Weitere Fachkompetenz verlässt Fürstenwalde
Die Querelen in der Stadt Fürstenwalde, die seit dem Amtsantritt des Bürgermeisters das Geschehen stark beeinflussen, haben nun zu einem weiteren Höhepunkt geführt. Der Aderlass, den die Stadt zu verkraften hat, ist kaum zu kompensieren. Fachkräfte mit fachlichen Kompetenzen verlassen – nach Abwägungen aller Tatsachen und dem erlebten Umgang mit dem Stadtoberhaupt – die Stadtverwaltung und wechseln in andere Verwaltungen. Die wiederum können sich natürlich glücklich schätzen, denn der Fachkräftemangel macht auch vor dem öffentlichen Dienst nicht halt. Nun bekommen der Bund, das Land oder andere Städte und Gemeinden diese Arbeitskräfte quasi frei Haus und können ihre Verwaltungen mit kompetenten und fachlich gut ausgebildeten neuen Mitarbeitern besetzen. Man bietet ihnen andernorts nicht nur ein Arbeitsklima mit großer Wertschätzung, sondern punktet auch mit weiteren Vorteilen. Was das bedeutet, kann sich sicherlich in der heutigen Zeit jeder denken. Die Handlungsfähigkeit unserer Stadtverwaltung ist jedenfalls geschwächt und dieser Zustand nimmt inzwischen Auswüchse an, die bei Erledigung mancher Behördengänge zu einem doch sehr fragwürdigen Endresultat führen, um es mal vorsichtig auszudrücken. Wundern tut es da auch nicht, dass der Erste Beigeordnete der Stadt Fürstenwalde, Stefan Wichary, nach offenbar reichlicher Überlegung und sorgsamer Abwägung aller Vor- und Nachteile die Stadtverwaltung in Richtung Landkreis Dahme-Spreewald verlassen hat. An seiner fachlichen Kompetenz kann es jedenfalls nicht gelegen haben.
Sehen, hören und erleben konnte man das in erster Linie in seinem Geschäftsbereich, der vom Standesamt und Bürgerbüro über das Ordnungsamt und die Feuerwehr reichte und zudem Kultur und Sport, die Stadtbibliothek, Kitas, Schulen, Jugend, Familien und Soziales sowie die Wohngeldstellen umfasste. Dort versammelte Herr Wichary mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein funktionierendes Team um sich und stand mit diesem als allseits geschätzter, kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung. Und in der SVV sowie den Ausschüssen konnte er mit seinem fachlich fundierten Wissen den Abgeordneten helfend zur Seite stehen. Nun hat die Stadt Fürstenwalde keinen Beigeordneten mehr und man sollte sich ernsthaft die Frage stellen: Woran hapert es? Auch der Fachgruppenleiter für Bau und Liegenschaftsmanagement, Carsten Fettke, hatte ebenfalls unlängst die Verwaltung verlassen. Und auch er war nicht der letzte Abgang. Die Herausforderungen beim Amtsantritt von Stefan Wichary waren einst spannend, er wechselte zu einem Zeitpunkt in die Verwaltung, wo er der Einzige war, der das Verwaltungssegment inhaltlich und fachlich abdecken konnte. Er übernahm zudem auch gleichzeitig das größte Ressort, den Fachbereich 3 – Kultur, Sport, Kita, Schulen, Jugend und Soziales. Später folgte noch die Feuerwehr, weil dort ebenfalls wichtige Aufgaben anstanden und es Berührungspunkte gab. Zusätzlich hatte Wichary die Aufgabe, eine neue Verwaltungsstruktur zu erarbeiten, mit der man dann die nächsten Jahre gut arbeiten und wichtige Ziele hätte verwirklichen können. Eineinhalb Jahre verlief die Zusammenarbeit mit dem Bürgermeister, so wie es üblich ist, in geordneten Bahnen und ohne nennenswerte Komplikationen. Mit der Zeit allerdings offenbarten sich Defizite, die im ersten Moment so nicht sichtbar waren, aber zunehmend in Richtungen führten, die es nicht einfacher machten. Beispiele gab es genügend: Wenn der Leiter der Verwaltung Information erhält und diese nicht weiterleitet oder nur stark gefiltert, dann kann die Verwaltung nicht funktionieren und dementsprechend auch keine relevanten Entscheidungen treffen. Das sind Informationen, die der Stadt zum einen helfen können, aber auch schaden. Wenn also in dem Falle die Juristen helfen könnten, aber nicht wissen, wie der aktuelle Stand der Dinge ist, dann können sie auch nicht beraten, auf rechtliche Risiken hinweisen und helfend eingreifen – und das hat wieder Folgen für die Stadt. Diese und andere Begebenheiten sollen ebenfalls eine Rolle beim Weggang von Stefan Wichary und der beiden Justiziare gespielt haben. Die Annahme, man wolle dem Bürgermeister Steine in den Weg legen und damit sein Versagen provozieren, waren unberechtigt und dem Umstand geschuldet, dass der Bürgermeister entweder keine Entscheidungen getroffen hat oder für sein Handeln nicht die Verantwortung übernehmen will. Und auch die vom Bürgermeister zur Entschuldigung vorgetragene Behauptung, es gäbe eine politische 5. Kolonne in der Verwaltung, machte die Gesamtsituation nicht besser. Die Stadtverordneten, die im Übrigen die Vorgesetzten des Bürgermeisters sind, hatten bereits durch unterschiedliche Informationswege erfahren, welch eiserner Wind durch die Flure der Verwaltung pfiff – und reagierten schleppend. Hinweise hatten die Stadtverordneten genug und diese wurden auch zumeist im „nichtöffentlichen Teil“ der Stadtverordnetenversammlung beraten. Die mangelnde Entschlossenheit, Verantwortung zu übernehmen, der Umgang mit den anvertrauten Mitarbeitern sowie das Zwischenmenschliche, die Diskussionskultur, die Wahrheit, das Verdrehen von Tatsachen und die Alleingänge des Bürgermeisters führten für Wichary unweigerlich zu dem Entschluss, die Verwaltung zu verlassen. Die Entscheidung, seiner Heimatstadt den Rücken zu kehren, ist ihm bestimmt nicht leichtgefallen. Er ist hier geboren, aufgewachsen und hat seine Familie in Fürstenwalde. Die Gelegenheit, in der Stadt etwas zu bewegen, habe ihm sehr am Herzen gelegen. Diese Herausforderung war einst sein Ansporn. Dass alles natürlich im Rahmen von Recht und Gesetz ablaufen muss, versteht sich von selbst. Aber dass es so enden sollte, war nicht der Plan, aber nun die notwendige Konsequenz. Für die Mitarbeiter seines Fachbereichs und der gesamten Verwaltung ist das ein qualitativer Einschnitt und es bleibt abzuwarten, wer diese Lücke füllen kann. Nun hat der Landkreis Dahme-Spreewald einen neuen Sozialdezernenten mit ähnlicher Verantwortung für Gesundheit, Sozial- und Jugendamt sowie das Jobcenter und die Bereiche Sport & Kultur. Man kann nur gratulieren. |