Dass der Minirock seinen Wortstamm „mini“ kaligraphischem Ursprung entlehnt, wissen wahrscheinlich nur noch die wenigsten. Verzierungen von Schmuckbuchstaben bei alten Schriften, zumeist in Rot (Mennige), sind die Namenspaten. Kleine grafische Besonderheiten, Bilder, bildhafte Besonderheiten. „Mini“ steht heute für „Klein“. So auch bei der, alle vier Jahre stattfindenden Ausstellung kleinformatiger Bildkunstwerke der gleichnamigen Ausstellung im Alten Rathaus Fürstenwalde. Ausstellungsbegleitend organisierte der Verein der Freunde und Förderer der Kunstgalerie Altes Rathaus Fürstenwalde e.V. ein Schmuckstück der anderen Art. Aphorismen, charakteristisch durch ihre Kürze, waren Thema der Veranstaltung am 19. Oktober, zu der die Galerie einlud.
Friedrich Stachat und Werner Hauke waren die Akteure der Veranstaltung. Während Stachat mit erstaunlich aktuellen Aphorismen der Klassiker aufwartete, trug Werner Hauke eigene Kleinkunstwerke vor. Köstlich, treffend, herzerfrischend. Das Publikum war begeistert, wenngleich mit vierzig oder fünfzig Personen nicht eben üppig. Schade. Es war eine Veranstaltung, von denen man sich mehr wünschen würde. Der Ausstellung, die noch weit in den November hinein geht, tat sie in jedem Fall gut. Ich hoffe sehr, dass in den verbleibenden Wochen mehr Fürstenwalder von diesem Schatz, der seit Jahrzehnten bewahrt wird, partizipieren werden. Ein Besuch lohnt wirklich. Mit etwas Glück bekommt man auch noch diese oder jenes Büchlein mit köstlichen Aphorismen von Werner Hauke zu kaufen. Zum eigenen Vergnügen oder als niveauvolles Geschenk zu künftigen Anlässen.
Wenn mit Stachat und Hauke von den Akteuren des Abends die Rede ist, dürfen darüber hinaus die Galeristen als Gastgeber sowie Annemarie Mai am Keyboard, die für den musikalischen Rahmen der Veranstaltung sorgte, nicht vergessen werden. Die musikalischen Beiträge, kurz und heiter, passten sich hervorragend in die Veranstaltung ein. Köstlich auch Begrüßung und Verabschiedung der Gäste durch Christian Köckeritz, Leiter der Kunstgalerie. Seine wenigen Worte wurden durch zwei osteuropäische Aphorismen flankiert, von denen hier wenigstens einer zitiert werden soll: Der Gast ist kein Knochen – man wirft ihn nicht vor die Tür.
Werner Menzel
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