„Ich schätze sein literarisches Bemühen sich auszudrücken“, sagt Stefan Rohlfs. „Wie tief er über vieles nachgedacht hat. Aber ich denke, als Mensch war er schwierig.“ Der Leiter des Gerhart-Hauptmann-Museums spricht natürlich über ihn: Gerhart Hauptmann den Literaturnobelpreisträger von 1912. Seit nunmehr 20 Jahren ist Rohlfs der „Hausherr“ in der ehemaligen Villa Lassen, in der der Schriftsteller von 1885 bis 1889 gelebt hat. „Das ist ein authentischer Ort. Aber ich stehe nicht jeden Tag ehrfürchtig in seinem Wohnzimmer“, erzählt er schmunzelnd weiter. Literatur liebt Stefan Rohlfs schon immer. Bereits als Kind hat er (wie man umgangssprachlich so schön sagt) reihenweise Bücher verschlungen. Dass er aber einmal ein Museum leiten und ein Literaturfachmann sein würde, dies hat er gewiss nie geantwortet, wenn die Frage gestellt wurde, was er denn mal so werden möchte.

Geantwortet hat er zu dem Zeitpunkt auf so eine Frage mit: „Ich möchte Lehrer für Deutsch und Geschichte werden.“ Dann kam die Wende und so manch eine Hochschule hatte mehr mit dem eigenen Überlebenskampf zu tun, als Studenten auszubilden. So wechselte der 1967 in Berlin-Köpenick geborene Rohlfs zur Überbrückung als Fremdenführer zu den preußischen Schlössern und Gärten Berlin und Brandenburg nach Potsdam und führte Besuchergruppen durch Schloss Sanssouci oder durch das neue Palais. Schnell spürte er – so ein Museum hat auch seinen Reiz. Wie erreicht man die einzelnen Besucher? Wie vermittelt man das Wissen? Wie bleibt ein musealer Raum modern und geht mit der Zeit? Dies alles beschäftigte ihn so sehr, dass Stefan Rohlfs im Fernstudium an der Hochschule für Wirtschaft, Technik und Kultur in Leipzig im Institut für Museologie studierte.

Er suchte und fand dann seine Herausforderung mit der Bewerbung für die neu zu besetzende Stelle im Gerhart-Hauptmann-Museum in Erkner. „Natürlich war das Inhaltlich im Vergleich zu den Schlössern in Potsdam ein völlig neues Gebiet. Es war eine ganz andere Museumskultur. Aber was den Umgang mit den Besuchern anbelangt oder das fachliche Wissen, wie man Dinge in einem Museum vermittelt, da konnte ich auf Erfahrungen zurückgreifen.“ Für ihn ist diese Arbeit im Erkneraner Museum zu einem Traumjob geworden, was er anfangs nicht vermutet hätte. „Ich habe enorm viel Entscheidungsfreiheit und weiß stets die Stadt Erkner als Arbeit gebende Institution mit jeglicher Unterstützung hinter mir.“

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An den Schriftsteller und Mensch Gerhart Hauptmann hat sich Stefan Rohlfs durch seine tägliche Arbeit herangewagt. Im Prinzip hat er sich durch das Privatleben und das literarische Werk gearbeitet und kann so bei Museumsführungen nicht nur Jahreszahlen vorbeten. Sondern was beim Besucher viel mehr in Erinnerung bleibt, Rohlfs erzählt Episoden und bringt so Gerhart Hauptmann den Besuchern weitaus näher. Auf welchen Wegen wanderte Hauptmann durch Erkner? Wer wurde in Erkner in die Villa bewirtet? In welchem Werk setzte der Schriftsteller seinem einstigen Wohnort ein schriftstellerisches Denkmal? Welcher Erkneraner kommt in welchem Werk vor?

Rohlfs, der privat immer noch gerne liest, um die 4000 Bücher sein Eigen nennt und auch gerne Literaturmuseen besucht, war eines Tages in Kunersdorf zu Gast. Im dortigen Schloss schrieb Adelbert von Chamisso 1813 seine Novelle „Peter Schlemihls wundersame Reise“. Rohlfs berufliche Erfahrungen waren hier gefragt und so half er beim Aufbau des Chamisso-Museums mit. Erkenntnisse, die er dabei gewonnen hat garantiert in Erkner wieder mit einfließen, wenn die jetzige Dauerausstellung überarbeitet wird und zuvor mit einer geplanten Sanierung und einem Umbau des Museums mehr Fläche geschaffen wird. „Auf alle Fälle wird dann mehr Platz sein für den Menschen Hauptmann“, schätzt Stefan Rohlfs ein.

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