Inflations-Ebbe im Portemonnaie
Ein Problem lässt sich in der Gebäudereinigung nicht mehr wegwischen: Im Landkreis Oder-Spree gibt es 54 Betriebe der Gebäudereiniger-Branche. Wer da arbeitet, hat ein massives Problem – und zwar im Portemonnaie, sagt Astrid Gehrke. Die Bezirksvorsitzende der Gebäudereiniger-Gewerkschaft IG Bau Oderland übt heftige Kritik an den Arbeitgebern. Wenn es darum geht, die Härte der Inflation abzufedern, zeigt die Reinigungsbranche den eigenen Leuten die kalte Schulter. Von Lebensmitteln bis zur Miete – die Preise schießen nach oben. Trotzdem gibt es für die, die den Kreis Oder-Spree sauber halten, in den meisten Betrieben keinen Euro und keinen Cent extra. Inflationsausgleichsprämie für Reinigungskräfte – Fehlanzeige! Der Vorwurf der Gewerkschaft an die Arbeitgeber ist das sie sich seit Monaten weigern, ihren Beschäftigten in der Inflation finanziell unter die Arme zu greifen. Der Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks sei nicht einmal zu Gesprächen bereit. Dabei sei die finanzielle Situation der meisten Reinigungskräfte dramatisch. Bei ihnen herrscht Inflations-Ebbe im Portemonnaie. Hier geht es nämlich um Menschen, die die Inflation mit voller Wucht trifft. Wer in der Gebäudereinigung arbeitet, muss ohnehin jeden Euro zweimal umdrehen. Denn Reinigungskräfte arbeiten immer noch für einen Niedriglohn, sagt die Vorsitzende der IG Bau Oderland. Vollzeitkräfte und vor allem aber auch Mini-Jobber hätten überhaupt kein Problem, woanders unterzukommen. Die Gastronomie sucht genauso wie der Einzelhandel händeringend Leute, sagt Astrid Gehrke. Sie warnt, die Arbeitgeber der Gebäudereinigung spielten ein gefährliches Spiel. Sie sind dabei, ihr wichtigstes Kapital zu verpokern. Die Menschen, die für sie eine saubere Arbeit machen.
An die heimischen Bundestagsabgeordneten appelliert die Gewerkschaft Oderland, den „Warn-Notruf der Gebäudereinigung“ mit nach Berlin zu nehmen. Denn dass es in einer ganzen Branche vor Inflationsausgleichsprämien-Verweigerern nur so wimmelt, ist zum Beispiel auch bei der Strompreisbremse ein wichtiger Punkt. Dann nämlich, wenn es darum geht, dass der Staat auch für das kommende Jahr den Fuß auf der Preisbremse behält. Denn sollte der gedeckelte Preis für Strom – wie geplant – Ende dieses Jahres auslaufen, dann würde dies gerade die Beschäftigten der Gebäudereinigung unvertretbar hart treffen. Solange sich Arbeitgeber in der Krise so verantwortungslos wie Unternehmer der Gebäudereinigung aus der Affäre ziehen, bleibt nur der Ruf nach staatlicher Hilfe, sagt Astrid Gehrke.