Energieminister sieht Projekt „H2Rail.Prignitz“ als weiteren Schritt zur H2-Vorreiterregion
„Wasserstoff kann das Schlüsselelement für das Gelingen der Energiewende und zum Erreichen der Klimaziele sein. Denn Wasserstoff ermöglicht die Kopplung der Sektoren Strom, Wärme, Verkehr und Industrie und bietet das größte Potenzial für eine weitgehende Dekarbonisierung unser Industrieprozesse. Die Anwendung innovativer H2-Technologien birgt große industriepolitische Chancen für Brandenburg, verbunden mit zusätzlicher regionaler Wertschöpfung und Beschäftigung.“ Das erklärte Energieminister Jörg Steinbach gemeinsam mit der Deutschen Eisenbahn Service AG (DESAG) über das Projekt „H2Rail.Prignitz“ informierte.
Kern des Pilotprojektes ist es, den emissionsfreien Speicherantrieb mit grünem Wasserstoff aus regional erzeugtem, erneuerbarem Strom zu erproben. Damit soll gezeigt werden, wie ein CO2-freier Bahnbetrieb im oberleitungsfreien ländlichen Raum funktionieren kann. „Zudem bietet H2Rail neue Chancen für den Fahrzeug- und Anlagenbau. Deshalb freut es mich besonders, dass mit der DESAG ein erfolgreiches mittelständisches Unternehmen aus Brandenburg die Federführung übernimmt“, sagte Steinbach. Erfreulich sei zudem, dass der Bund das Projekt finanziell absichern wolle. H2Rail sei ein „weiterer Schritt auf Brandenburgs Weg zur H2-Vorreiterregion“.
Einmal mehr appellierte der Minister an den Bund, dass „aus der bisher als Stromwende betriebenen Energiewende endlich eine energieträger- und sektorenübergreifende Energiewende werden muss“. Vom Energiebedarf in Deutschland würden nur 20 Prozent auf den Stromsektor entfallen, weitere 30 Prozent auf die Mobilität und 50 Prozent auf den Wärmesektor. „Was bisher unter dem Begriff Energiewende lief, war fast nur auf den Stromsektor fokussiert. Wir müssen aber perspektivisch auch den Energiebedarf bei Mobilität und im Wärmesektor ,grün‘ bekommen“, sagte Steinbach. Eine besondere Rolle komme dabei Power-to-X-Technologien und Wasserstoff zu. Die Anwendungsmöglichkeiten für grünen Wasserstoff seien vielfältig. Beispielhaft verwies er auf die Stahlindustrie in Eisenhüttenstadt und die Chemieindustrie in Schwarzheide.
Die für Ende dieses Monats angekündigte Nationale Wasserstoffstrategie dürfe „kein wolkiges Ankündigungspapier“ werden, sondern müsse konkrete und kurzfristig umzusetzende Punkte enthalten, forderte Steinbach. „Neben der weiteren Verstärkung der Forschungsaktivitäten brauchen wir schnell einen Markt für erneuerbaren Wasserstoff. Nur so werden die Investitionen ausgelöst, die wir für den Hochlauf einer Wasserstoffproduktion jetzt brauchen“, sagte der Minister.
Deshalb müsse sich der Bund mit der Nationalen Wasserstoffstrategie zu einer ambitionierten Umsetzung der Erneuerbaren Energien Richtlinie (Renewable Energy Directive, RED II) in nationales Recht verpflichten. Brandenburg hatte für seine darauf abzielende Initiative am 11. Oktober eine breite Mehrheit im Bundesrat bekommen. „Jetzt ist der Bund in der Pflicht. Mit einer entsprechenden Umsetzung der RED II wird eine Nachfrage nach erneuerbarem Wasserstoff aus den Raffinerien ermöglicht. Das kann und muss die Initialzündung für das Thema werden“, sagte Steinbach.
Zudem müsse sich der Bund bei der für 2022/2023 geplanten Überarbeitung der EU-Flottenemissionsverordnungen dafür einsetzen, dass synthetische Kraftstoffe (E-Fuels) auf die von der EU festgelegten Emissionswerte von Fahrzeugflotten angerechnet würden. „Dies würde eine Nachfrage nach E-Fuels bei den Fahrzeugherstellern auslösen, was ein weiterer Impuls wäre“, sagte Steinbach. „Auch dieses Thema muss sich in der Nationalen Wasserstoffstrategie wiederfinden – sie ist der Lackmustest, ob es die Bundesregierung tatsächlich ernst meint mit dem Thema oder weiter nur Kulissen schiebt.“