Nicht groß – aber großartig

Gedanken zur Ausstellung Friedrich Stachats anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstags in der Kunstgalerie Altes Rathaus Fürstenwalde

Jede Kunstausstellung, jedenfalls jede ernstzunehmende, erhebt den Anspruch der Einzigartigkeit. Die derzeit in der Kunstgalerie Altes Rathaus Fürstenwalde gezeigte Werkschau Friedrich Stachats erfüllt diesen Anspruch mühelos. Zugleich stellen die Werke des mittelgroßen Grauhaarigen vergleichsweise hohe Ansprüche an den Betrachter der Arbeiten. Zumindest schadet ein gerüttelt Maß an Allgemeinbildung nicht, will man alle Bilder und Plastiken, die derzeit in Fürstenwalde gezeigt werden, entschlüsseln.

Dem visuell-ästhetischen Genuss allerdings tut es keinen Abbruch, hat man Hertha Müllers Atemschaukel nicht gelesen – sofern man als Betrachter den Willen (oder wenigstens den guten Vorsatz) und die Fähigkeit hat, sich auf Stachats Werke einzulassen. Bornholm-inspirierte Zeichnungen/Aquarelle, Beispiele aus seinen auf Pellworm bildhaft gemachten Empfindungen lassen sich ganz mühelos genussvoll aufsaugen. Es sind impressionistische Bilder, die weit mehr wiedergeben als bloß die reinen Eindrücke des Künstlers, es stecken oft Geschichten dahinter, die, auch wenn man sie nicht kennt, jedenfalls erahnt werden.

Das ist eine der ganz großen Stärken Stachats für mich. Und seine Unermüdlichkeit, gegen jedweden Krieg zu Felde zu ziehen. Mit seinen Waffen, ganz und gar untödlich und ohne jeden Anflug von Besserwisserei. Trost und Hoffnung spendend, sogar optimistisch. Macht Friedrich Stachat aus einem ausgedienten Filtertuch ein Kunstwerk, genügt ihm nicht die Präsentation desselben ohne so viel eigenes Zutun, dass ihm jeder Betrachter diese Arbeit als echtes, eigenschöpferisches Kunstwerk abnimmt.

Besondere Beachtung verdienen die Plastiken des Künstlers. Wer vor allem irdene Vasen, Töpfe oder Schalen des Töpfers Stachat erwartet, wird weitgehend enttäuscht. Freilich stehen im Foyer der Ausstellung einige dieser Arbeiten zur Betrachtung und zum Verkauf. Vor allem aber sind es die Fibonaccische Goldene Spirale und die Platonischen Körper, die das dreidimensionale Gegengewicht zur „Wandkunst“ bilden. Und auch hier hilft es weiter, weiß man, was es sich mit den Platonischen Körpern auf sich hat.

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Frug mich doch jemand, was daran Kunst sei, geometrische Körper zu zeigen, die es doch schon ewig gibt? Stellte ich die Gegenfrage, was daran Kunst sei, Menschen, Tiere oder Bäume zu malen, wo es die doch schon ewig gibt… Es ist eine Ausstellung anlässlich des bevorstehenden 80. Geburtstags Friedrich Stachats, was aber nur der Anlass ist. Der eigentliche Grund ist: Friedrich ist einfach wirklich gut!

Werner Menzel
Langjähriger Kollege (zumindest), der sich immer wieder gerne mit Stachat streitet

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