Sommertheater im Musikkeller
Nicht ganz ein Jahr, und wieder konnte man das Poetenpack Potsdam in der Kulturfabrik Fürstenwalde nicht open air erleben. Und dabei hätten es sich doch so viele gewünscht, diesen lauen Moment der Sommerfrische zu genießen. Nein, Petrus überzog das vergangene Wochenende zum Teil mit der „Schafskälte“ und vereinzelten Regengüssen, die das Sommergefühl stark beeinträchtigt hätten. So haben die Künstler in der Kulturfabrik spontan für die Gäste entschieden, das Stück „Ab in die Sommerfrische“ in den Musikkeller zu verlegen. Die Bühne war dementsprechend doch recht spartanisch, was dem zahlreich erschienenen Publikum eigentlich völlig schnurz war, denn es kam ja auf den Inhalt des Stückes an und auf die Schauspielleistung des Poetenpacks Potsdam. Inhaltlich geht es um Folgendes: Adel verpflichtet – auch wenn es auf Pump ist. Seit der Venezianer Carlo Goldoni vor 250 Jahren in seiner Komödientrilogie die Sommerfrische der besseren Gesellschaft aufs Korn nahm, haben sich zwar die Kostüme verändert, die Parallelen zu unserem modernen Leben jedoch sind unverkennbar. Das Verreisen als Statussymbol beispielsweise ist uns auch heute nicht fremd. Zog man damals zur Zeit der Weinfeste aufs Land und suchte dort die nobelsten Herbergen auf, um damit unter Bekannten und Freunden zu prahlen, so sind heute dekadente Kurztrips oder Fernreisen zu exotischen Zielen ebenso geeignet, zur Schau zu stellen, dass man dazugehört. Im Stück treiben zwei alteingesessene Familien sich und ihren Anhang in hysterische Hektik und in den Bankrott – nur um standesgemäß ihren Urlaub antreten zu können… Im Gewand einer Komödie zeigt Goldoni eine Welt, die von Sehnsucht, Habgier und brutaler sozialer Kontrolle regiert wird. Auch 250 Jahre nach der Uraufführung hat die Stücke-Trilogie das Zeug dazu, unserer Gegenwart den Spiegel vorzuhalten. Denn: „Eine Gesellschaft, die auf Pump lebt, alle sind bankrott, alles kracht zusammen – das kommt mir alles sehr aktuell vor.“ (Claus Peymann) Carlo Goldoni, 1707 in Venedig geboren, gilt als der große Reformator des italienischen Theaters. An die 200 Stücke in allen dramatischen Gattungen sind bekannt…