Kindergesundheitsbericht veröffentlicht
Bei jedem zehnten Kind in Brandenburg unter 14 Jahren haben Ärztinnen oder Ärzte eine psychische Störung festgestellt. Die häufigste Diagnose ist die hyperkinetische Störung (ADHS). Es gibt aber große regionale und soziale Unterschiede. Diese und andere Daten finden sich im neuen Kindergesundheitsbericht mit dem Titel „Gesundheit und Gesundheitschancen für Kinder im Land Brandenburg“. Die Broschüre kann beim Gesundheitsministerium kostenfrei unter www.masgf.brandenburg.de bestellt werden.
Gesundheitsministerin Diana Golze: „Alle Kinder in Brandenburg sollen gesund und unbeschwert aufwachsen können. Das ist unser Anspruch und unser Ziel. Es darf nicht vom Wohnort, vom Geschlecht oder vom Einkommen der Eltern abhängen, wie gesund oder krank ein Kind ist. Der Bericht liefert wichtige Daten zur Gesundheit der Kinder und ist damit eine Grundlage für Schwerpunktsetzungen und weitere Maßnahmen unserer Gesundheitspolitik.“
In den Bericht sind umfangreiche Daten der Gesundheitsämter eingeflossen, beispielsweise aus den Schuleingangsuntersuchungen und den ärztlichen Untersuchungen zur Schulentlassung in der 10. Klasse. Erstmals wurden auch Daten der Krankenkassen, der kassenärztlichen Versorgung und der Krankenhäuser ausgewertet.
Demnach haben Präventionsangebote und Konzepte der Gesundheitsförderung dazu beigetragen, dass sich in vielen Aspekten die Gesundheit der Kinder verbessert hat. Jugendliche trinken weniger Alkohol als noch vor zwölf Jahren. Der Anteil von Mädchen und Jungen, die mindestens einmal pro Woche Alkohol zu sich nahmen, hat sich seit 2005 von 26 auf zwölf Prozent reduziert.
Täglich zur Zigarette greifen mittlerweile nur noch 13 Prozent der Jugendlichen, gegenüber 33 Prozent im Jahr 2005. Mittlerweile werden 90 Prozent der Kleinkinder von den Eltern zu den empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen gebracht. Die Impfquoten haben sich erhöht. Präventionsprogramme wie „Kita mit Biss“ zeigen Wirkung. Der Anteil von Fünfjährigen mit kariesfreien Zähnen ist zwischen 2007 und 2016 von 57 auf 68 Prozent gestiegen.
Die Daten ergeben aber auch, dass Kinder aus armen Familien überdurchschnittlich oft gesundheitlich benachteiligt sind. Wenn etwa das Familienleben von Arbeitslosigkeit geprägt ist und wenig Bildung vermittelt wird, leiden Kinder häufiger unter psychischen Problemen als andere Kinder ihrer Altersgruppe.
Die Anzahl der chronischen Erkrankungen ist zweieinhalb Mal so hoch. Kinder aus Familien mit niedrigem Sozialstatus und Migrantenfamilien nehmen seltener Medikamente. Adipositas (starkes Übergewicht) tritt bei 7,5 Prozent der Einschulungskinder aus armen Familien auf. Bei Familien mit hohem Sozialstatus sind es nur 1,9 Prozent.
Eine gute Zusammenarbeit vor Ort hat entscheidenden Einfluss auf die Lebensbedingungen und somit die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Deshalb widmet sich ein eigenes Kapitel im Gesundheitsbericht der Vernetzung in den Kommunen und der Bildung von Präventionsketten – also von kommunalen Strategien zur Gesundheitsförderung in Kindheit und Jugend.
Weitere Daten und Fakten aus dem Bericht
– Bei den Schuleingangsuntersuchungen wiesen 2015/16 43 Prozent der Kinder körperliche Beeinträchtigungen auf, vor allem Sehfehler und atopische Erkrankungen wie Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis.
– In der 10. Klasse zeigten sich bei mehr als der Hälfte der Jugendlichen Auffälligkeiten wie Sehfehler, Allergien und Probleme mit dem Bewegungsapparat.
– Nach Daten der Kassenärzte litten im Jahr 2016 sechs Prozent der Kinder unter Asthma, 13 Prozent unter Neurodermitis. In den Landkreisen schwankt die Häufigkeit dieser Krankheiten zwischen 15 Prozent und 25 Prozent.
– Der Einsatz von Antibiotika geht zurück. Im Jahr 2016 haben laut der AOK 26,5 Prozent der Brandenburger Kinder mindestens einmal Antibiotika erhalten. Im Jahr 2010 war das bei rund einem Drittel der Kinder und Jugendlichen der Fall.
– Die Gefahr exzessiver Mediennutzung wächst. Dies ist auch vom Schultyp abhängig: In Oberschulen und Förderschulen gaben rund 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, täglich mehr als drei Stunden vor dem Fernseher, der Spielekonsole oder dem Computer zu verbringen. In Gymnasien waren es nur etwas mehr als 20 Prozent.