Lesung in der Alten Schule in Woltersdorf
Da gibt es dieses grüne Tor, so groß wie eine Hauswand. Davor rumpelt Woltersdorf vorbei mit seinem Autoverkehr und seiner alten Straßenbahn. Hinter diesem Tor aber atmet das Leben anders, atmet ruhiger, leiser, vielleicht auch ein bisschen heiterer. Gleich hinterm Haus grüßt ein kleiner Garten. Dahinter schießt eine Werkstatt in den Himmel, neben ihr duckt sich ein lichtes Atelier. Die Künstlerinnen Johanna Görke-Cassirer und Maria Sibylla Ponizil haben dies hier zu ihrem Lebensort gemacht. Als wäre das schon immer der Plan gewesen. War es aber nicht. Vor 40 Jahren hatten sie das Haus und das Land, in dem sie lebten, verlassen. „Unter Druck“, sagen sie. Die Widernisse, mit denen sie in der DDR zu kämpfen hatten, hätten ihnen letztlich keine andere Wahl gelassen, als einen Ausreiseantrag zu stellen. Eine Rückkehr schien lange ausgeschlossen. Und doch sind sie wieder hier.
Warum verlässt man seine Heimat? Aus welchen Gründen kehrt man irgendwann vielleicht zurück? Und wie sieht es aus, das Miteinander von jenen, die »schon immer« da sind, und solchen, die ihr Leben in der Region erst neu organisieren müssen – oder wollen? Unter dem Titel »vom kommen und gehen« geht das »kursbuch oder-spree« in seiner jüngsten Ausgabe diesen Fragen nach – und sucht die Antworten wie gewohnt bei den Menschen der Region.
Bei der Lesung am 3. Mai um 19 Uhr in der Alten Schule in Woltersdorf, Rudolf-Breitscheid-Straße 27 wird es nicht nur um Johanna Görke-Cassirer und Maria Sibylla Ponizil gehen. Erfahren kann man dann auch, was Marlies Zibolsky über die Vergangenheit ihres Heimatortes Neu Zittau als Kolonistendorf weiß und wie es kam, dass das Ehepaar Mraß nach einigen Jahren in den USA heute wieder in Erkner lebt.