Domgemeinde & Denkmalschutz starten gemeinsame Spendenkampagne

Der Berliner Dom wirkt auf den ersten Blick prächtig und gut erhalten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Fassaden des über hundert Jahre alten Gebäudes bröselt und bröckelt an allen Ecken und Enden. Wie massiv die Schäden sind, musste die Domgemeinde im vergangenen Jahr feststellen, als sie den Glockenturm restaurieren ließ. Von den dafür notwendigen Gerüsten ließen sich erstmals und in unerwartet hohem Umfang Risse, undichte Fugen und lose Gesteinsteile und defekte Natursteinoberflächen an der Fassade, an Schmuckelementen und Figuren der größten Kirche Berlins erkennen. „Wir hatten mit solchen Schadensbildern nicht gerechnet“, so Volker Faigle.

Schuld an dem Verfall sind unter anderem die schwarzen Verkrustungen aus Ruß, Gummiabrieb und Staub, die sich im Laufe der letzten Jahrzehnte auf dem Sandstein abgelagert haben. Sie verhindern, dass der Stein „atmet“. Durch Luftschadstoffe und Regenwasser bilden sich Säuren, die in den Stein eindringen und ihn zersetzen. Der Wasserablauf wird gestört. Durch undichte Fugen dringt Feuchtigkeit ein und schädigt den Stein. Um die Fassade zu retten, müssen die Steinoberflächen nun dringend von Verkrustungen, Bewuchs, Verschmutzungen gereinigt und fragile Bereiche stabilisiert werden. Risse, Löcher und Rinnen müssen geschlossen und defekte Fugen wiederhergestellt werden. Die Gesamtkosten für kommenden vier Jahre belaufen sich auf 1,6 Millionen Euro.

Da diese Summe von der Domgemeinde unmöglich allein aufgebracht werden kann, unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den Berliner Dom nun mit einer bundesweiten Spendenkampagne. Ab sofort künden Banner, Informationstafeln, Flyer und bundesweite Aufrufe von der Notwendigkeit der Unterstützung des Domes. Steffen Skudelny ist zuversichtlich: „Wir setzen uns bundesweit erfolgreich für den Erhalt bedrohter Denkmale ein und werden dabei unterstützt von vielen engagierten Bürgern. Auch für den Berliner Dom bitten wir um Ihrer aller Hilfe!“ Die Spendenkampagne ist für mehrere Jahre vorgesehen, Baubeginn soll im Jahr 2020 sein.

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Der Berliner Dom, im historischen Herzen Berlins gelegen, gilt als eine der prachtvollsten Sakralbauten des Landes und ist eine der großen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Seit 1465 existierte in Berlin eine Dom- und Hofkirche, die Friedrich der Große 1750 nördlich des Stadtschlosses durch einen barocken Neubau ersetzen ließ, der 1822 durch Karl Friedrich Schinkel klassizistisch umgestaltet wurde. Kaiser Wilhelm II. gab einen neuen, repräsentativen Zentralbau mit mächtiger Kuppel in Auftrag, der von 1893 bis 1905 nach Plänen von Julius Carl Raschdorff in Formen der Neorenaissance und des Neobarock entstand. Als eine der größten evangelischen Kirchen Deutschlands besteht der Dom heute aus der Predigtkirche, der sogenannten Tauf- und Traukirche, der Hohenzollerngruft sowie dem Dommuseum.

Den imposanten Zentralbau prägt die von vier Türmen flankierte 98 Meter hohe Kuppel. Während die Fassade zum Lustgarten hin über einer Freitreppe mit einer vorgelagerten Säulenhalle durch kolossale Säulen und verkröpfte Gesimse zu zwei monumentalen Geschossen zusammengefasst ist, ist die Spreefassade palastartige und viergeschossig. Alle Fassaden des Domes – und das Innere – zeigen einen umfangreichen Figurenschmuck mit einem protestantisch geprägten Heilsprogramm, das die Bedeutung des Domes als „Hauptkirche des Protestantismus“ unterstreichen sollte. Mit seiner einzigartigen Architektur und seinem weithin sichtbaren goldenen Kuppelkreuz ist der Berliner Dom ein Wahrzeichen der Stadt weit über deren Grenzen hinaus. Jedes Jahr besuchen ihn 900.000 Menschen aus aller Welt.

error: Der Inhalt ist geschützt!