Investition der Stadt in ihr Eigentum
„Redet endlich miteinander!“ – der Appell des Fraktionschefs der LINKEN, Stephan Wende, richtet sich klar an beide Seiten, am die Stadt Fürstenwalde und an den FSV Union. „Fürstenwalde braucht so erfolgreiche Sportvereine wie FSV Union als Botschafter für die Stadt genauso wie als engagierter Sportverein, der Heimat, Lebensschule und Freizeitort für viele Kinder und Jugendliche in unserer Stadt ist. Und der FSV Union braucht die Stadt, weil die Fortsetzung der guten Entwicklung eben nicht allein auf Ehrenamt und nicht immer planbaren Sponsorengelder allein fußen kann.“
DIE LINKE in der Stadtverordnetenversammlung war am vergangenen Montag vor Ort in der Bonava-Arena, der Heimstatt des FSV Union, die gleichzeitig auch als Leistungszentrum der Deutschen Fußballliga (DFL) anerkannt ist. „Uns als Linksfraktion interessiert natürlich, wo der Verein zurzeit steht, welche Problem aber auch Potentiale es gibt. Und natürlich auch, wie wir als Kommune den Verein auf seinem Weg unterstützen können, genauso wie der Verein die Stadt in Fragen der Schaffung von Angeboten für Kinder- und Jugendliche im Breitensport oder aber bei der Integration junger Geflüchteter unterstützen kann“, so Wende weiter. „Und wir wollten den Baufortschritt für die Tribüne und die Flutlichtanlage ansehen.“
Das es dort nicht viel zu sehen gab, zeichnet sich seit einiger Zeit ab. „Der Baubeginn war für den 23. Juli geplant. Wir wollten die Sommerpause nutzen, um die Investition in Tribüne und Flutlichtanlage vorzunehmen“, so Sven Baethge, sportlicher Leiter des FSV Union.
Die Stadtverordnetenversammlung hat die notwendigen Gelder in Höhe von 300 000 Euro als rückzahlbaren Zuschuss mit Beschluss vom 22. April freigegeben. Auf Grundlage der Entscheidung der Abgeordneten müsste die Stadtverwaltung den Bewilligungsbescheid erstellen und dem Verein die Mittelabforderung ermöglichen.
Doch genau hier begann es zu klemmen. Trotz mehrfachen Nachfragen von Stadtverordneten verzögerte sich die Bescheiderstellung und in diesem Zuge kamen zumindest bisher nicht übliche Forderungen an den Fördermittelempfänger hinzu. „Wir sollen nachweisen, dass der Verein in den nächsten Jahren nicht in Insolvenz geht und jetzt schon die Eigenleistung des Vereines in Höhe von 36 000 Euro konkret in Arbeitsstunden und Arbeitsleistung der Mitglieder des Vereins ausweisen.“
„Das ist einfach weltfremd“, urteilt Wende. „Was mich enttäuscht, ist zweierlei. Einerseits gefährden wir unnötig die sportliche Entwicklung des Vereins, denn es handelt sich ja um Auflagen der Deutschen Fußballliga für den Spielbetrieb des FSV Union in der Regionalliga und evtl. darüber hinaus. Und zweitens – und das ist für mich fast noch schlimmer – ersticken wir mit immer höheren bürokratischen Hürden jedes noch so kleine ehrenamtliche Engagement der Fürstenwalderinnen und Fürstenwalder. Das gilt im Sportverein, aber auch bei der Feuerwehr, im Ortsbeirat, im Kulturverein oder dem Förderverein von Kita und Schule. Das ist eine verheerende Entwicklung. Die Stadt als professionelle Akteurin muss doch Unterstützerin und Ermöglicherin von ehrenamtlichen Engagement sein und nicht zur Verhinderin mutieren“, so Wende.
Das Problem muss gelöst werden, darin sind sich die Akteure einig. Die LINKE hat angeboten, hier auch den Gesprächsprozess zu moderieren. „Vielleicht ist es eine Überlegung wert, wenn der FSV Union sich neben dem Präsidium auch einen gesellschaftlichen Beirat als Gremium gibt, in dem Vertreter von Stadt, Politik und Wirtschaft gemeinsam von Beginn an die Entwicklung begleiten und unterstützen. Es braucht ein Mehr an Miteinander, vielleicht ist so ein Beirat der erste Schritt dahin. Oft mangelt es einfach nur an Gelegenheit und Raum zum Austausch“, so Wende. Auch wenn es bei den Baumaßnahmen noch nicht rund läuft, sportlich ist es dem Verein mit dem jüngsten Kader in der Regionalliga deutschlandweit zu wünschen. Vierzehn Nachwuchsmannschaften starten zurzeit ins Training und in die Saison. Damit ist klar: Der Verein hat Perspektive und Fürstenwalde kann davon nur profitieren.
„Eins ist doch klar: Jede Investition der Stadt in die Infrastruktur in der Bonava-Arena ist eine Investition der Stadt in ihr Eigentum. Das ist sinnvoll und kommt gleichzeitig dem Profi- und dem Kinder- und Jugendsport zu Gute. Dazu gehört auch der notwendige 2. Kunstrasenplatz. Bei der Errichtung desselben werben wir sehr dafür, auch gleich das Fürstenwalder Unternehmen GeoClimaDesign zu beteiligen, das mit seiner neuen Rasenheizung helfen kann, die ganzjährige Bespielbarkeit des Platzes bei deutlich geringeren Betriebskosten als heute zu gewährleisten. Dies wiederum hilft, die hohe Auslastung der Turnhallen der Stadt in den Wintermonaten zu entspannen. Vielleicht spart das sogar die Errichtung einer neuen Turnhalle“, so der Fraktionschef der LINKEN zum Abschluss.