Beeindruckend die Blau-Weiße Heimstärke & rassige Zweikämpfe
Die Ära der „Glorreichen‟ führte Briesen wieder zurück in die Landesliga, doch wer kann künftig in ihre Fußstapfen treten? Mal wieder schließt sich der familiäre Kreis an dieser Stelle und es betreten ausgerechnet die verlorenen Söhne das Rampenlicht. Der Verein steckt mitten in seiner Blüte, was auch dem Publikum nicht verborgen bleibt. Was mit der Rekord-Zuschauerzahl von fast 300 Leuten und mit der Einweihung des neuen Vereinsheimes 2005 beginnt, soll schon bald auch sportlich seine Früchte tragen. Die Jugendabteilung der Blau-Weißen spielt dabei nicht zuletzt eine ganz entscheidende Rolle.
Millenium – was wurde da doch gefeiert. Den Briesener Fußballern steckte dieses Ereignis merklich noch bis zum Sommer in den Knochen. Die neue Saison startete mit einer klassischen Fehlzündung, bis am neunten Spieltag der Landesliga-Primus aus Laubsdorf ins Waldstadion kam. Zwar gelang den Odervorländern nur, ein Remis zu holen, doch dieser eine Punkt war das Signal, sich aufzurappeln. Aus den fünf darauffolgenden Partien, erspielten die Briesener sich 13 Punkte und rollten das Feld von hinten auf. Am Ende stand ein guter fünfter Platz zu Buche. Wie schon die Jahre zuvor bewies vor allem Volker Moritz mit 23 Treffern seine Kaltschnäuzigkeit vor der Bude, worüber die im Schnitt 150 zahlenden Zuschauer nur Staunen konnten. Beeindruckend war zu dieser Zeit die Blau-Weiße Heimstärke. Wer auch immer den Briesener Rasen betrat, den erwarteten rassige Zweikämpfe und nur in den seltensten Fällen ein Auswärtssieg. Die Spielansetzung für die Saison 2001/02 hielt eine Überraschung bereit. Blau-Weiß musste sich für die folgenden vier Jahre in der Nord-Staffel mit Wittenberge, Finow und Co. messen. Eines änderte sich jedoch nicht – das Händchen zum Fehlstart. Sechs Begegnungen, zwei Unentschieden lautete eine erste Bilanz. Doch wie so oft wiederholte sich auch in diesem Jahr eine starke Rückrunde, die auf dem siebenten Rang endete. Im Landespokal schmiss man unter anderem den Oberligisten Motor Eberswalde aus dem Wettbewerb. Im Viertelfinale bat man natürlich vor heimischer Kulisse den FFC Viktoria Frankfurt zum Tanz und hielt bis in die Verlängerung hinein auf Augenhöhe mit. Der überragende Schlussmann Stefan Ammer sicherte den Oderstädtern den 1:2-Erfolg nach 120 Minuten. Zum Abschluss der Saison wurde es dann noch emotional. Neben den Urgesteinen „Pele‟ und „Rolli‟ beendete auch Aufstiegstrainer „Honne‟ seine Laufbahn. Frank Morgen, selber in der Aufstiegsmannschaft von ’98 dabei gewesen, tritt das Erbe des Trainerpostens an. Unter ihm mischt ein bis dato unbekanntes Dorf die Staffel Nord mächtig auf. Platz 3 – was für eine Ansage von den Briesenern, noch immer ist das das beste Endresultat in der Vereinshistorie. Zu dieser Zeit bekommen die Blau-Weißen zurecht den Beinamen „Das gallische Dorf‟. Hinten Business – vorne Party, so ließ sich der Charakter des Teams beschreiben. Ein starker Abwehrverbund bildete die Grundlage für den Erfolg, während das gefürchtete Sturmduo um Mike Mlynarczyk und Volker „Schwämmchen‟ Moritz eine Kanone nach der anderen schoss. 