Kammerpräsident Schulz mahnt zur Sachlichkeit
Mit Unverständnis hat die Landesärztekammer Brandenburg auf die jüngsten Äußerungen des SPD-Politikers und Epidemiologien Prof. Dr. med. Karl Lauterbach reagiert. Gegenüber dem ZDF-Politikmagazin Frontal 21 hatte dieser erklärt, die Verfehlungen vor Ort seien gravierend und unentschuldbar gewesen.
„Derartige undifferenzierte Vorwürfe helfen aktuell niemandem weiter“, erklärte dazu Dipl.-Med. Frank-Ullrich Schulz. „Auch wenn die bisherige Klinikleitung bereits Versäumnisse und Fehler im Umgang mit dem Virus-Ausbruch eingeräumt hat, ist es nun Sache der Potsdamer Staatsanwaltschaft, den Fall im aktuell laufenden Verfahren mit der notwendigen Sorgfalt aufzuklären. Abwertende und voreilige Pauschalkommentare aus der Bundespolitik sind da eher nicht hilfreich.“
Der Ausbruch der COVID-19-Pandemie habe nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Politik in bislang unbekanntem Maße gefordert. Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und Praxismitarbeiter leisten derzeit – und manchmal auch unter Vernachlässigung des eigenen Gesundheitsschutzes – Außerordentliches, um infizierten Menschen zu helfen. Dass sie und ihre Arbeit jetzt von Mitgliedern der gleichen Regierungskoalition kritisiert werden, die es nicht geschafft hat, ausreichende Schutzausrüstung zur Verfügung zu stellen, ist kaum nachvollziehbar und trägt nur zur weiteren Verunsicherung von Patientinnen und Patienten bei.
Am 22. April hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn im Deutschen Bundestag erklärt, dass bislang noch keine Regierung auf Basis derart geringen verfügbaren Wissens so tiefgreifende Entscheidungen habe treffen müssen. Er sei, so Spahn weiter, schon immer neidisch auf die gewesen, die bereits immer alles gewusst hätten. „Eine solche bescheidene Grundhaltung würde ich mir angesichts dieser völlig außergewöhnlichen Pandemielage auch von anderen verantwortlichen Gesundheitspolitikern wünschen“, betonte Schulz.
Es sei sehr wichtig, so der Brandenburger Kammerpräsident, dass die im Raume stehenden Vorwürfe möglichst schnell und lückenlos aufgeklärt werden. „Bis dahin geht es aber primär darum, dass die COVID-19-Infizierten und alle anderen Patienten in den Krankenhäusern bestmöglich versorgt werden. Darauf müssen sie auch weiterhin zu Recht vertrauen dürfen!“