Ellen Neef Fachärztin für Viszeralchirurgie im Interview
Vor einem Jahr, am 1. Juli 2021, übernahm Ellen Neef die Praxis für Chirurgie im Bad Saarower Ärztehaus. Sie ist damit eine von rund 1.000 niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten, die in den ambulanten Helios Einrichtungen, den sogenannten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ), arbeiten. Wie die vergangenen zwölf Monate ihrer ambulanten ärztlichen Tätigkeit verlaufen sind, berichtet die 40-jährige Fachärztin für Viszeralchirurgie in diesem Interview.
Nach sechs Jahren ärztlicher Tätigkeit in der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am Helios Klinikum Bad Saarow wechselte Ellen Neef im Juli 2021 in die MVZ Praxis für Chirurgie. Für ihre Patientinnen und Patienten ein Vorteil, denn sie kennt die klinisch tätigen Kolleginnen und Kollegen sowie die Klinikabläufe ganz genau. Administrative und kommunikative Wege sind somit kurz, es wird „Hand in Hand“ gearbeitet, was für eine optimale Behandlung wichtig ist.
Frau Neef, wie geht es Ihnen nach einem Jahr ambulanter Tätigkeit?
Ich habe mich vor einem Jahr für diesen Schritt entschieden, weil ich ganz besonders den persönlichen Kontakt zu den Patienten schätze. In der Ambulanz ist der Patientenkontakt enger und das erfüllt mich. Die Arbeit mit den Patienten und meinem Praxisteam macht mir sehr viel Freude, denn die Vielfältigkeit des chirurgischen Spektrums im ambulanten Bereich ist wirklich sehr spannend. Sicher war die erste Zeit auch nicht immer ganz einfach, man muss sich erst einmal neu zurechtfinden, aber ich würde mich wieder so entscheiden.
Sie sind Chirurgin, aber was bedeutet der Begriff Ihrer Facharztbezeichnung Viszeralchirurgie?
Die Viszeralchirurgie ist die Chirurgie des Bauchraumes, der an der Verdauung beteiligten Organe und der Bauchwand, der Schilddrüse sowie Nebenschilddrüse und der Weichteile des Rumpfes. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit sind Erkrankungen des Enddarms und Afters.
Als Chirurg:in operiert man doch eigentlich vorrangig, oder? Wie geht das ambulant?
Als Chirurg:in steht man nicht nur im OP, viele Krankheitssymptome benötigen eine gezielte Diagnostik, Differenzierung und Therapieplanung. Ein operativer Eingriff erfolgt nur dann, wenn er medizinisch notwendig ist und keine konservativen Therapiemöglichkeiten in Betracht kommen.
Ist ein kleinerer operativer Eingriff erforderlich, kann er durchaus von mir ambulant in der Praxis durchgeführt werden. Ist eine größere Operation notwendig, erfolgt diese in Kooperation mit der Klinik für Allgemein-, Viszeral und Thoraxchirurgie oder einer anderen Fachabteilung im Helios Klinikum Bad Saarow.
Welche Krankheiten behandeln Sie in Ihrer Praxis?
Ich sehe mich als Weichenstellerin. Handelt es sich um ein allgemeinchirurgisches oder viszeralchirurgisches Problem, kann es in den meisten Fällen hier in der Praxis behandelt werden. Aber ich greife auch auf die Fachkompetenz meiner anderen ärztlichen Kollegen zurück und vermittle eine konsiliarische Mitbeurteilung, z.B. bei Erkrankungen oder Verletzungen des Stütz- und Bewegungsapparates oder der Gefäße. Des Weiteren kümmere ich mich auch um die Nachbehandlung nach operativen Eingriffen. Ich behandle abdominelle Beschwerden, Bauchwandbrüche (Hernien), Erkrankungen des Enddarms und Beckenbodenschwäche, chronische Wunden, Tumoren der Haut oder oberflächlichen Weichteile. Außerdem übernehme ich die Tumornachsorge insbesondere bei Darmkrebs.
Und was sind dann die kleineren chirurgischen Eingriffe, die Sie übernehmen?
Ich implantiere beispielsweise Ports, entferne oberflächliche Haut-Weichteilgeschwülste und möchte auch perspektivisch wieder äußerliche Bauchwandbrüche operativ versorgen.
Wozu implantieren Sie Ports?
Bei vielen Tumorerkrankungen ist eine Portanlage für eine Chemotherapie über die obere Hohlvene notwendig. So kann bei Bedarf der Port durch die Haut punktiert und das Medikament oder die Nährlösung verabreicht werden. Die Venen am Arm werden so geschont.
Wie funktioniert ein Port ganz genau?
Der direkt unter die Haut eingesetzte Portkammer dient als eine Art „Einfüllstutzen“. Von hier aus führt ein ca. 15-20 cm langer Silikonschlauch über das Venensystem direkt in die großen und weiten Blutgefäße vor dem Herzen. Hier können die Medikamente durch die große Menge vorbeifließenden Blutes und den Verdünnungseffekt zügig im Blutkreislauf verteilt werden. Zudem wird die Verabreichung von Medikamenten deutlich erleichtert. Die Portkammer schließt unmittelbar unter der Haut mit einer Silikonmembran ab. In diese Membran kann bei einer Trefferfläche von etwa einem bis anderthalb Quadratzentimeter immer wieder mit speziellen Kanülen eingestochen werden.
Können Ports auch für andere Medikamente als Chemotherapeutika verwendet werden?
Ja durchaus. Über einen Port kann auch die Gabe von Infusionen oder die vorübergehende künstliche Ernährung oder Verabreichung von notwendigen Blutprodukten intravenös erfolgen. Die Indikation zur Portanlage muss individuell gestellt werden.
Ist das Schwimmen oder Baden mit Port möglich?
Wenn das Portsystem nicht punktiert ist, schützt die intakte Haut den darunterliegenden Port vor „Verschmutzung“ und die Patienten können baden oder schwimmen.