Probleme von Senioren im ländlichen Raum

Gestern Vormittag trafen sich die Vorsitzenden der Seniorenbeiräte des Landkreises Oder-Spree in Fürstenwalde im Alten Rathaus zu einer sehr interessanten Sitzung. Es kamen nicht nur Probleme der Senioren in Oder-Spree zur Sprache, die wichtiger nicht sein könnten, sondern man konnte auch den ersten Landesseniorenbeauftragten des Landes Brandenburg begrüßen. Norman Asmus, der dieses Amt als erster überhaupt bekleidet, hat es sich auf die Fahnen geschrieben, sich in allen Landkreisen und bei deren Beiräten persönlich vorzustellen. Erleben konnte man einen aufgeschlossenen und gut vorbereiteten Landesseniorenbeauftragten, der über die Wichtigkeit und die Vielzahl der Probleme genaustens Bescheid wusste, sich mit einem fundierten Wissen am Gespräch beteiligte und nicht endlose Prologe von sich gab, bei denen ohnehin schon nach kurzer Zeit alle abgeschaltet hätten. Durch den Vormittag führte Hannelore Buhl, Vorsitzende des Kreisseniorenbeirates, die sich ebenfalls, wie alle anderen Anwesenden auch, positiv überrascht zeigten. Das größte Problem der Senioren im ländlichen Raum, nicht nur in Oder-Spree, ist, und das war auch das Hauptthema, die ärztliche Versorgung, die Vereinsamung und die Altersarmut der Senioren. Die klare Aussage war: Dem muss entgegengewirkt werden.

Das Schlimmste, so waren sich alle einig, ist die ärztliche Versorgung. Die Krankenhäuser gehen fort aus den Regionen in die größeren Ballungsgebiete, wo es sich für sie lohnt und die ältere Generation bleibt zurück. Aussagen von Ämtern „sie sollen halt mit dem Auto oder Bus zum Arzt fahren“, sind keine Lösung, sondern werden als Frechheit empfunden. Viele dürfen und können nicht mehr Autofahren und bei anderen kommt nur noch zweimal am Tag im Ort der Bus und zwar morgens und abends und dazwischen ist kein Fortkommen. Man sei zwar mit den Pflegediensten sehr zufrieden, diese würden auch eine tolle Arbeit machen, allerdings wäre ein Arzt doch wünschenswert. Ein Vorschlag, der in diese Richtung geht, wäre es, so erinnerten sich viele Anwesende, „Schwester Agnes“ wiederzubeleben. „Schwester Agnes“ war eine Fernsehserie des DDR-Fernsehens, wo einst die Schwester mit der Schwalbe quer durchs Land fuhr, um zu helfen, Blutdruck zu messen, mal eine Spritze geben – und die Gespräche kamen dabei auch nicht zu kurz. Das wäre eine mögliche Lösung, mit der man sich anfreunden könnte. Ein freundliches Schmunzeln war zu bemerken und hier und da ein zustimmendes Nicken. Die Kommunikation spielte ebenfalls eine wesentliche Rolle in den Gesprächen. Mit dabei war auch Andrea Schokat, Senioren-, Behinderten- und Integrationsbeauftragte des Landkreises Oder-Spree, sowie Rita-Sybille Heinrich, Vorsitzende des Ausschusses für Soziales, Gesundheit und Migration des Landkreises und Mitglied der Fraktion Die Linke im Kreistag, die sich ebenfalls sich aktiv im Rahmen ihres Amtes beteiligt. Die Vorsitzenden der Beiräte empfinden das schleichende Verlagssterben sehr beängstigend, denn damit gehen Zeitungen und Broschüren, die einst Informationen weitertrugen und bis in den kleinsten Winkel kamen, kaputt. Doch einen Lichtblick gibt es in der Region noch: Die Stadt Storkow macht es vor, dort gibt es beispielsweise das Amtsblatt-Lokalanzeiger und nahezu jeder Haushalt erhält es. Das Internet ist sicherlich eine Form der Kommunikation, aber nicht alle Gemeinden verfügen über eine schnelle oder überhaupt eine Leitung. Da tritt doch schon die Vereinsamung ein, war zu hören.

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Das Radio könnte vielleicht eine Schlüsselposition einnehmen, kam zur Sprache. Die Idee kam gleich gut an, vielleicht über einen Sender wie „Antenne Brandenburg“: Eine Stunde täglich Themen mit und von Senioren, könnte man sich vorstellen oder die Installation eines Regionalsenders, der dann alles wichtige aus der Region für die Region kommuniziert. Der Landesseniorenbeauftragte war nicht überrascht, denn das sind genau die Themen, die auch er auf der Agenda hat und die sich in den anderen Landkreisen so oder in anderer Form zeigen. Er sieht dabei ein großes Aufgabenpotenzial, was es gilt, möglichst zeitnah zu lösen. Es gibt schon erste Formeln, wie man der ärztlichen Grundversorgung entgegenwirken will. Dabei kommt der Digitalisierung eine nicht unerhebliche Bedeutung zu. Der Arzt kommt dann via Internet. Das setzt aber voraus, dass alle über ein schnelles Netz verfügen – dies muss der Politik noch einmal verdeutlicht werden. Wer das eine möchte, muss auch das andere wollen. Hannelore Buhl bedankte sich bei allen, lud abschließend noch zur Führung in das Brauerei-Museum ein und wandte sich an die Beiratsvorsitzenden mit der Bitte, sollte es Probleme geben, solle man sich nicht scheuen, sich mit dem Beirat in Verbindung zu setzen. Die Zeit spiele dabei keine Rolle, wichtiger wäre es, Probleme der Senioren zu lösen.

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