Ökumenischer Pfingstempfang
Feierliche Ehrung für Frau Dr. Susanne Stachat
Die Samariteranstalten in Fürstenwalde luden zum Ökumenischen Pfingstempfang in das auf dem Gelände befindliche Haus Joseph. Der Begegnungsort ist geradezu prädestiniert für solche Momente des Zusammentreffens, der architektonische aufgewertete groß wirkende Raum biete viele Möglichkeiten. Inhaltlich ging es an diesem Abend um das uns allen bewegende Thema „liebens wert“. Eingeladen hatte dazu der ökumenische Arbeitskreis der Stadt Fürstenwalde. Das Ziel des ökumenischen Grundgedanken ist es, die Verbundenheit und Zusammenarbeit von Christen verschiedener Konfessionen zu ermöglichen. Durch den Pfingstempfang führte der theologische Vorstand, Pfarrerin Ulrike Menzel und begrüßte herzlich die vielen Gäste und hielt anschließend die Andacht. Der Pfingstempfang im Haus Joseph brachte verschiedene Persönlichkeiten zum Podiumsgespräch zusammen. Eingeladen war Prof. Andreas Bochmann, Studiengangs Leiter Ehe, -Familien- und Lebensberatung, Polizeihauptkommissar Corry Woll, Leiter Polizeirevier Fürstenwalde, Andrea Kühn, Leiterin der evangelischen Kindertagesstätte „Arche“ der Samariteranstalten und Teresa Wigand, Beraterin beim Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V. Alle haben eins Gemeinsam sie haben in unterschiedlicher Form mit Menschen zu tun. Das brachten sie im Gespräch zum Ausdruck und zeigten an, wie sie mit Situationen, Konflikten und deren Lösungen so manches Problem verhindern, entkräften und im ruhigen Miteinander lösen können. Musikalisch wurde der festliche Empfang durch den Samariter Chor untermalt. Sie haben sich eigens für diesen feierlichen Moment, gemeinsam mit ihrem neuen Chorleiter, verschiedene musikalische Variationen überlegt und für Furore gesorgt.
Zusammen
der festliche Rahmen des Ökumenischen Pfingstempfangs bot eine schöne Gelegenheit, die Tradition des Ehrens, eines engagierten Menschen, der sich besonders Verdient gemacht und herausragendes geleistet hat, zu Ehren. Die Stadt Fürstenwalde ernannte zum ersten Mal eine Frau zur Ehrenbürgerin, Frau Dr. Susanne Stachat. Die Laudatio hielt Pfarrerin Cornelia Behrmann. Freude über die Wertschätzung ist groß. Urkunde, Gedenkmedaille und Blumen sowie das Einschreiben ins Goldene Buch der Stadt Fürstenwalde waren ein Moment der Freude. Dazu kamen die vielen Freunde, Weggefährten und natürlich die Familie, zusammen und gratulierten der ersten Ehrenbürgerin.
Auszüge aus der Laudation
Sie, Frau Stachat, haben besonderes und Bedeutendes geleistet. Aber sie taten das an einem besonderen Ort in dieser Stadt und sie taten es mit dem Fokus auf einen besonderen Teil der Bevölkerung dieser Stadt (und Kreis/Umland), der in der DDR nicht im Mittelpunkt öffentlicher und staatlicher Aufmerksamkeit stand, um nicht zu sagen, an den Rand gedrängt oder gar ausgegrenzt wurde, weil er nicht ins sozialistische Ideal passte): Kinder mit Entwicklungsverzögerungen und Behinderungen und ihre Familien.1970 kamen sie als Fachärztin für Allgemeinmedizin (von Müncheberg) nach Fürstenwalde, hatten sich aber schon lange mit Themen der Psychiatrie und besonders der Kinderpsychiatrie beschäftigt, gar eigene Studien angefertigt.
Der damalige Leiter der Samariteranstalten holte sie her, sie sollten die neu gegründete Kinderpsychiatrische Rehabilitationsklinik aufbauen. Als deren Leitenden Ärztin entwickelten Sie maßgeblich das Konzept dieser Klinik mit ca 50 Plätzen für Kinder mit intellektuellen Entwicklungsstörungen im Alter von 3-14 Jahren. (Klinikneubau wurde 1972 eingeweiht, heutige Burgdorfschule)
Dieses Konzept war neu, ja revolutionär. Dabei nahmen sie Ansätze aus den psychiatriereformerischen Debatten in Westeuropa ebenso auf, wie Sie aus genauen Beobachtungen eigene Ideen entwickelten und ausprobierten.
Ihre fachliche Expertise und Qualität:
Sie entwickelten die individualisierte Grunddiagnostik, deren Grundlage die genaue Beobachtung war, arbeiteten interdisziplinär mit der Kinderklinik in Bad Saarow zusammen, bezogen medizinische, psychologische und pädagogische Aspekte mit ein, waren lange die Einzige im Kreis, die ein EEG-Gerät hatte und auch bedienen konnte. Daraus entwickelten Sie individualisierte Therapieprogramme.
Die Kinder und Jugendlichen sollten nicht verwahrt werden, sondern je nach ihren Möglichkeiten gefördert. Sie entwickelten die Arbeitstherapie (heute Ergotherapie) als eine Möglichkeit, Fertigkeiten zu fördern und zugleich das eigene Tun auch als sinnhaft zu erleben. Sie legten einen Fokus auf die Frühförderung, und auf die Einbeziehung der Eltern, deren gezieltes Coaching. Und das bedeutet ja, auch diesen aus der Ohnmacht und Stigmatisierung herauszuhelfen, wenn diese wissen, wie sie ihrem Kind gut helfen können. Ein Zeichen des Erfolgs von Ihrem Konzept war, dass der Einsatz von Sedativa erheblich zurückgefahren werden konnte.
Außerdem waren Sie Vorreiterin in der Diagnostik von Autismus, heute hat sich hier ein Zentrum für Kinder mit Autismus entwickelt.
Zum Thema der Stigmatisierung: In den 70er Jahren konnten viele Menschen nicht mit Menschen mit Behinderung umgehen, was zu Abgrenzung und Ausgrenzung führte. Das brachen Sie auf, sorgten dafür, dass sich die Samariteranstalten zur Stadt hin öffneten, transparenter wurden, aber zugleich bedeutete das auch, rauszugehen aus den sicheren Mauern, sich einen Platz, Aufmerksamkeit, Teilhabe in der Stadteinzufordern, sichtbar zu sein. Was heute selbstverständlich ist, dass Gruppen oder einzelne in der Stadt unterwegs sind, einkaufen gehen, zu Veranstaltungen und Kulturevents kommen, das war es damals nicht.