Ernte im vollen Gange
Auch wenn die Brandenburger Landwirte in diesem Jahr von einer existenzbedrohenden Dürre verschont geblieben sind, kann von Erholung keine Rede sein. Der Drusch der Gerste ist in diesen Tagen im Land Brandenburg fast flächendeckend angelaufen, im Süden des Landes eher als im Norden. Im weiteren Verlauf folgen Weizen, Roggen und Raps. Erste Prognosen gehen für 2019 von einer leicht unterdurchschnittlichen Getreide- und Rapsernte aus. „Die gute Nachricht ist, dass wir in diesem Jahr keine Dürre zu beklagen haben, die unsere Betriebe in ihrer Existenz bedroht.
Aber von Entspannung kann dennoch keine Rede sein. Denn die gute Ernte, die uns in die Lage versetzt hätte, die herben Verluste des Vorjahres auszugleichen, wird ausbleiben“, erklärt LBV-Präsident Henrik Wendorff. Vor diesem Hintergrund appelliert der LBV Brandenburg an die politischen Entscheidungsträger, die Rahmenbedingungen für landwirtschaftliches Handeln nicht zusätzlich zu verschlechtern.
„Unsere Einkommenssituation ist schon jetzt unterdurchschnittlich und erlaubt keine zusätzlichen Auflagen, die mit einem nicht honorierten Mehraufwand verbunden sind“, so Wendorff weiter.
Es ist in 2019 von regional sehr unterschiedlichen Enteerträgen auszugehen. Jeder Bodenpunkt und jeder Liter Regen wird an den Druschergebnissen zu sehen sein. Bei Getreide ist von einem landesweiten Durchschnittsertrag von 52 dt/ha (konventionell) auszugehen. Damit lägen die Brandenburger Landwirte sieben Prozent unter dem Durchschnitt von 2012 bis 2017, aber 30 Prozent über den Erträgen des Vorjahres.
Bei Winterraps geht der LBV von einem landesweiten Durchschnittsertrag von 31 dt/ha aus, ein Verlust von neun Prozent gegenüber dem langjährigen Mittel, aber eine Steigerung von 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ausgehend von diesen Schätzungen ergibt sich für das Land Brandenburg eine Gesamtgetreidemenge von 2,5 Millionen Tonnen. Beim Raps ergibt sich eine prognostizierte Erntemenge von 213.000 Tonnen, eine Abnahme von fast 50 Prozent zum langjährigen Mittel. Dieser Umstand ist der deutlichen Verringerung des Anbauumfangs aufgrund der ungünstigen Witterung im Herbst geschuldet.
Die Erzeugerpreise für Getreide liegen zum Erntebeginn nur leicht über dem unbefriedigenden Vorjahresniveau. Positive Signale zur Preiserholung auf dem Weltmarkt sind indes nicht zu erwarten, so dass die Ertragsverluste kaum über einen höheren Preis ausgeglichen werden können. Die zu erwartenden Qualitätsbeeinträchtigungen, insbesondere bei der Kornausbildung, dürften zu Abschlägen bei den Auszahlungspreisen führen und die dringend benötigten Erlöse weiter mindern. Die tiefgreifende Austrocknung der Böden zur Herbstaussaat 2018 boten den nun zur Ernte anstehenden Kulturen keine guten Startbedingungen. Die Körner keimten nur mit großer Zeitverzögerung. Das Getreide litt den gesamten Herbst unter Wassermangel, mit regional starken Differenzierungen.
Im Winter entspannte sich die Situation für die Pflanzen durch überdurchschnittlich hohe Temperaturen und viele Niederschläge. Die Frostperiode im Februar schadete den Kulturen kaum, während sich die Maifröste negativ auswirkten. Der für die Ertragsbildung entscheidende Monat Mai zeigte sich in diesem Jahr wiederum als deutlich zu trocken, beeinträchtigte die Bestände jedoch aufgrund der Kühle und des trüben Wetters nur marginal.
Der Juni erwies sich als ebenfalls zu trocken. Die zur Monatsmitte einsetzende Hitzeperiode führte dann zur Abreife aller Druschfrüchte, wobei die Kornfüllungsphase dadurch abrupt beendet wurde. Die teilweise heftigen Gewitter zum Ende des Monats konnten sich somit nicht mehr positiv auf die Erträge und Qualitäten auswirken. Mais, Kartoffeln, Zuckerrüben und das Grünland leiden derzeit unter der Trockenheit und befinden sich in einem Wachstumsstillstand.
Quelle: KBV Kreisbauernverband Oder Spree