Handwerk in Ostbrandenburg hält Kurs in schwierigem Umfeld
Die wirtschaftliche Lage des ostbrandenburgischen Handwerks zeigt sich im Herbst 2025 insgesamt stabil, jedoch ohne neue konjunkturelle Impulse. Das geht aus dem aktuellen Konjunkturbericht der Handwerkskammer Frankfurt (Oder) – Region Ostbrandenburg hervor.
Auch landesweit zeigt sich ein ähnliches Bild: Die drei Handwerkskammern Brandenburgs melden eine insgesamt stabile Geschäftslage, die jedoch von regionalen Unterschieden geprägt ist. Während Ost- und Westbrandenburg leicht über dem Landesdurchschnitt liegen und somit eine positive Entwicklung verzeichnen, bleibt Südbrandenburg auf dem Vorjahresniveau stabil, ohne nennenswerte Veränderungen. Trotz dieser Stabilität ist die Auftragsreichweite landesweit rückläufig, was auf eine vorsichtige Auftragsvergabe und eine insgesamt gedämpfte Nachfrage hindeutet. Die Erwartungen der Betriebe für die kommenden Monate bleiben daher verhalten, was auf eine noch unsichere wirtschaftliche Gesamtsituation und Herausforderungen wie Fachkräftemangel oder steigende Betriebskosten zurückzuführen ist. Vor diesem Hintergrund fordert der Handwerkskammertag Brandenburg gezielte politische Maßnahmen, um die Betriebe wirkungsvoll zu entlasten und die Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Entwicklung zu verbessern. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Stärkung der beruflichen Ausbildung, die als entscheidender Faktor für die Zukunftsfähigkeit des Handwerks gesehen wird. Konkret wird unter anderem die Einführung einer Praktikumsprämie vorgeschlagen, die freiwillige Ferienpraktika attraktiver machen soll. Diese Maßnahme zielt darauf ab, junge Menschen frühzeitig für handwerkliche Berufe zu begeistern und damit dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken. Darüber hinaus werden weitere Unterstützungsprogramme gefordert, die den Betrieben bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen, etwa im Bereich Digitalisierung und Klimaschutz, unter die Arme greifen sollen.
Geschäftslage: Mehrheit der Betriebe zufrieden
43 Prozent der befragten Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut, weitere 42 Prozent als befriedigend. Damit geben 85 Prozent eine mindestens zufriedenstellende Einschätzung ab. Der Geschäftsklimaindex liegt bei 104 Punkten und damit leicht unter dem Vorjahreswert. Die Erwartungen bleiben verhalten. Nur 9 Prozent rechnen mit einer Verbesserung, 24 Prozent mit einer Verschlechterung.
Besonders schwierig ist die Lage im Bauhauptgewerbe und im Nahrungsmittelhandwerk: Im Bauhauptgewerbe beurteilen nur noch 28 Prozent der Betriebe ihre Lage als gut – ebenso viele melden eine schlechte Geschäftslage. Im Nahrungsmittelhandwerk überwiegen ebenfalls die negativen Einschätzungen, was auf die anhaltend hohen Energie – und Rohstoffpreise sowie eine schwache Konsumnachfrage zurückzuführen ist.
Beschäftigung: Stabilität mit begrenztem Spielraum
Die Beschäftigung bleibt weitgehend konstant. 70 Prozent der Betriebe halten ihre Mitarbeiterzahl, 12 Prozent konnten Personal aufbauen, 18 Prozent mussten reduzieren. Der Fachkräftemangel und die demografische Entwicklung begrenzen die Möglichkeiten für Neueinstellungen. Für die kommenden Monate erwarten 79 Prozent stabile Beschäftigtenzahlen.
Auftragslage: Rückgang setzt sich fort
Die Auftragslage gerät zunehmend ins Stocken. Nur 14 Prozent der Betriebe melden steigende Auftragseingänge, 36 Prozent berichten von Rückgängen. Die durchschnittliche Auftragsreichweite liegt bei 9,2 Wochen – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr (10,3 Wochen). Die Betriebsauslastung liegt bei durchschnittlich 71 Prozent.
Umsatz und Preise: Kostenbelastung bleibt hoch 21 Prozent der Betriebe melden steigende Umsätze, 54 Prozent konstante und 25 Prozent rückläufige. Die gestiegenen Einkaufspreise 61 Prozent berichten von höheren Kosten können nur teilweise über Verkaufspreise kompensiert werden. Lediglich 29 Prozent der Betriebe geben Preissteigerungen weiter.
Investitionen: Zurückhaltung dominiert
Die Investitionsbereitschaft bleibt schwach. Nur 11 Prozent der Betriebe
investieren stärker, 38 Prozent reduzieren ihre Ausgaben. Für die kommenden Monate planen lediglich 6 Prozent höhere Investitionen, während 44 Prozent eine Reduzierung ankündigen.
Ausbildungsmarkt:
Lehrstellenangebot gestiegen – Vertragszahlen leicht rückläufig
Zum 30. September 2025 wurden im Kammerbezirk Frankfurt (Oder) insgesamt 964 neue Lehrverträge eingetragen – ein leichter Rückgang gegenüber dem Vorjahr (983). Gleichzeitig ist die Zahl der offenen Lehrstellen deutlich gestiegen: von 131 im Vorjahr auf 249 . Diese Entwicklung zeigt: Das Ausbildungsangebot im Handwerk wächst, doch die Nachfrage bleibt hinter den Möglichkeiten zurück. Umso wichtiger sind gezielte Maßnahmen zur Berufsorientierung und Nachwuchsförderung.


