Familie sagt Müllmafia den Kampf an

Müll, immer wieder Müll! Wann wird das aufhören, dass Menschen, egal woher sie stammen, unsere Wälder, Wege und Städte vermüllen? Eine Ursache scheint das fehlende Verständnis von Sauberkeit zu sein. Viele, die tagtäglich quer durch den Landkreis Oder-Spree reisen müssen – sei es zur Arbeit, zur Schule oder aus privaten Gründen – kennen diesen Anblick: Blaue Säcke oder – ganz unverhohlen und provokant – Farbeimer, Reste von Baustoffen, alte Elektrogeräte, sogar Möbel und alte Kloschüsseln und ähnliches sieht man allzu oft am Wegesrand liegen. Das Entsorgen bei den dafür zuständigen Deponien ist zumeist kostenlos, daran kann es also nicht liegen. Dann wohl doch eher an der Gleichgültigkeit einiger, die es bis heute nicht verstanden haben, was diese Art der „Entsorgung“ für ihre Mitmenschen, das Budget der städtischen Haushalte und nicht zuletzt für die Umwelt bedeutet.

In Neuendorf im Sande ist die Familie Bleck zu Hause. Neuendorf ist ein beschauliches Dorf, wo man sich kennt, wo Kinder in Geborgenheit aufwachsen können, mit viel, viel Natur drumherum. Wenn Mutter Nadine zur Arbeit fährt, so schildert sie es, fährt sie den Weg Richtung Fürstenwalde und zurück. Was da abgeht am Straßenrand sei nicht mehr zu erklären, das macht sie wütend. Aber das bringt nichts, man muss Taten folgen lassen. Einmal im Monat zeigt die Mutter mit ihren Kindern Flagge und sie wünscht sich dabei mehr Mitstreiter. Jede Hand würde helfen. Das glaube ich ihr gern. Die Zustimmung der Menschen aus ihrer Umgebung ist wohl da, aber die Bereitschaft, tatkräftig zu helfen, fehlt einfach. Seit März, mit Beginn des Lockdowns, hat alles begonnen. In dieser Zeit, in der die berufliche Tätigkeit ruhen musste, hatte sich Nadine entschieden, einen Abschnitt der langen Straße zwischen Neuendorf i. Sande und Fürstenwalde von dem gesamten Unrat zu befreien. Fast 1 Kilometer Straße hatte sie sich da vorgenommen und was ist dabei nicht alles zu Tage getreten! Für Verwunderung sorgte dabei vor allem die große Menge der Büchsen oder Plastikerzeugnisse in allen Variationen, die polnische Etiketten trugen. Fünf große Müllsäcke waren das Ergebnis dieser ersten Müllaktion. Und wie der Zufall es bei dieser ersten Aktion so wollte, fuhr der Landesbetrieb Straßenwesen just in dem Moment vorbei, hielt an und war ganz erstaunt über den Enthusiasmus der Familie. Die gefüllten Müllsäcke mit der privaten Beschriftung wurden auch gleich mitgenommen.

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Seither geht die gesamte Familie gemeinsam einmal im Monat ihre Strecke ab und der Erfolg scheint ihnen recht zu geben: Es ist weniger geworden mit dem Müll am Wegesrand, auch wenn es auf der Waldseite noch nicht ganz so toll ist. Aber immerhin ist da schon ein Lichtblick. Auch für die Kinder ist die Aktion eine wichtige Lehre, mit ihrer Umwelt richtig umzugehen und diese nicht zu vermüllen. Ich glaube, das haben sie schon sehr gut verstanden. Und dann haben mir die Kids noch einen Müllberg gleich an der Straße, hinter einem Hügel gezeigt – breit gestreut und dem Verfall preisgegeben, nur leider verrotten Plastik und Büchsen nur sehr schwer. Ausgestattet mit Warnweste, Pieke, Kneifzange und Müllbeutel ging es heute los: In weniger als 20 Minuten fanden sich diverse Bierdosen, Pfandflaschen, eine Küchenplatte, Zigarettenschachteln, diverse Glasflaschen und eine Kaffeemaschine. Da kann man sich doch nur noch an den Kopf fassen!

Es gibt schon einige Firmen, die diese engagierte Familie unterstützen, mit Mülltüten und Werbeaufklebern, aber es fehlen noch Handschuhe und vor allem noch mehr Akteure, die mit Hand anlegen und nicht nur reden. Eine coole Idee die sich bereits in der Umsetzung befindet, Schilder in polnischer und deutscher Sprache, die darauf hinweisen, dass man den Müll nicht in der Natur entsorgt – und zwar nicht nur hier und da an den vermeintlichen Hotspots der Müllmafia, sondern an der gesamten Straße. Familie Bleck will gleich noch ein weiteres Stück mit unter ihre gestrengen Augen nehmen und könnte sich für die Zukunft gut vorstellen, dass sich jeder – wie es früher einmal üblich war – für ein Stück Weg oder Straße verantwortlich zeigt.

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