Erste Station Agrarunternehmen Berghof eG in Rieplos
Am Montag besuchte der Landrat des Landkreises Oder-Spree, Rolf Lindemann, gemeinsam mit der Beigeordneten für ländliche Entwicklung, Gundula Teltewskaja, sowie dem Vorstand des Kreisbauernverbandes Oder-Spree e.V., Hartmut Noppe, und weiteren Mitgliedern verschiedene Unternehmen des Verbandes. Der Zeitplan war eng geschnürt, im Stundentakt sollten drei Unternehmen besucht werden. Der Plan war tollkühn und wurde auch schon beim ersten Besuch des Agrarunternehmens Berghof eG Rieplos über den Haufen geworfen.
Das Gesprächspotenzial war enorm, es gab einfach viele Fragen und dementsprechend auch viele Antworten. Rückblickend auf den Sommer war der Frust zu spüren bei allen Beteiligten des Besuchermarathons, denn die Umweltbedingungen haben den Landwirten erhebliche Probleme verursacht. Janet Gärtner, Leiterin der Tierproduktion bei der Genossenschaft Agrarunternehmen Berghof eG, übernahm das Zepter und erläuterte den interessierten Tour-Teilnehmern, wie die Genossenschaft aufgebaut ist. Diese ist in einem Betriebsverbund integriert, der sich zusammensetzt aus zwei weiteren Betrieben, zum einem der Landprodukte eG, die sich mit Nutzfläche und Tierproduktion beschäftigt, und der Spreefa GmbH, die in der Mutterkuhhaltung aktiv ist. Das Agrarunternehmen Berghof eG ist ebenfalls in der Nutzfläche und Tierproduktion tätig. Dieser Verbund bewirtschaftet 2.000 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. Am Ort haben 20 Mitarbeiter ihr Auskommen.
Mit besonderem Stolz erfüllt sie, dass sie es geschafft haben, zwei junge Menschen dafür zu begeistern, einen landwirtschaftlichen Beruf zu erlernen, was ja in der heutigen Zeit nicht gerade selbstverständlich ist – und das auch noch aus eigenem Antrieb, weil sie es wollten, sich beworben haben und ihre Ausbildung bestätigt wurden. Am Ort sind 200 Kühne, wovon 180 gemolken werden, dazu kommen in gleicher Anzahl noch Jung-Rinder und 300 Mutterkühe der Rassen Fleckvieh und Uckermärker. Darüber hinaus hat man noch 68.000 Plätze für Hähnchen und arbeitet dabei mit Abnehmern aus der Region zusammen, zum Beispiel mit Friki in Storkow. Das hätte Potenzial, denn die Hähnchen seien durch die kurzen Vertriebswege nicht so gestresst. Das Unternehmen beteiligt sich seit sechs Monaten an der Initiative „Tierwohl“, die für eine tiergerechtere und nachhaltige Fleischerzeugung steht. Mit Leib und Seele Landwirt zu sein, bringt so manche schwere Entscheidung mit sich. Man sei bis zum Sommer noch stolz gewesen, der letzte verbliebene Betrieb zu sein, der sich mit der Produktion von Schafen als Nutztiere auseinandersetzt. 500 Mutterschafe waren ein Garant für die Region, doch die finanziellen Aufwendungen sind derart gestiegen, der Abverkauf der Produkte wie Wolle und Lämmer stünde dazu in keinem Verhältnis. So musste man sich, auch wenn es schwer fiel, von diesem Produktionszweig trennen. Die Mitarbeiter sind nicht verloren, ganz im Gegenteil.
Das Agrarunternehmen Berghof eG hat in die Zukunft investiert und zeigte sich hocherfreut über ihre Neuanschaffung, funkelnde Augen und die Erklärungen mit Herz spiegelten das wider. Klar ist die Summe eine echte Herausforderung: 300.000 Euro sind eine große Hausnummer für das Unternehmen, aber es war Zeit, eine neue Technik zu installieren. Die Umbaumaßnahmen zogen sich etwas hin, aber nun sei man sehr zufrieden über die neuen Melkroboter. Die Arbeitserleichterung gegenüber früher ist groß und die Handhabung der Gerätschaften sei sehr unkompliziert. Die Kühe sind alle mit Transpondern versehen, die der Computer am Melkroboter dann ausliest. Die Tiere in die Box zu locken, geht natürlich über das Futter. Der Melkroboter stellt fest, um welche Kuh es sich handelt und wie viel Ertrag sie bringt, z.B. 20 oder 40 Liter, danach berechnet er, wann die Kuh genug produziert hat, um gemolken zu werden. In einem bestimmten, zeitlich festgelegten Rahmen wird dann die Kuh angelockt und gemolken. Der Melkroboter macht das ganz behutsam, sucht mit dem Rasterlicht die Zitzen, macht diese mit einer Bürste sanft sauber, setzt seine vier Sauger an, die sich je nach Ergiebigkeit unterschiedlich wieder absetzen. Wenn eine Kuh noch nicht dran ist, gibt’s auch kein Lockfutter und die nächste steht schon bereit.
Die Gemüter waren besonders über das fadenscheinige Angebot des Bund-Länder-Programms zur Dürrehilfe aufgebracht. Der bürokratische Zeitaufwand, der damit verbunden ist, wäre unzumutbar. Auch inhaltlich würde der Antrag an eine eidesstattlichere Versicherung erinnern. Es ist zu vermuten, dass viele diesen Weg nicht gehen werden und sich anderweitig umschauen. Damit haben sich Bundes- sowie Landesregierung keinen Gefallen getan.
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