haltestation, keinen Bahnhof bekommen hätte? Stadthistoriker Frank Retzlaff ist sich sicher: „Dann hätte sich Erkner ab dem Jahre 1842 nicht so entwickelt, wie geschehen.“ Die Bahn war einstmals ein Privatunternehmen, erst später stieg der Staat mit ein und der Ausbau eines Schienennetzes begann. Erkners Eisenbahnlinie war übrigens die erste Linie, die vom preußischen Staat übernommen wurde. Wer heute den Erzählungen von Frank Retzlaff lauscht, sieht sich an die gute alte Zeit erinnert, manchmal denkt man sich fast in Wildwestfilme versetzt. Wenn zum Beispiel die Rede davon ist, dass einst der Plan aufkam, man wollte Schienen nach Müncheberg auf die B1/B5 nageln. Oder als ein Nachtbetrieb auf den Gleisen nicht geplant war und deswegen die Überlegung aufkam, dass Pferde nachts die Waggons ziehen sollten. „Deswegen gab es alle 15 Kilometer eine Pferdewechselstation, eine sogenannte Relaisstation“, erzählt der Historiker.

„Erkner und die Eisenbahn von den Anfängen bis zum I. Weltkrieg“ war ursprünglich schon mal ein Thema in Retzlaffs Diplomarbeit. Da die Thematik immer wieder auf reges Interesse stößt, der Historiker dazu schon viele Vorträge hielt, fing er noch einmal zu recherchieren an – das Ergebnis ist nun im 25. Erkneraner Heft kurzweilig und faktenreich nachzulesen. Und interessant-vergnüglich kann Stadt-, Bahn- und Bahnhofgeschichte Erkners sein. In Erkner lebten nur 300 Einwohner und dennoch bekam die kleine Gemeinde eine eigene Bahnstation. Das bedeutete: Hier konnten Passiere aus- und einsteigen. Um dem Großstadtmief zu entrinnen, gab es immer mehr Berliner, die die Bahn gerne nutzten, um das Umland zu erkunden. Durch den Wald- und Seenreichtums Erkners war die Region ganz schnell bei den Berlinern beliebt und gut erreichbar.

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Wer es sich leisten konnte, der machte Ausflüge. Und so fuhr die Bahn mittwochs und sonntags von Ostern bis Ende September mittels Vergnügungsfahrten über Köpenick und Friedrichshagen bis nach Erkner. Frank Retzlaff bringt es auf den Punkt mit seiner Aussage: „Mit diesen Vergnügungsfahrten begann der Fremdenverkehr in Erkner.“ Immerhin kamen im ersten Ausflugsjahr schon um die 7000 Gäste. So viele Ausflügler wollten vor Ort auch etwas essen und trinken und somit entwickelte sich die Gastronomie im Ort. Und bei diesem Recherchethema stieß Frank Retzlaff auf den Namen Carl Heinzelmann.
Dieser umtriebige Geschäftsmann hatte in Berlin die ersten Gartenlokale eröffnet, sogar Vergnügungsparks im Tiergarten und am alten Bahnhof in Potsdam entwickelt. Heinzelmann, der erste Bahnhofswirt Preußens, fuhr also auch mal nach Erkner, erkannte das enorme Potential vor Ort und wurde Bahnhofswirt der „Bahnhaus Restauration Erkner“.

Auf sein Bestreben hin gab es fortan Kahn- und Gondelfahrten auf dem See. Zwar war Carl Heinzelmann nicht lange in Erkner tätig, dennoch hinterließ er Spuren. Wer allein schon zu diesem Kapitel weiterlesen möchte, der findet im Erkneraner Heft Nummer 25 ganz viele Hinweise, wie übrigens zu jedem Kapitel. Ob zum berühmten „Bahnwärter Thiel“, dem Ausbau des Bahnhofs, zum Vororttarif von 1891 oder der Ansiedlung von Julius Rütgers Teerdestillation. Das neue mittlerweile 25. Erkneraner Heft „Erkner und die Eisenbahn“ von Frank Retzlaff ist fast schon ein „Muss“ für alle Liebhaber historischer Beiträge und speziell zu Erkners Geschichte. Akribisch recherchiert, auf hochwertigerem Papier gedruckt und vom Heimatverein Erkner e. V. herausgegeben. Das Erkneraner Heft Nr. 25 gibt es im Heimatmuseum am Sonnenluch an der Heinrich-Heine-Straße 17/18 zum Preis von zwei Euro zu den Öffnungszeiten des Museums (mittwochs, samstags und sonntags ,von 13 Uhr bis 17 Uhr) zu kaufen.

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