Gäste begeistert von der Leidenschaft zum Detail
Der Titel war schon so viel versprechend, dass über 800 Zuhörer die alca arena in Storkow bis auf den letzten Platz füllten – und sie haben ihr Kommen nicht bereut. Der renommierte Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke fesselte das ausverkaufte Haus mit seinem Vortrag „Fälle am Rande des Möglichen“. Der Herr der Maden unterstrich einmal mehr, dass er nicht nur ein anerkannter Biologe ist, sondern dass er es auch versteht, unappetitliche Sachverhalte humorvoll und leidenschaftlich zu erzählen.
Benecke, der als einer der führenden Experten im Bereich der forensischen Entomologie gilt, nahm das Publikum mit auf eine spannende Reise in die Welt der ungewöhnlichsten und bizarrsten Kriminalfälle. In seiner gewohnt lockeren Art schilderte er echte Fälle aus seiner jahrzehntelangen Arbeit und gab faszinierende Einblicke in die Arbeit eines Kriminalbiologen, die oft weit über das hinausgeht, was man sich vorstellen kann.
Da war zum einen der Fall „Hetzel“. Alle Anzeichen einer toten Frau deuteten auf einen brutalen Sexualmord hin und der angebliche Mörder wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Jahre später konnte nach Auswertung der forensischen Spuren belegt werden, dass das anfangs offensichtliche Tötungsdelikt ein Herzversagen war, was zum Freispruch und zur Entlassung des Täters aus der Haft führte. Wie es zu diesem Herzversagen kam und welche Schuld Hetzel dabei traf, blieb bewusst in dem Vortrag mysteriös, denn Benecke skizzierte nicht Schuld oder Unschuld, sondern Annahme und Wahrheit. Sein Credo lautete immer wieder: Nicht wahrnehmen, nicht annehmen, nicht glauben – messen. Nur was durch Messungen bewiesen werden kann, ist Wahrheit.
In einem weiteren Fall berichtete der Kriminologe von dem perfekten Mord. Dass dabei die Brüste einer Frau eine besondere Rolle spielten, ließ sowohl männliche als auch weibliche Zuhörer aufhorchen. An dieser Stelle nur so viel: Mit der richtigen Stellung der Frau auf dem Mann ist dieser wehrlos. Werden dann noch die Brüste so eingesetzt, dass es dem Mann die Luft nimmt, berauscht sich dieser und verabschiedet sich auf „angenehme“ Weise aus dem Leben. Auf Details wird an dieser Stelle aus Nachahmungsgründen verzichtet. Mark Benecke schränkte diese Art des Todes jedoch auf zwei Menschen ein, die sich schon länger kennen und einander vertrauen.Im letzten Fall schilderte der Kriminologe einen Mord aus dem Drogen- und Prostituiertenmilieu. Der Täter wurde zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt, da das Gericht eine „besondere Schwere der Schuld“ erkannt haben wollte. Benecke skizzierte den Fall und konnte beweisen, dass maximal ein Totschlag vorlag. Der Bundesgerichtshof hat deshalb entschieden, dass der Fall neu zu verhandeln sei und ihn deshalb an das zuständige Landgericht zurückverwiesen. Dieses verlieh einer Zeugenaussage jedoch mehr Bedeutung als allen forensischen Beweisen und der Täter musste seine Strafe absitzen. Manchmal nützt es auch nichts die Wahrheit zu kennen, resümierte der Wissenschaftler und ergab sich in sein Schicksal mit dem Satz: Et is wie et is. Mit dieser Aussage ließ Benecke auch erkennen, dass er eine enge Beziehung zum Rheinland hat, was wiederum den Schluss nahelegt: Kriminalbiologie ist nur etwas für Frohnaturen.
Der Vortrag in Storkow war ein weiteres Beispiel für die ungebrochene Anziehungskraft des Wissenschaftlers, der es versteht, sowohl Laien als auch Fachleute gleichermaßen zu begeistern. Benecke bleibt mit seinem außergewöhnlichen Vortragsstil ein Garant für spannende und aufschlussreiche Abende – und die alca arena bewies erneut, dass sie auch für solch große Veranstaltungen der perfekte Austragungsort ist.
Die Organisatoren zeigten sich am Ende des Abends hochzufrieden: „Wir hätten doppelt so viele Karten verkaufen können. Es ist toll zu sehen, wie groß das Interesse an Mark Benecke und seinen Fällen ist.“
Für alle, die dieses Mal kein Ticket ergattern konnten, gibt es vielleicht bald eine neue Chance: Benecke tourt regelmäßig durch Deutschland, und sein nächster Besuch in der Region ist sicher nur eine Frage der Zeit.