Zu Sammlung und Zukunft des Regionalmuseums Burg Beeskow
Unter dem Titel „Wegen Inventur geöffnet“ wird am 23. Juni, um 16 Uhr die neue Sonderausstellung auf der Burg Beeskow eröffnet. In Form eines offenen Depots werden unterm Dach des Ausstellungshauses weite Teile der ansonsten unsichtbaren Sammlung des Beeskower Regionalmuseums für die Öffentlichkeit sichtbar und erlebbar.
Erfahrbar wird, welche Objekte und Dokumente sich im Bestand befinden und was diese über unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft erzählen können? Erfahrbar wird ebenso, welche Dinge, Themen, Medien und Erzählformen es darüber hinaus benötigt, um ein zeitgemäßes, lebendiges und kooperatives Museum der Region zu sein.
Die Präsentation der musealen Dinge sowie eine begleitende Veranstaltungsreihe ist Ausgangspunkt einer öffentlichen Bestandsaufnahme, die Fragen nach künftigen Objekten, Themen und Ausstellungsformen des Museums aufwirft und diese gemeinsam mit Bewohnerinnen und Bewohnern, Besucherinnen und Besuchern sowie Expertinnen und Experten beantworten möchte.
Das Konzept, die Öffentlichkeit ganz bewusst in die Museumsarbeit einzubeziehen, hat die Ostdeutsche Sparkassenstiftung davon überzeugt, das Regionalmuseum Burg Beeskow mit dem diesjährigen Initiativpreis „Von den Depots zu den Menschen“ auszuzeichnen.
Zur Ausstellungseröffnung wird Frau Dr. Susanne Köstering, Geschäftsführerin des Museumsverbandes des Landes Brandenburg e.V., zur aktuellen Situation, zu Herausforderungen und Chancen der Brandenburger Regional- und Heimatmuseen sprechen.
Der Perkussionist Hermann Naehring begleitet den Eröffnungsnachmittag musikalisch.
Zur Geschichte des Beeskower Museums
Vor 65 Jahren – als das Biologische Heimatmuseum auf der Beeskower Burg eröffnet wurde – gab es keinen Zweifel daran, was ein derartiges Haus zu leisten hatte. Geschichte und Naturkunde der Region öffentlich zu vermitteln, stand im Vordergrund des Neubeginns nach 1945. Dieser Ansatz war nicht neu. Bereits 1906 hatte Landrat Robert Rothe dazu aufgerufen, aus Anlass des großen Heimatfestes „Gegenstände, welche Altertums- oder Kunstwert besitzen, zu sammeln und so zu ordnen, dass sie dem Beschauer ein Bild vergangener Zeiten geben können“.
Der Werdegang des Beeskower Museums offenbart jedoch, dass es vor allem die Museologen selbst waren, deren Können und Ideenreichtum das Haus prägten. So gelingt es dem Biologie- und Chemielehrer Hermann Kempcke durch moderne dreidimensionale Schaubilder, so genannte Dioramen, im neu gegründeten Museum mehr Interesse an der heimatlichen Natur zu wecken.
Seine Nachfolgerin Margot Große-Wolf macht Beeskows Burg populär, indem sie das Leben des nahe Beeskow geborenen Australien-forschers Ludwig Leichhardt thematisierte und dabei auch Kontakte zur australischen Botschaft nicht scheut. Auch der Kunst gibt sie erstmals eine Bühne, wobei sich vor allem die Burggalerie mit sehenswerten Ausstellungen hervortut.
Nach dem gesellschaftlichen Umbruch von 1989/90 setzt die neue Leiterin des seit Oktober 1992 benannten Regionalmuseums, Dr. Leonore Scholze-Irrlitz, neue Akzente: Erstmals recherchiert sie zur Beeskower Nachkriegszeit, die u. a. durch Flucht und Vertreibung bestimmt war. Danach sind es vor allem die Forschungsergebnisse Beeskower Lehrer wie Hans-Jürgen Richter und Klaus Koldrack, die in eine kulturgeschichtliche, nunmehr jedoch seit zwanzig Jahren unveränderte Ausstellung einfließen.
Um die Beeskower Sammlung ist es jedoch mittlerweile still geworden. Das Bewahren, Sammeln, Forschen und Vermitteln – seine grundlegenden Aufgaben – verlaufen, wenn überhaupt, unbemerkt. In der Tat braucht das Museum einen Neustart, wobei diejenigen, für die es bestimmt ist, über dessen Zukunft mitverhandeln. Nach dem Motto „Stadt und Region machen Museum“ übernehmen dabei Expertinnen und Experten, Besucherinnen und Besucher, Bürgerinnen und Bürger gleichermaßen Verantwortung für die Bewahrung ihres kulturellen Erbes – wie z.B. Studierende der Visuellen Kommunikation an der weißensee kunsthochschule berlin, die von Beginn an diesem Erneuerungsprozess beteiligt sind.
„Wegen Inventur geöffnet“ – die Sonderausstellung sowie das begleitende Veranstaltungsprogramm finden bis zum 25. November in der Burg Beeskow statt:
Freitag, 20. Juli 2018, 19 Uhr
Im Regionalmuseum geht es um die Zukunft. Wir betrachten die Veränderung von Wirtschafts- und Sozialstruktur, von Mobilität und Baukultur wie durch ein lokales Prisma und sprechen anhand überlieferter Dinge über das Gestern, Heute und Morgen.
Samstag, 25. August 2018, 16 Uhr
Das Regionalmuseum öffnet Augen und Ohren.
Wie bringen wir das Erbe der Vorfahren zum Sprechen? Wie lernen wir, Dinge unserer Umwelt zu erkennen, zu benennen, zu interpretieren und darüber zu erzählen?
Freitag, 21. September 2018, 19 Uhr
Das Regionalmuseum erzählt immer wieder etwas anderes. Veränderte Interessen, der Wandel medialer Formate oder des kulturellen Umfelds sollen sich in der künftigen Dauerausstellung widerspiegeln und diese lebendig halten.
Freitag, 19. Oktober 2018, 19 Uhr
Der Maßstab für das Regionalmuseum ist Augenhöhe.
Das Museum lebt von der Neugier der Besucherinnen und Besucher, ob Alt oder Jung – die Fähigkeiten, Begabungen und Neigungen auch der Kleinsten wollen wir ernst nehmen.
Sonntag, 25. November 2018, 16 Uhr
Das Regionalmuseum wird demokratisch.
Gelingt es uns, stets offen und beweglich zu bleiben, werden wir das Regionalmuseum nicht wiedererkennen: Von einem Ort der Belehrung und der Repräsentation wird es zu einem Ort kultureller Produktion und gemeinsamer Verständigung.
„Wegen Inventur geöffnet“ wird begleitet durch eine wöchentliche Kolumne „Ding der Woche“ in der Märkischen Oder Zeitung sowie auf Instagram unter #zukunft.ausstellen