Aktuelle Ausgabe ab sofort im Handel
„Ich kaufe nur das, was ich brauche. Ich habe noch nie Essen weggeschmissen.“ Anna Hörning, die der Nachkriegsgeneration angehört, leitet eine sprichwörtliche Bescheidenheit. Seit zehn Jahren ist die Lindenbergerin, die nur eine kleine Rente bekommt, Stammkundin bei der Beeskower Tafel. Vor allem Ehrenamtliche verwalten dort, was als Problem einst in den USA erkannt wurde: dass der Handel Lebensmittel noch vor dem Ablaufdatum en masse wegwirft und zugleich die Ärmsten hungern müssen. Was braucht man, um die eigene Existenz zu sichern? Wem gehört was – und warum? Unter dem Titel „vom haben und brauchen“ lässt das „kursbuch oder-spree“ in seiner aktuellen Ausgabe Menschen zwischen Oder und Spree zum Thema Eigentum zu Wort kommen. Rudie und Werner Helm aus Breslack zum Beispiel, die sich an die 1950er-/1960er-Jahre erinnern, jene Zeit, in der es in der DDR los ging mit der Kollektivierung der Landwirtschaft. Damals, erzählen sie, ist die Breslacker LPG „Fortschritt“ gegründet worden – von drei Bauern des Ortes aus deren eigenem Antrieb. Eine Zeit, an die sich auch Lothar und Gisela Schulze aus Görzig noch erinnern können. Nach der Wende hat sich die Familie ihr Eigentum wieder zurückgeholt und hält dort nun an die 100 Milchkühe und 100 Jungrinder. Wie sich der Umgang mit Geld in den vergangenen drei Jahrzehnten verändert hat, davon kann Liane Detert berichten, die die Geschäftsstelle der Sparkasse Oder-Spree in Erkner leitet, während sich Marion Gollhardt in ihrem Neuzeller Antiquariat um den Wert von Literatur sorgt.
Und dann ist da noch Karl Döring, ehemaliger Generaldirektor des Eisenhüttenkombinats Ost (EKO), der über den Weg eines volkseigenen Betriebes (VEB) in die Marktwirtschaft Auskunft gibt. Welche Freude Dinge jedem von uns persönlich bereiten können, zeigt sich wiederum an Andreas Kunaths Liebe zu seinem Moskwitsch. Die Vorstellungen davon, was gerecht ist und welcher Form des Eigentums – privat, genossenschaftlich oder staatlich – der Vorzug gewährt werden sollte, wandeln sich. Diese Veränderungen haben auch die Region an Oder und Spree geprägt – sei es die Bodenreform 1945, die Privatisierungen der Treuhandanstalt nach 1990 oder die Hartz-IV-Reform von 2002. In insgesamt 17 Geschichten versucht das „kursbuch oder-spree“, davon zu berichten. Die eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Porträts hat auch in diesem Jahr wieder der Klein Schauener Fotograf Andreas Batke beigesteuert. Erhältlich ist das „kursbuch oder-spree“ in vielen Buchhandlungen der Region sowie – abhängig von den Besuchseinschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie – in Ämtern, Museen und Tourismus-Informationen des Landkreises und auf der Burg Beeskow. Die traditionelle Buchpremiere, die Anfang Dezember im Zuge der Eröffnung des neuen museums oder-spree auf der Burg Beeskow geplant war, ist aufgrund des momentanen Corona-Lockdowns ausgesetzt. Ein neuer Termin steht noch nicht fest. Die geplante Lese-Tour durch den Landkreis kann vor diesem Hintergrund nur unter Vorbehalt stattfinden: Herausgeber des „kursbuches oder-spree“, das in einer Auflage von 1500 Exemplaren erscheint, sind der Landkreis Oder-Spree und der Förderverein Burg Beeskow e.V. Finanziert wurde es aus Mitteln der Sparkasse Oder-Spree und des Landkreises. Landkreis Oder-Spree/Förderverein Burg Beeskow (Hrsg.): „vom haben und brauchen. kursbuch oder-spree“, 128 S., 10 Euro, ISBN 978-3-00-066210-2 |