Gründungsvater mit Friedrich Stachat
Sie gelten als der Gründungsvater der Kulturfabrik. Wie sind Sie auf diese verrückte Idee gekommen, wer waren die Geburtshelfer?
Das Gebäude an sich kannte ich schon, als es noch ein Großhandelslager für Waren des täglichen Bedarfs war und ich dorthin Waren brachte mit meinem Traktor. Und schon damals schon dachte: Das wäre eigentlich ein schöner Ort für Künstler! Ateliers und Wohnungen, jeder eine Etage und es wäre dann ein Künstlerdomizil. Die Idee zu der Zeit war nicht realistisch, da in den letzten Jahren der DDR für solch ein Unterfangen kein Geld vorhanden war, zumal das Lager natürlich gebraucht wurde.
Zur Wende, mit dem Einzug in das frischgebackene Stadtverordnetenparlament und als Mitglied im Bauausschuss, schauten wir uns die Hinterlassenschaften der stillgelegten volkseigenen Betriebe an und kamen auch auf dieses Haus – und auf die Frage: Was machen wir damit? Abreißen war eine Option, die Kosten des Abrisses eine andere. Und ich sagte einfach so spontan heraus: Wir machen daraus eine Kulturfabrik. Fragende Blicke der anderen und ich erklärte, was es damit auf sich hat. Sich umzusehen, wie andere Gemeinden mit ähnlichen Objekten umgingen, war da sehr förderlich. Man könnte für Kulturschaffende der Stadt und der Region einen kulturellen Mittelpunkt schaffen, mit Inhalten, die sich mit Künstlerateliers, Theater, Proberäumen, Werkstätten und vielem mehr befassen könnten.
Der damalige Bauausschuss-Vorsitzende Hubert Fickelscher gab zu bedenken, dass es aber einen geben müsste, der den Hut aufhat und das nötige Wissen der Kulturszene haben müsste. Im Eifer des Gefechts meinte ich dann: Ein paar Jahre könnte ich das machen. Daraus wurden im Übrigen dann 12 Jahre und die Kulturfabrik war dann 2003 auch fertig entwickelt. Jedoch der Weg bis dahin war sehr beschwerlich. Ich wurde von der Stadt zum Projektleiter für die Schaffung der Kulturfabrik angestellt und stürzte mich voller Elan in die Arbeit – wobei sich durchaus Höhen und Tiefen abwechselten – mit einem fertigen Konzept für die Kulturfabrik, die unter anderem in den drei Etagen die Bibliothek, Ausstellungsräume, Künstler-Werkstätten, Musikkeller, Multifunktionalraum mit kleiner Bühne und Mini-Gastronomie-Bereich sowie Barrierefreiheit, Toiletten, Fahrstuhl und vieles mehr. Mit dem Konzept im Gepäck ging es zum Minister Hinrich Enderlein, der für das Resort Wissenschaft, Forschung und Kultur in Brandenburg zuständig war. Das Treffen war sehr empathisch. Feuer und Flamme auf beiden Seiten. Das hatte zur Folge, dass das Ministerium dem Zukunftsprojekt Kulturfabrik grünes Licht gab. Finanzielle Förderung kam aus dem SED Altvermögen in Höhe von 1 Million und weitere Mittel aus dem Ministerium. Dazu wurde noch ein Vertrag geschlossen, der die Kosten drittelte für Land, Stadt und Kreis.
Wenn Sie auf die letzten 30 Jahre zurückblicken, worauf sind Sie ganz besonders stolz?
Dass aus der Kulturfabrik ein Leuchtfeuer der vielen Verein geworden ist und wir allen eine Möglichkeit geboten haben, mit dabei zu sein.
Dass sich die Idee der Kulturfabrik, also in Fürstenwalde einen kulturellen Mittelpunkt zu etablieren, mit vielen Akteuren der Stadt Fürstenwalde auf jeden Fall gelohnt hat, sonst wären wir nicht da, wo wir heute sind, nämlich in der Vielfältigkeit des Gesamt-Ensembles der Kulturfabrik, zu der ja heute die Domschule mit Museum, der schöne gepflegte Innenhof für viele interessante Veranstaltungen und die Kunstgalerie im Alten Rathaus gehören. Das zeigt das Entwicklungspotenzial auch für die weiteren Generationen.
Was wünsche Sie der Kulturfabrik für die nächsten 30 Jahre?
Dass die Kulturfabrik weiterhin mit Leben erfüllt ist, sie sich kulturell weiterentwickelt. Nun ist es an der kommenden Generation, diese Kulturfabrik in ihrer Breite weiter voranzutreiben. Dazu gehört es, dass sie weiter unterstützt wird. Intellektuell wie auch finanziell darf es da keine Unterschiede geben. Wir haben dafür in der Vergangenheit hart gearbeitet und zuweilen auch gestritten, dass die Kulturfabrik ein Leuchtfeuer bleibt. Wünschen würde ich der Stadt Fürstenwalde, dass es einen „Stadtzeichner“ gäbe, der die Stadt aus verschiedenen Blickwinkeln porträitiert. Und für die Bildende Kunst eine „Grafikwerkstatt“, denn in den Jahren sind viele technische Instrumente zusammengekommen, die man gut nutzen könnte.