Stadtentwicklung mit neuen Ideen

Angesichts immer dichter werdender Innenstädte bietet der Radverkehr viele Vorteile – diese sind hinlänglich bekannt: Fahrradfahren ist geräuscharm, verursacht keine Emissionen und ist platzsparender als der motorisierte Individualverkehr. Gleichzeitig ergeben sich aus dem Umbau der Verkehrsinfrastruktur neue Chancen für die Baukultur durch die Neu- und Umgestaltung von Straßen und öffentlichen Plätzen, durch Bauten wie Fahrradparkhäuser oder -stellflächen. Wie eine Stadtentwicklung aussehen kann, die künftig noch mehr Menschen auf das Fahrrad lockt, darüber diskutierten rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Baukulturwerkstatt „Stadt und Fahrradmobilität“ Anfang Mai in Karlsruhe.

Mobilität tangiert viele Themen der Baukultur:

Fragen des Flächenverbrauchs, der menschengerechten Stadt, aber vor allem auch der qualitätsvollen Gestaltung von öffentlichen Räumen. Im Mobilitätswandel mit zunehmendem Radverkehr liegen daher große Chancen für die Baukultur im Sinne einer Aufwertung unserer gebauten Lebensräume“, sagte Reiner Nagel, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Baukultur.

Einen globalen Blick auf fahrradfreundliche Städte wirft die aktuelle Ausstellung „Fahr Rad! Die Rückeroberung der Stadt“ am Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt, Kooperationspartner im Rahmen der Baukulturwerkstatt. „Die Ausstellung wirbt mit Projekten aus aller Welt für eine sanfte Rückeroberung der Stadt, darunter Kopenhagen, New York, Groningen und Karlsruhe. Die gezeigten urbanen Zentren streben alle danach, neben der Etablierung einer fahrradgerechten Lebensumwelt, sozialer, grüner und lebenswerter zu werden, um damit für zukünftige Entwicklungen gerüstet zu sein“, sagte Peter Cachola Schmal, Leitender Direktor des DAM.

In den drei Werkstatträumen „Mobilitätskonzepte“, 

„Mensch und Fahrrad“ und „Fahrradstadt machen“ wurden konkrete Projekte zum Thema vorgestellt. Als Fazit der Baukulturwerkstatt lassen sich laut Reiner Nagel von der Bundesstiftung Baukultur folgende Punkte festhalten:

  1. Fahrradmobilität bietet einen guten „Anfasser“ für den menschenorientierten und zukunftsgerechten Umbau der Städte in verdichteten, aber auch in ländlichen Lagen.
  1. Fahrradfreundliche Verkehrsgestaltung muss nicht viel kosten. Bereits mit einem Eimer Farbe oder einigen Pflanzentöpfen können Maßnahmen zur Erleichterung des Fahrradverkehrs in Städten erprobt werden – auch temporär und reversibel. Eine bislang ausstehende, bundesweite Fahrradstellplatzverordnung könnte als politisches Instrument Wirkung entfalten.
  1. Stadtentwicklung und Mobilitätsstrategien müssen gemeinsam gedacht werden. Es sollte darum gehen, integrierte Gesamtkonzepte zu erarbeiten, die die Belange aller Verkehrsteilnehmer gleichermaßen berücksichtigen, aber Rückbaumaßnahmen der autogerechten Stadt vorbereiten und die Bevölkerung auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Stadt mitnehmen.
  1. In Zukunft gilt es, Mobilität und bauliche Gestaltung – sei es auf Stadt- oder Architekturebene – viel mehr und radikaler miteinander zu verschränken. Dazu bedarf es auch eines intensiveren Dialogs der Disziplinen, damit die besten Lösungen entstehen können. Bereits in der Anfangsphase von Stadtentwicklungs- und Mobilitätsprojekten sind Experten aus allen beteiligten Disziplinen einzubinden. Deutschland muss beim Thema Mobilität vom Reagieren ins Agieren kommen, sonst wird es abgehängt.
  1. Mobilitäts-Leuchtturmprojekte sind gute Pilotprojekte und besser, als kein Risiko einzugehen. Durch das Teilen guter Beispiele und die Kommunikation über Strategien können funktionierende Modelle auf Übertragbarkeit hin überprüft, angepasst und verbreitet werden.
  1. Wenn somit die Fahrradmobilität in all ihren Facetten von der Stadt- über die Verkehrsplanung bis in die Architektur gedacht wird, kann sie auch als Katalysator für Baukultur werden!

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