Stolperstein-Verlegung in Fürstenwalde
Erinnerung ist ganz wichtig in unserer heutigen Gesellschaft ebenso wie die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Die Zeit der Nationalsozialisten ist ein sehr dunkles Kapitel der deutschen Geschichte. Die Aufarbeitung wurde in den beiden deutschen Staaten unterschiedlich vollzogen. Und heute, wo wir wieder ein gemeinsames Deutschland sind, gehen wir, die Aufrechten, auch einen gemeinsamen Weg. Vergessen kann und darf man nicht, was Menschen Menschen angetan haben, und wir haben die wichtige Aufgabe, an die Menschen zu erinnern, die einst hier in Deutschland mit uns lebten. Sie, die in der Gesellschaft keinen Platz mehr hatten, wurden aus ihrem Lebensumfeld gerissen, gepeinigt, gedemütigt, beleidigt und deportiert in sogenannte Arbeitslager, um dann dort ermordet zu werden. Um an sie zu erinnern, ihrer Leben und ihres Leidens zu gedenken, werden nicht nur in Fürstenwalde Stolpersteine eingesetzt, sondern Europa-weit. Am Samstag, drei Tage vor der Reichspogromnacht, wurden in Fürstenwalde mit großer Anteilnahme vier weitere Stolpersteine zum Teil erneuerte und neu hinzugefügt. Sehr bewegend war es vor dem Haus der Dr.-Wilhelm-Külz-Straße 45 in Fürstenwalde. Es ist bizarr, die Familie Klopstock vereint als Stolperstein-Erinnerung an ihrem einstigen Zuhause. Die Eltern haben ihre eigenen Stolpersteine und nun kommen die Kinder mit dazu, deren Schicksal nun nach all den Jahren nahezu vollständig aufgeklärt ist.
Bei Dr. Hans und Frieda Klopstock, für die schon seit 2006 Stolpersteine liegen, werden zwei Steine für ihre Kinder Werner und Hanna Ruth verlegt. Werner leistete als Gärtner im Rittergut Garzau (MOL) Zwangsarbeit und wurde 1943 nach Auschwitz deportiert. Dort musste er in der Grube Jawischowitz bis zur völligen Erschöpfung schuften. Sein Todesdatum ist unbekannt. Seine Schwester Hanna Ruth konnte 1939 im Alter von 15 Jahren mit einem Kindertransport nach Frankreich flüchten. Dieser wurde von der Familie Rothschild und der Unterstützung jüdischer Gemeinden und Kirchen ermöglicht. Sie hat überlebt, als einzige ihrer Familie. Viele Briefe zwischen Hanna Ruth und ihrer Mutter sind über ein Briefnetz einer engagierten Christin aus der Schweiz erhalten geblieben, die sehr berühren. Die Enkelin von Frieda Klopstock und zugleich Tochter Hanna Ruths, Gisèle Cailloux, die in Paris mit ihrer Familie lebt, war gekommen, um bei der Verlegung dabei zu sein. Es war ein bewegender Moment, als sie über ihre Familie sprach und das Erlebte. Sie schloss mit den Worten von Berthold Brechts „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“: So was hätt einmal fast die Welt regiert! Die im Boden verlegten kleinen Gedenktafeln, Stolpersteine, erinnern nun an das Schicksal der Familie Klopstock aus Fürstenwalde, die in der Zeit des Nationalsozialismus zu Tode kam. Im Anschluss fand im Parkclub noch eine Gesprächsrunde mit Jugendlichen der Stadt statt. |