Unzureichende Betreuung während der Ausbildung Zufriedenheit sinkt

Die Jugend des Deutschen Gewerkschaftsbundes Berlin-Brandenburg hat am Dienstag ihren Ausbildungsreport vorgestellt. Schwerpunkte der diesjährigen Befragung sind Ausbilder und Ausbildungsmethoden.

Die gute Nachricht zuerst: Mehr als jeder zweite Auszubildende in Berlin und Brandenburg ist mit der Ausbildung zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Das zeigt die Befragung, die die DGB-Jugend unter rund 1600 Auszubildenden in beiden Bundesländern durchgeführt hat. Ein knappes Viertel ist »teilweise zufrieden«, während nur 5 Prozent explizit »unzufrieden« oder sogar »sehr unzufrieden« sind.

Doch die Zufriedenheit der Auszubildenden hat während der zurückliegenden Jahre deutlich abgenommen: 2012 waren noch 80 Prozent der Auszubildenden sehr zufrieden mit ihrer Ausbildung, 2024 sind es nur noch 69 Prozent. Ein Grund: fehlende Betreuung und Anleitung im Betrieb, überlastete und teils didaktisch nicht geschulte Ausbilder. Weitere Gründe für Unzufriedenheit sind niedrige Bezahlung, belastende Arbeitszeiten, fehlende Mitbestimmung im Betrieb und schlechtes „Matching“, wenn also der Ausbildungsberuf nicht der Wunschberuf, sondern die Notlösung ist.

Wo Auswahl fehlt, es zu wenig Ausbildungsplätze gibt, treten Matching-Probleme häufig auf. Bundesweit fehlt fast 2,9 Millionen Jugendlichen ein qualifizierter Zugang zum Arbeitsmarkt. Diesen jungen Menschen droht ein Arbeitsleben, in dem sie deutlich häufiger mit Niedriglöhnen und prekärer Beschäftigung konfrontiert sein werden. Auch in Berlin und Brandenburg ist diese Entwicklung spürbar.

Nele Techen, stellvertretende Vorsitzende des DGB Berlin-Brandenburg, ist alarmiert: Die Wirtschaft, aber auch wir als Gesellschaft dürfen uns schlechte Ausbildung und junge Menschen ohne Perspektive nicht leisten. Wir brauchen mehr und bessere Ausbildung. 100 Prozent der Betriebe sind auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen, doch in Berlin bilden nur knapp 11 Prozent der Unternehmen aus. Statt Ausbildungshauptstadt bleibt Berlin Ausbildungsschlusslicht – und das mit Abstand. Gute Ausbildung kostet, aber es ist eine Investition der Unternehmen in ihre Zukunft. Die gibt es nicht zum Nulltarif.

Die Bezirksjugendsekretärin Mailin de Groot, des DGB Berlin- Brandenburg, setzt auf eine solidarische Lösung. Wir, die Jugend des DGB in Berlin-Brandenburg, wollen nicht tatenlos zusehen, wie die duale Berufsausbildung an Substanz verliert. Daher fordern wir einen umlagefinanzierten Ausbildungsfonds. Die Verantwortung für die Fachkräftesicherung muss von allen Betrieben getragen werden. Unternehmen, die ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht nachkommen, sollen in eine solidarische Umlage einzahlen – denn auch sie profitieren vom Engagement anderer.

In mehreren Branchen wie im Schornsteinfegerhandwerk oder der Baubranche gibt es bereits tariflich vereinbarte Umlagemodelle, um gute Ausbildungsqualität zu sichern und Betriebe, die ausbilden, zu entlasten. Erst jüngst hat die Tischlerinnung Berlin mit der Gewerkschaft IG Metall die Einführung einer branchenspezifischen tariflichen Ausbildungsumlage vereinbart.

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