Jeder Mann, der eine Krankenschwester kriegt, hat richtig Glück!

Das Scharwenka Kulturforum in Bad Saarow entwickelt sich in der Kulturszene der Region stetig weiter und ist immer bestrebt, neue kulturelle Highlights zu schaffen. Mit einer besonderen Reihe haben die Verantwortlichen schon mal den Nerv der Zeit getroffen und feiern damit Furore. Gemeint ist das Zusammentreffen mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, die gern zusagen, wenn es heißt „Hör mal zu“ mit Gerlinde Stobrawa.

Inzwischen ist vielen schon aufgefallen, dass es seit der ersten Veranstaltung im Jahre 2016 nur Männer in die beliebte Gesprächsrunde geschafft hatten. Das war Grund genug, zu sagen: So kann es nicht weitergehen! Immerhin gibt es auch sehr viele engagierte Frauen, die in unserer Region Maßstäbe setzen. Bereits seit Januar ist man nun auf einem guten Weg, diese Powerfrauen mit einzubinden – und das mit wachsendem Erfolg. Der Abend begann mit Leonard, der am Klavier ein exzellent gespieltes Musikstück zu Gehörbrachte und die Gäste begeisterte. Zu Gast war an diesem Abend Anke Reincke, eine Gründerin mit Weitblick. Sie ist die Chefin des Pflegedienstes „Pflege mit Herz“. Moderatorin Gerlinde Stobrawa erinnerte zu Beginn der Veranstaltung gleich daran, dass es zum gepflegten Dialog gehöre, hier natürlich auch über seine Kindheit und Jugendzeit zu sprechen. Das herzliche Miteinander der beiden Frauen am Interview-Tisch sprang sogleich auf die Gäste über, zudem war die Familie Reincke nahezu komplett mit dabei. Die Kindheit, die Anke Reincke erlebte war sehr glücklich, sie war eine typisch Ostdeutsche, bemerkte Anke Reincke. „Mit Strickmütze“, scherzte sie, „also mit allem, was dazu gehörte.“ Geboren in Königs Wusterhausen, aufgewachsen in der Nähe in Schwedt, in Karlshagen und Berlin – das war den beruflichen Herausforderungen des Vaters geschuldet, der oft gefordert war. Daraus entwickelte sich trotz der Widrigkeiten ein enger Familienverbund. Ihre Geschwister, zwei Brüder, und ihre Mutter waren in erster Linie ihr Bezugspunkt. Brüder haben ja immer so den Beschützerinstinkt und übernahmen kleine Aufgaben, wenn der Vati mal nicht da war. Mit den Jahren wuchs das, was zusammengehört, auch zusammen und das Vater-Tochter-Verhältnis, wie man es bei vielen anderen Familien auch kennt, entwickelte sich. Der große Sprung von Karlshagen an der Ostsee nach Berlin war einschneidend. Die gelebte Gewohnheit wurde nun auf den Kopf gestellt. Berlin pulsierte – im Vergleich zur Ostsee auch schon zu damaligen Zeiten ein Hype. Die Funktionalität des Berliner Lebens begeisterte sie ebenso wie der erste Besuch im Goldbroiler-Restaurant. „Die Kinder waren hier auch etwas anders gestrickt, die Klassenstärke war höher und die waren auch frecher“, erinnerte sie sich mit einem Lächeln. Natürlich gab es auch Momente in der großen Stadt, wie „ich hatte mich verlaufen“ und „der ABV brachte mich nach Hause“. Die Schulzeit hatte auch da so seine Tücken, das Lernen sei ihr nicht so zugefallen wie ihren Brüdern. Das zeigte sich bei manchen Lehrern, die den Brüdern wohl eher gewogen waren als ihr – und das auch deutlich zeigten. Das lässt natürlich keinen kalt, aber so war es halt damals. In der 8. Klasse folgte dann, wie bei uns allen, die Berufsfindung! Für Anke Reincke stand schon immer fest: Ich werde Pionierleiterin… bis ein HNO-Arzt meinte, dass es mit der Stimme so definitiv nicht ginge. Viele Ärzte wurden mit den Eltern konsultiert, aber der letzte öffnete ihr die Augen, dabei war sie so fest davon überzeugt gewesen, Pionierleiterin werden zu können. Ein Moment des Weltuntergangs! „Der Arzt“, so erzählte sie, „sagte ‚Hör auf zu flennen, dann wirste eben Krankenschwester‘.“ Naja, der Gedanke, tatsächlich Krankenschwester zu werden, festigte sich erst nach der Ferienarbeit in einem Krankenhaus auf der gynäkologischen Station. 1986 begann Anke Reincke dann im Oskar-Ziethen-Krankenhaus in Berlin-Lichtenberg ihre 3-jährige Fachschulausbildung zur Krankenschwester und schloss sie mit Bravour ab. Die Lebensplanung begann und hielt viele schöne, aber auch schicksalshafte Momente bereit. Die erste große Liebe verstarb jung, Trost fand sie bei ihrem ersten Sohn und besonders die Familie war in dieser Zeit eine echte Stütze. Es hat lange gedauert, bis sie wieder ins Leben zurückkehren konnte – und mit kleinen Schritten auch zurück ins Berufsleben. Lange Jahre arbeite sie bei einem Pflegedienst in Berlin, den sie mit all ihren Facetten durchlief und begeisterte. Auf dem Grund des Großvaters in Alt Stahnsdorf wurde damals mit einem Haus der heutige Lebensmittelpunkt der Familie geschaffen. Anke Reincke hatte ursprünglich die Idee, dass der Chef des Pflegedienstes aus Berlin hier expandieren würde, der dann aber dem Unterfangen nicht seinen Zuschlag gab. Also was blieb da schon? „Ich hatte einen Plan: Ich mache mich selbstständig“. Zugegeben, etwas chaotisch, aber mit System. Erst einmal soll‘s losgehen! Aber so einfach war das nicht. Man kann einen Pflegdienst nur gründen, wenn man zwei examinierte Krankenschwestern hat – und die wollen bezahlt werden. Also geht man gleichzeitig noch zur Bank, das war allerdings nicht von Erfolg gekrönt. Von wegen Businessplan! Was soll das denn sein? Von so was will man sich ja nicht aufhalten lassen! Die Sparkasse in Storkow half und hatte den Mut, eine junge Unternehmerin ohne Businessplan zu unterstützen und somit war der Pflegedienst Anke Reincke gegründet.

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Das Unternehmen, das einst so klein begann, beschäftigt heute weit über 150 Mitarbeiter in der Region.

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