Autobiografie von & mit Gregor Gysi
Die Buchlesung mit Gregor Gysi war – wie zu erwarten – eine sehr schöne Gelegenheit, dem Politiker der Herzen einmal persönlich zu begegnen. Leider war an dem Abend nur eine begrenzte Anzahl an Gästen zugelassen. Dafür hatte man das Gefühl, dass diese Lesung eher ein gemütlicher Abend mit besonderen Freunden war. Gregor Gysi und Moderator Hans-Dieter Schütt „thronten“ auf der kleinen Bühne in schweren Ledersesseln, in denen beide fast versanken. Wenngleich es keines Moderators bedurft hätte, denn Gysi weiß immer genau, was er sagt und das mit einer leidenschaftlichen Rhetorik, die jedem Zuhörer sofort ein Schmunzeln, wenn nicht gar ein Lachen ins Gesicht ruft. Die Geschichten und Anekdoten als Familienvater, Anwalt und Politiker sowie Autor begeisterten die Gäste. Die Zeit verging wie im Fluge, es machte einfach Spaß ihm zuzuhören, wenn er sich an erlebte Momente erinnerte, die er in seiner Autobiographie, seinem Geschichtsbuch, wie er es nennt, beschreibt. Sicher hat jeder seine eigene Meinung über die Wendejahre, aber einiges kam einem schon vertraut vor. Auch für ihn war es nicht leicht gewesen, sich gegenüber dem gewachsenen bundesdeutschen politischen Establishment zu behaupten. Das kritische Beäugen sei ihm damals nicht entgangen, das löste sich dann aber recht schnell. Dafür und für viel mehr wird er heute hochgeschätzt: die Dinge aus anderer Perspektive sehen, Probleme aufrollen und präsentieren – und das in seiner unvergleichlichen Art. Gysis Autobiographie ist ein Geschichtsbuch mit erlebten Erschütterungen und Extremen, Entwürfen und Enttäuschungen des 20. Jahrhunderts, und das auf sehr persönliche Weise erzählt. |