Klinikum Bad Saarow ehrt Mediziner
In der Geschichte Bad Saarows spielen viele interessante Persönlichkeiten eine beachtenswerte Rolle. So auch die von OMR Prof. Dr. sc. med. Dr. med. h.c. Hans-Rudolf Gestewitz, denn er gehört zu den bedeutendsten Vertretern der Militärmedizin der damaligen DDR. Von 1960 bis 1988 leitete er das Zentrale Armeelazarett und die spätere Militärmedizinische Akademie in Bad Saarow am Standort des heutigen Helios Klinikums. Prof. Dr. Hans-Rudolf Gestewitz wäre am 12. Dezember dieses Jahres 100 Jahre alt geworden. Ihm ist eine Infotafel in der vierten Ausstellung des Bad Saarower Fördervereins gewidmet, welche im Wandelgang des Klinikums hängt.
Viele von den älteren Bad Saarower:innen und Klinikmitarbeiter:innen können sich noch gut an Prof. Dr. Hans-Rudolf Gestewitz erinnern. In den 28 Jahren seiner Tätigkeit in Bad Saarow erwarb er nicht nur große Verdienste um das Krankenhaus. So setzte er sich auch für die Entwicklung der Infrastruktur des Ortes wie für das Wohngebiet in der Schulstraße, für den Betriebskindergarten in der Forsthausstraße, für den Schulneubau und vieles Weitere ein. Damit trug er dazu bei, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der vielen Mitarbeiter:innen der medizinischen Einrichtung und ihrer Familien optimal zu gestalten.
„Prof. Dr. Gestewitz gehört zu den bedeutendsten Vertretern der Militärmedizin in der DDR und im internationalen Maßstab. Unter seiner Leitung wurde das Zentrale Lazarett der NVA zu einer hochspezialisierten Behandlungs- und Forschungseinrichtung sowie zu einer militärmedizinischen Hochschuleinrichtung mit Promotions- und Habilitationsrecht weitergestaltet. Der Entwicklungsstand der Einrichtung, das hochqualifizierte Personal und die gewachsene Infrastruktur des Klinikums und Ortes Bad Saarow waren entscheidende Voraussetzungen für die Zeit nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten und wirken bis in die Gegenwart nach“, sagt Prof. Dr. med. habil. Stefan Koch, Wissenschaftlicher Direktor und Chefarzt des Instituts für Pathologie im Helios Klinikum Bad Saarow.
Ein bewegtes Leben
Am 12. Dezember 1921 wurde Prof. Gestewitz in Bad Doberan als Sohn eines Arztes geboren. Nach dem Gymnasium und der Verpflichtung zum Reichsarbeitsdienst wurde er zur Wehrmacht eingezogen und erlebte den Krieg gegen Frankreich, auf dem Balkan und gegen die Sowjetunion. Nach britischer Kriegsgefangenschaft setzte er sein bereits 1943 in Rostock begonnenes Medizinstudium in Erlangen und Hamburg fort. Nach der ärztlichen Approbation 1948 promovierte er am renommierten Bernhard-Nocht-Institut Hamburg mit einem tropenmedizinischen Thema zum Doktor der Medizin. Die Ausbildung zum HNO-Facharzt erfolgte in Bad Wildungen/Hessen, Auerbach im Vogtland und Magdeburg.
1952 trat Gestewitz der Kasernierten Volkspolizei (KVP) bei und wurde 1959 Leiter der HNO-Klinik am Zentralen Armeelazarett (ZAL) in Bad Saarow und 1960 zugleich Leiter des ZAL. Wissenschaftlich war er bis zum Ende der 1950er Jahre parallel an der HNO-Klinik der Charité tätig und habilitierte sich dadurch im Jahre 1961. Sein spezielles Forschungsinteresse galt dem Hör- und Gleichgewichtsorgan. 1969 wurde Gestewitz Honorarprofessor, 1970 Dekan der neu geschaffenen Fakultät für Militärmedizin der Universität Greifswald und mit Gründung der Militärmedizinischen Akademie in Bad Saarow 1981 Ordentlicher Professor.
Hans-Rudolf Gestewitz wurde 1988 pensioniert. Er verstarb am 1. Dezember 1998 in Bad Saarow und wurde auf dem Waldfriedhof beigesetzt.
„Prof Dr. Gestewitz war ein bemerkenswerter Mensch. Hochgebildet, mit vielen Ideen blieb er in seiner Position als Generalleutnant und Chef der größten Militärmedizinischen Einrichtung der DDR bodenständig und ohne Allüren“, berichtet Prof. Dr. Koch.
In Gedenken an Prof. Dr. Gestewitz hatte das Helios Klinikum eine Veranstaltung anlässlich seines 100. Geburtstags geplant. Aufgrund der Corona-Situation wird diese ins erste Halbjahr des kommenden Jahres verschoben.
Vier Ausstellungen des Bad Saarower Fördervereins haben ihren Platz im Klinikum gefunden
In einer Ausstellungsfolge widmet sich der Förderverein „Kurort Bad Saarow“ e.V. seit 2014 Persönlichkeiten, die mit dem Ort und der Scharmützelseeregion verbunden waren oder sind. Die erste Ausstellung gilt den Musikern und Schauspielern. Die zweite Ausstellung zeigt bildende Künstler und Architekten. Die dritte Ausstellung ist Schriftstellern, Theater- und Filmschaffenden und die vierte weiteren Bad Saarower Persönlichkeiten gewidmet. Alle vier Ausstellungen hat der Förderverein dem Helios Klinikum dauerhaft überlassen. Sie haben im Wandelgang des Klinikums ihren Platz gefunden. Die fünfte und letzte Ausstellung der Folge hängt im Scharwenka-Haus.
Zeichnung von Prof. Dr. Gestewitz (Prof. E. Czerny Prag 1986)