Titanweiß als potenziell krebserregend eingestuft

Die EU-Kommission hat im Oktober 2019 Titandioxidpulver als potenziell krebserregenden Gefahrstoff eingestuft. Wenn die Verordnung Mitte 2021 in Kraft tritt, gelten Produkte mit diesem Farbpigment als Sondermüll. Für die Industrie hat das weitreichende Folgen. Beim niedersächsischen Öko-Farbenhersteller Kreidezeit sieht man dem gelassen entgegen. Dort wurde von Anfang an auf Titanweiß verzichtet. Ende der 80er-Jahre stellte Unternehmensgründer Gert Ziesemann auf einem Wochenmarkt in Hildesheim seine Wandfarbe aus Magerquark, Kreide und Borax vor, die noch heute im Programm ist. Heute vertreibt das Unternehmen mit seinen gut 30 Mitarbeitern mehr als 100 Produkte weltweit. Die Herstellung von Titanweiß ist unter Umwelt-Gesichtspunkten heute unbedenklich, da durch spezielle Recycling-Prozesse keine Dünnsäure – damals ein Abfallprodukt bei der Herstellung von Titanweiß – mehr entsorgt werden muss. Trotzdem verzichtet Kreidezeit aus Klimaschutzgründen weiterhin konsequent auf Titandioxidpulver, so Michael Meißner, technischer Berater bei Kreidezeit. „Die Herstellung von Titanweiß verbraucht enorm viel Energie, entsprechend entsteht auch CO2 in großen Mengen.“

Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige
Anzeige

Titanweiß ist hierzulande das am häufigsten verwendete Weißpigment. Es kommt in fast allen weißen Materialien vor – ob in Kunststoffen, Papier oder Zahnpasta. „Farben mit Titanweiß sind tatsächlich sehr strahlend und können mit synthetischem Aufhellen noch grell-weißer gemacht werden“, beschreibt Meißner die Eigenschaften. Solche Wandfarben lassen eine makellos einheitliche, aber starre weiße Fläche entstehen, die bei allen Lichtverhältnissen gleich aussieht. Farben aus Kalk und Marmormehlen haben eine ganz andere Optik. Mit ihnen lassen sich Weißtöne erzielen, die zwar hell, aber nicht grell sind und die das Licht verschiedener Tageszeiten lebendig aufnehmen und widerspiegeln. Dadurch wirken die Wände fürs Auge wohltuend und fügen sich harmonisch in die Wohnungsumgebung ein. Die Entscheidung der EU-Kommission, Titanweiß als „potenziell krebserregend durch Einatmen“ zu klassifizieren hat für die Industrie weitreichende Folgen: Denn der Rohstoff ist in vielen Produkten kaum zu ersetzen. Ab Mitte nächsten Jahres müssen viele Erzeugnisse deswegen als Sondermüll entsorgt werden. Auch in dieser Hinsicht macht sich der konsequente Verzicht auf Titanweiß für den niedersächsischen Ökofarben-Pionier jetzt bezahlt. Denn die Entsorgung der eigenen Farben und Putze ist kein Problem, sagt Meißner: „Unsere Produkte lassen sich sogar kompostieren.“ Weitere Informationen unter www.kreidezeit.de.

error: Der Inhalt ist geschützt!