Samstag in Beeskow & Sonntag in Müllrose
Ein sehr interessantes, aber unbekanntes Werk ist die Matthäus-Passion von Johann Theile. Dieses Werk erklingt am Sonnabend, den 13. April, um 16:30 Uhr in der St. Marienkirche Beeskow und am Sonntag, den 14. April, um 19:00 Uhr in der Ev. Kirche Müllrose.
Viele Komponisten haben seit Beginn der mehrstimmigen Kompositionspraxis bis zum Heute den Text der Passionserzählungen vertont. Allen voran dürften viele Musikliebhaber Bachs Matthäus-Passion im Ohr haben. Die St. Marienkantorei Beeskow hat sich profiliert, Werke aufzuführen, die kaum oder nur ganz wenig bekannt sind. Denn oft schlummern da zu Unrecht kleine Meisterwerke in den Archiven der Tonkunst. So ist die Matthäus-Passion von Johann Theile ein solches Kleinod der Passions-Kompositionen.
Der Aufbau des Stückes folgt der gängigen Praxis barocker Passionsvertonungen. Der Evangelist, mit einem Tenor besetzt, erzählt die Handlung des Geschehens. Dem Bass-Solisten wird der Jesus-Part zugeschrieben und der Chor übernimmt in Form der Turba-Chöre die Rollen des Volkes beziehungsweise der Kriegsknechte. Daneben agieren mehrere kleine Soliquenten, wie die Magd, Petrus, Pilatus oder dessen Frau. Eine Besonderheit wird in diesen Aufführungen die abwechselnde Besetzung des Continuo mit einer Theorbe sein, jenes imposante Saiteninstrument mit dem verlängerten Hals. Das Reizvolle an dieser Komposition zeigt sich auch daran, dass der Evangelist im Gegensatz zu vielen anderen Passionen ständig von den zwei Violen umspielt wird. Alles in allem ein lohnenswert anzuhörendes Werk!
Johann Theile lebte von 1646-1724. Er studierte in Leipzig und Halle Jura und widmete sich danach der Kompositionslehre. Seine Matthäus-Passion entstand 1673 in Lübeck. Johann Theile wirkte u.a. auch in Wolfenbüttel, und mit seinem Singspiel „Adam und Eva“ wurde 1678 das erste bürgerliche Opernhaus Deutschlands am Gänsemarkt in Hamburg eröffnet.