Starker Rückgang bei Infektionen und Krankheiten des Atmungssystems
Die Pandemie hat auch in Brandenburg massive Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung von Minderjährigen. Der Lockdown im März und April letzten Jahres führte zu einer spürbaren Corona-Delle bei den Krankenhausbehandlungen. Im Vergleich zum Vorjahr fiel zudem fast jede zweite Operation von Kindern und Jugendlichen aus. Insgesamt gingen die Krankenhausfälle in der Mark um rund 46 Prozent zurück, fünf Prozentpunkte stärker als im Bundesdurchschnitt. Das zeigt eine aktuelle und repräsentative Sonderanalyse der DAK-Gesundheit, die die Universität Bielefeld erstellt hat. Gründe für die Corona-Delle waren verschobene Behandlungen durch die Krankenhäuser und weniger Klinikbesuche aus Angst der Eltern vor Ansteckungen. Die stärksten Rückgänge gab es bei Infektionen und Krankheiten des Atmungssystems. Durch die Entwicklung erwarten Mediziner jetzt einen Anstieg von schweren Verläufen bei chronischen Erkrankungen von Kindern. Anke Grubitz, Landeschefin der DAK-Gesundheit in Brandenburg, sieht ein „deutliches Warnsignal“. Im Rahmen der DAK-Sonderanalyse untersuchte die Universität Bielefeld die anonymisierten Krankenhausdaten von mehr als 40.000 Brandenburger Kindern und Jugendlichen im Alter von null bis 17 Jahren, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind.
Untersucht und verglichen wurden die ersten Halbjahre 2019 und 2020. „Wir sind alle sehr beeindruckt, wie sehr die aktuell viel strengeren Hygienemaßnahmen auch den Rückgang fast aller anderen Infekte bei Kindern verursacht haben. Vielleicht bleibt ja von der nun erlernten Vorsicht für die Zukunft etwas erhalten“, kommentiert Dipl.-Med. Hendrik Karpinski, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Klinikum Niederlausitz, die Studie. Bei den Kindern und Jugendlichen, die während des ersten Halbjahres in Brandenburg stationär versorgt wurden, ging vor allem die Zahl der Infektionen und Krankheiten des Atmungssystems zurück. Ursache waren laut Analyse der Universität die Kontaktbeschränkungen für Kinder und Jugendliche, wodurch es zu weniger Ansteckungen kam. So wurden beispielsweise 77 Prozent weniger Fälle mit virusbedingten Darminfektionen behandelt. Bei Infektionen der oberen Atemwege, wie beispielsweise Hals- oder Rachenentzündungen, betrug der Rückgang 47 Prozent. Auch chronische Mandelentzündungen (minus 42 Prozent) gingen deutlich zurück. Bei ernsthaften Diagnosen wie Krebserkrankungen gab es keinen Rückgang. Laut DAK-Sonderanalyse war die Versorgungssituation der Kinder und Jugendlichen in Brandenburger Krankenhäusern acht Wochen nach dem Lockdown wieder mit dem Vorjahr vergleichbar. Dabei gab es jedoch je nach Erkrankungsart Unterschiede. So wurden Atemwegs- und Infektionserkrankungen – vermutlich aufgrund der anhaltenden Kontaktreduzierungen – auch Ende Juni noch deutlich seltener als im Vorjahr im Krankenhaus behandelt. Die Bielefelder Universität sah in den vorliegenden Daten des ersten Halbjahrs noch keinen Nachholeffekt, rechnet aber damit für das zweite Halbjahr 2020. |