Neubau läuft nur mit angezogener Handbremse

Mangelware Wohnung: Der Landkreis Oder-Spree hat ein Wohnungsdefizit. Aktuell fehlen rund 1.800 Wohnungen. Gleichzeitig stehen im Landkreis Oder-Spree 3.210 Wohnungen bereits seit einem Jahr oder länger leer. Wer eine Wohnung sucht, sollte sich darauf aber keine Hoffnungen machen: Wohnungen, die lange Zeit leer stehen, gehen kaum wieder in die Vermietung. Die Zahlen für den Landkreis Oder-Spree gehen aus der aktuellen regionalen Wohnungsmarkt-Untersuchung hervor, die das Pestel-Institut gemacht hat. Die Wissenschaftler haben dabei den Wohnungsbestand, die Bevölkerungsentwicklung sowie Prognosen für den Arbeitsmarkt und die Beschäftigung im Landkreis Oder-Spree analysiert.

Vom Arbeitskräftebedarf über die Geburten bis zu den Sterbefällen. Es wird sich in Oder-Spree eine Menge tun und auf dem Wohnungsmarkt tun müssen. Das bedeutet konkret: In den nächsten fünf Jahren müssen rund 840 neue Wohnungen im Landkreis Oder-Spree gebaut werden und zwar pro Jahr“, sagt Matthias Günther.
Der Chef-Ökonom des Instituts hält dieses Wohnungsbaupensum für den Kreis allerdings für „kaum machbar“. So habe es im ersten Halbjahr dieses Jahres nach Angaben des Statistischen Bundesamtes lediglich 234 Baugenehmigungen für neue Wohnungen im Landkreis Oder-Spree gegeben. Das reicht natürlich nicht. Der Neubau von Wohnungen läuft mit angezogener Handbremse. Da muss vor allem bundespolitisch mehr passieren, um den Neubau von Wohnungen wieder anzukurbeln. Und das möglichst schnell, so Matthias Günther.

Dabei gibt es für den Leiter des Instituts vor allem ein effektives Instrument, das den Wohnungsbau auch in Oder-Spree flott in Fahrt bringen würde. Dringend notwendig ist günstiges Baugeld. Der Bund muss ein Zins-Programm auflegen: Maximal 2 Prozent Zinsen teurer darf die Finanzierung beim Wohnungsbau nicht sein. Dann wären deutlich mehr private Bauherren, aber auch Investoren endlich wieder in der Lage, neue Wohnungen zu bauen. Vor allem würde das schnell einen Effekt bringen. Mit einem Niedrigzins-Baugeld würde der Bund einen wirklichen Turbo für den Neubau von Wohnungen starten, ist der Chef-Ökonom überzeugt.
Dabei sei der Wohnungsbau ein wichtiger Motor der Binnenkonjunktur. Läuft der Wohnungsbau, dann läuft auch die Wirtschaft. Deshalb ist es höchste Zeit, dass Bundeskanzler Merz den Wohnungsbau jetzt zur Chefsache macht, fordert die Präsidentin des Baustoff-Fachhandels. Passiere nichts, dann sacke der Neubau weiter ab. Schon jetzt verliere der Bau Tag für Tag Kapazitäten. Bauunternehmen gehen in die Insolvenz. Bauarbeiter verlieren ihre Jobs“, so Metzger.

Außerdem sei das Bauen zu kompliziert und zu teuer geworden, kritisiert der Baustoff-Fachhandel. Ein Punkt, den auch das Institut unterstreicht. Deutschland muss dringend wieder einfacher bauen. Wenn der Bund alle Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre komplett zurücknehmen würde, dann könnten in Oder-Spree ziemlich schnell wieder deutlich mehr und deutlich günstigere Wohnungen gebaut werden. Und zwar Wohnungen mit einem guten Standard. Manchmal ist weniger eben mehr, sagt Matthias Günther.

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