2004 vermeldeten die Briesener drei Neuzugänge, die sich als alte Bekannte entpuppten. Mathias Klein und Björn Zickerow waren seit Kindheitstagen unzertrennliche Kumpels und ausgewiesene Pendelwurf-Experten. Außerdem kam mit Mike Stettnisch aus Fürstenwalde, auf dessen Einsatz man sich schon ein paar Jahre vorher immer verlassen konnte. Um die beiden blutjungen Ur-Briesener wurde nun eine neue Generation aufgebaut, die von der Erfahrung der „alten Hasen‟ profitierte. 2005/06 ging es dann zurück in die wohl bekannte Süd-Staffel, wo es zu einer noch nie gekannten Nervenschlacht kam. Am letzten Spieltag reiste das abgeschlagene Schlusslicht vom BSV Cottbus-Ost mit gerade mal drei Punkten auf dem Konto an. Blau-Weiß brauchte den Sieg, dann war der Klassenerhalt in trockenen Tüchern. Klein erzielte in der 87. Minute das erlösende 1:0, doch in der Nachspielzeit glichen die Lausitzer mit ihrer ersten echten Torchance aus. Was sich damals im Waldstadion abspielte, kommt dem Meisterschaftsdrama von Schalke 2001 schon beängstigend nahe. Mit einem Sieg von Vetschau wären die Odervorländer am letzten Spieltag noch abgestiegen, doch Guben erkämpfte sich zu Hause ein 2:2 gegen die Spreewälder. Auf das Zittern nach Abpfiff des eigenen Spiels folgte tosender Jubel über den Klassenerhalt. Mittendrin statt nur dabei war die Jugend, die ihre Vorbilder mit Pylonen als Megaphon-Ersatz zu jedem Heimspiel anfeuerten. In den 2000er Jahren entwickelte sich der Briesener Fußballverein zum Schlaraffenland für junge Kerle, deren Herz für den Fußball brannte. Gleich fünf Junioren-Teams schickte der Klub in die Startlöcher. 2005 hatte man von der F- bis zur B-Jugend jeweils eine Mannschaft aufgebaut. Mitunter sprangen dabei einige Kreispokal-Titel heraus, die den ein oder anderen kleinen Burschen schon von der Champions League träumen ließen. Das Engagement der Vereinsführung für die Jugendabteilung legte einen verheißungsvollen Grundstein für die kommenden Jahre. Ebenfalls 2005 gründete man nach Jahren der Abstinenz wieder eine Zweite Mannschaft, um den aufrückenden A-Junioren in der Spreeliga an den Männerfußball heranzuführen, die Bernd Kussatz, früherer Trainer der ersten Mannschaft, leitete. Nur drei Jahre später gewann die zweite Vertretung auch gleich den Kreispokal. 2006 kamen dann neue Gesichter aus einer ganz anderen Ecke zum Verein. Carsten Orlowski übernahm als Coach die Landesliga-Truppe der Blau-Weißen im Winter 06/07 und sollte den Verein vor dem Abstieg bewahren, was ihm auch eindrucksvoll gelang. Mit Mathias Klein stellten die Briesener zudem erstmals den Torschützenkönig der Landesliga, bis man im Jahr darauf gleich zwei aufeinanderfolgende Nova verzeichnete. Der Sommer 2007 begann mit dem schlechtesten Saisonstart überhaupt. Fünf Niederlagen zu Beginn waren Anlass genug, um bis zum Winter in zehn Spielen kein einziges Mal zu verlieren. Auf Landesliga-Ebene waren die Blau-Weißen nie wieder so lange ungeschlagen. Mit dem neuen Team-Chef (ehemals Preußen Frankfurt) kommen hochveranlagte Kicker ins „gallische Dorf‟, die das Bild der Blau-Weißen langfristig prägen sollen. Neben den hitzigen Duellen mit den Konkurrenten Vogelsang und Hanse Frankfurt sorgen Namen wie Ducklauß, Mikulin und Robel für spektakuläre Szenen. Doch passen diese Frankfurter Greenhorns denn wirklich in die Blau-Weiße Familie oder war das am Ende nur Schall und Rauch? Danilo Ballhorn |