Handwerker aus ganz Ostsachsen laden Besucher auf Entdeckungstour in ihre Werkstätten und Ateliers ein
Neugierige haben vom 31. März bis 2. April die Möglichkeit, Kunsthandwerkern bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen. Im Rahmen der Europäischen Tage des Kunsthandwerks öffnen rund 60 Handwerker aus Ostsachsen ihre Werkstätten und Ateliers. Andreas Brzezinski von der Handwerkskammer Dresden, sagt das die Europäischen Tage des Kunsthandwerks den Besuchern die Gelegenheit, die unverwechselbare Handschrift der regionalen Kreativszene kennenzulernen. Wer Lust hat, sich selbst einmal in einem Handwerk auszuprobieren, dem bieten viele der teilnehmenden Kunsthandwerker auch dazu die Möglichkeit.
Eine Übersicht aller Teilnehmer Ostsachsen
Seitenweise echtes Handwerk
Buchbindemeisterin Anke Hanusch bewahrt alte Buchschätze und schafft neue schöne Einzelstücke.
Seit gut einem Jahr ist Anke Hanusch zurück in Schleife: Nach Gesellenjahren in Wermsdorf, Australien, Dresden, Bielefeld und Leipzig sowie ihrem Meisterabschluss eröffnete die 38-Jährige in ihrem Heimatort am 1. April 2022 eine eigene Werkstatt. Viele alte Bücher, die sie hier repariert, sind älter als sie selbst: „Mir wurde schon eine Bibel anvertraut, die bereits vor 35 Jahren einmal repariert wurde“, erzählt die Buchbindemeisterin. „Nun war es wieder nötig Risse zu schließen, den Vor- und Nachsatz und den Rücken zu erneuern sowie die Bindung neu zu heften und den Einband auszuwechseln.“ Dabei arbeitet sie vor allem mit Handwerkzeugen wie Falzbein, Schere, Skalpell sowie Nadel und Faden. „Die Buchbindernadeln sind etwa 6 Zentimeter lang. Sie haben ein größeres Öhr als andere Nadeln, um mit unterschiedlichen Fadenstärken arbeiten zu können. Diese wiederum richten sich nach der Papierbeschaffenheit“, beschreibt Anke Hanusch das Handwerkszeug, mit dem sie die aus einzelnen Papierbögen bestehenden Lagen eines Buches zu einem Buchblock zusammenheftet. Einen Blick auf ihre Werkzeuge, Materialien und Vorgehensweisen beim Reparieren können Interessierte an den Europäischen Tagen des Kunsthandwerks vom 31.3. bis zum 2. April werfen. „Ich möchte aber auch zeigen, was Buchbinderinnen für Einzel- und Sonderfertigung herstellen können: nämlich Alben, Hochzeits- und Gästebücher, Präsentationmappen, Kartonagen wie Schuber oder Schachteln und vieles mehr – alles ganz individuell und nach Kundenwunsch“, so die Handwerkerin. Dafür greift sie unter anderem auf selbst hergestellte Bunt-, Marmor- und Kleisterpapiere zurück. Sehr gerne nutzt sie auch japanisches Chiyogami-Papier. „Das ist zwar sehr teuer, lässt sich aufgrund seiner hohen Qualität aber sehr gut verarbeiten. Und es sieht einfach hervorragend aus“, so die Buchbindemeisterin.