Weniger Atemwegsinfektionen, dafür mehr psychisches Leiden
DAK-Studie zeigt im 1. Halbjahr in der Mark rund neun Prozent weniger Fehltage, Atemwegserkrankungen gehen um 56 Prozent zurück. Beschäftigte in Brandenburg fehlten im ersten Halbjahr 2021 so wenig wie seit Jahren nicht mehr. Der Krankenstand ist landesweit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,4 Prozentpunkte gesunken. Er liegt dennoch mit 4,9 Prozent an der Spitze aller Bundesländer und weit über Bundesniveau (3,7 Prozent). Somit waren an jedem Tag durchschnittlich 49 von 1.000 Beschäftigte in der Mark krankgeschrieben. Den niedrigsten Krankenstand im ersten Halbjahr hatte Baden-Württemberg mit 3,0 Prozent. Hintergrund dieses gesunkenen Krankenstands ist der massive Rückgang der Atemwegserkrankungen (minus 56 Prozent). Das geht aus der aktuellen Krankenstands-Analyse der DAK-Gesundheit für Brandenburg hervor.Die Kasse sieht die geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen während der Pandemie als Ursache. Der Rückgang betrifft fast alle Berufsgruppen. Während Fehltage wegen Atemwegserkrankungen weniger wurden, blieben diese bei Muskel-Skelett-Erkrankungen konstant und stiegen bei psychischen Leiden. Sie gehören weiterhin zu den wichtigsten Ursachen für Krankschreibungen. Laut Studie der DAK-Gesundheit hatten die Beschäftigten im ersten Halbjahr 2021 insgesamt neun Prozent weniger Fehltage als im Vorjahreszeitraum. Der Rückgang betrifft fast alle Berufsgruppen. Nichtmedizinische Gesundheitsberufe wie beispielsweise die Altenpflege gehören zu den wenigen Berufen mit steigenden Fehltagen. „Wir sehen, dass Homeoffice, Lockdown und verstärkte Hygienemaßnahmen sich positiv auf den Krankenstand ausgewirkt haben. Sie schützen nicht nur vor Corona, auch andere gewöhnliche Erkältungserreger werden seltener übertragen“, sagt Anke Grubitz, Leiterin der DAK-Landesvertretung in Brandenburg.
Landesweit gehen nicht nur die Ausfalltage zurück, auch die Betroffenenquote ist gesunken. Diese lag mit 32,8 Prozent rund sieben Prozentpunkte unter dem Vorjahreshalbjahr (1. Halbjahr 2020: 39,3 Prozent). Im Umkehrschluss bedeutet das, dass für 67,2 Prozent der Beschäftigten im ersten Halbjahr keine Arbeitsunfähigkeitsmeldung vorlag. Somit waren in diesem Zeitraum weniger Menschen krankgeschrieben als im Vorjahr. Weniger Atemwegsinfektionen und mehr Fehltage wegen psychischer Leiden. Mehr als ein Sechstel (17,7 Prozent) des Krankenstands wurde in der Mark von psychischen Erkrankungen verursacht. Hier stiegen im Vergleich zum ersten Halbjahr 2020 die Fehltage von 149 je 100 Versicherte auf 156 im ersten Halbjahr 2021. Ein Plus von rund fünf Prozent. Bei Lehrkräften beispielsweise an Schulen oder Hochschulen und in medizinischen Gesundheitsberufen wie in der Krankenpflege sind Depressionen und andere psychische Leiden die häufigste Ursache für das Fehlen im Job. Die Pandemie mit allen ihren Begleiterscheinungen hat hier auf psychische Erkrankungen wie ein Verstärker gewirkt. Hier ist ebenso wie in der Altenpflege dringend eine wirksame Entlastung der Beschäftigten notwendig. Was uns als Folge aus den Lockdown-Zeiten noch bevorsteht, können wir heute nur schwer abschätzen. Anke Grubitz befürwortet daher Bestrebungen der Politik, für chronisch psychisch Erkrankte besondere Versorgungsformen zu fördern. Strukturierte Behandlungsprogramme für Menschen mit Depressionen sind in Vorbereitung. Wir brauchen sie so schnell wie möglich. Für die Studie hat das Berliner IGES Institut Daten von mehr als 100.000 bei der DAK-Gesundheit versicherten Arbeitnehmern in Brandenburg ausgewertet. Eingegangen sind alle Fehlzeiten aus der Zeit von Januar bis einschließlich Juni 2021, für die eine Krankmeldung an die Kasse geschickt wurde. Insgesamt sind bei der Krankenkasse in Brandenburg mehr als 245.000 Menschen versichert. |