Dienstleister mit Herz & Verstand
Die Wendezeit war für viele ein Segen – für andere vielleicht auch ein Fluch, denn nun pfiff ein anderer Wind durch die Lande. Der Wind, der alles hinwegfegte, was nicht gebraucht wurde. Die Aufbruchsstimmung war allseits zu spüren, nun war vieles möglich geworden. Unternehmen wurden gegründet, um den unterschiedlichsten Bedürfnissen und dem gestiegenen Bedarf, der nun wie mit voller Wucht auf alle einprasselte, gerecht zu werden. Den einen oder anderen hatte es da aber auch schon vom Markt der vielen Möglichkeiten weggespült, weil ihm das Gespür fürs Wesentliche fehlte. Die Neunziger Jahre waren die Gründerjahre in Ostdeutschland, auch in Fürstenwalde waren viele gestartet, wie das Unternehmen Bartsch, das sich bis heute um Straßenreinigung, Winterdienst und Grünflächenpflege weit über die Stadtgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat. Das erreicht man nur, so das Credo der Firmenchefin Brigitte Bartsch, mit absoluter Zuverlässigkeit. Sie habe, so erzählte sie, auch eine wirre Zeit erlebt und da war es noch nicht abzusehen, dass sie in der Firma Bartsch mal das Zünglein an der Waage sein würde.
Der Vater war schon vor der Wende selbstständig und ein begnadeter Vollblutmusiker, das hat in der Familie musikalische Spuren hinterlassen. Alle Kinder waren musikalisch geprägt, gingen gemeinsam auf Tour in der Region und spielten auf bei Dorffesten und Discos, „Schwoff“ nannte man das früher, erzählt Brigitte Bartsch und lächelt dabei: „Das war manchmal sehr schwer. Wir haben alle geholfen wo es ging und mussten auch so manches Mal zurückstecken“. Die soziale Bindung habe sie ihr ganzes Leben lang geprägt – bis heute. Die Musik habe zwar Spaß gemacht, war jedoch nicht so ergiebig. Der Vater machte sich dann mit einem weiteren Zweig selbstständig und arbeitetet im Auftrag als Blumen-& Gesteckbinder, ein anspruchsvoller Beruf, der viel Geschick erfordert, und Blumengestecke, nach Wunsch und Größe individuell gefertigt, waren sehr gefragt. Nach der Wende kam dann das Aus für die Blumen-& Gesteckbinder, denn die Plastikwelle rollte durchs Land, da waren Fertigkeiten nicht mehr gefragt. Aber den Kopf in den Sand stecken, das kam nicht in Frage. Über Freunde hatte er gehört, dass die Stadt Fürstenwalde einen Auftrag zu vergeben hatte, der beinhaltete, den einstigen Wochenmarktplatz sauber zu halten und zu pflegen. Heute steht an dieser Stelle das Rathauscenter. Den Zuschlag bekam er und bis heute, so Brigitte Bartsch, sei man stolz, diesen ersten Auftrag noch immer innezuhaben. Das zeuge von gegenseitigem Vertrauen zwischen der Stadt und zur Firma Bartsch. Zuverlässigkeit ist eben alles!
Von dieser Zeit da an wuchs das Unternehmen.Ein Mitbewerber auf dem Markt, der den Auftrag für der Winterdienst und die Stadtreinigung in der Stadt Fürstenwalde hatte, konnte diesen nicht mehr halten und verlor den Auftrag, weil dessen Mitarbeiter im Winter lieber abwägten, ob es wichtig ist oder nicht, die Straßen zu räumen. „Die Stadt hatte mit uns gute Erfahrungen gemacht“, erzählte sie, „trat an uns heran und bat um Vertragsübernahme. Wir haben natürlich übernommen. Winterdienst ist im Übrigen die Königsdisziplin, die am meisten fordert.“ Da die Firma nun weiter wuchs und eine steigende Verantwortung damit einherging, war es ihr Vater, der bat, dass sie mit in das Unternehmen wechselt. Für sie war das eine Lebensveränderung, die sie wagen wollte, denn als Außendienstmitarbeiterin in der Versicherungsbranche hatte sie zwar auch Lehrgeld bezahlt, aber dort sollte ihr Lebensinhalt nicht liegen. Endkonsequenz war die Schulbank, nun hieß es: Alles lernen, was man als Rüstzeug für den Beruf eines Unternehmers benötigte. Den gemeinsamen Plan hatten Vater und Tochter schon ausgetüftelt und waren von da an gemeinschaftlich mit allen Rechten und Pflichten das Aushängeschild der Firma Bartsch. Start war der 1. Februar 1995. Nun ging es schnell und steil bergauf, weitere Familienmitglieder folgten ins Unternehmen. Der Vorteil liegt dabei natürlich klar auf der Hand. Der Fuhrpark wurde immer so erweitert, wie es sich finanziell darstellen ließ.
Das Vertrauen zu den Mitarbeitern, ob Familie oder von außen, spielt immer eine wesentliche Rolle. „Wir helfen einander, soweit wie es geht!“ Das hatte sie in ihrer Jugendzeit verinnerlicht und lebt es bis heute. Kurz vor der Jahrhundertwende waren die Anstrengungen des Lebens beim Vater eine Konsequenz, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Nun war es an Brigitte Bartsch, das Unternehmen weiterzuführen. Alles wurde vertraglich festgehalten und ab dem 1. Oktober 1999 stand sie der Firma vor. Das Büro in der Fürstenwalder Lindenstraße zog am 1.Januar 2000 nun mit Stammsitz um nach Molkenberg. Die kleine Firmenzentrale wurde stetig weiter ausgebaut, dazu wurden Möglichkeiten geschaffen, wo alle Geräte, die benötigt werde abgestellt werden konnten. So gibt es in Fürstenwalde, im Pintsch-Gelände, eine große Halle, in der der Maschinenpark auf seinen Einsatz wartet. Die Aufträge, die sich in der Straßenreinigung, im Winterdienst und in der Grünflächenpflege niederschlagen, waren Grund genug, über Investitionen in neuere Technik nachzudenken und in die Tat umzusetzen.
Im Laufe der Jahre hat Brigitte Bartsch es genauso gemacht wie viele andere Unternehmer: Sie hat ihren Kindern eine berufliche Perspektive geboten und sie ausgebildet – und das auch noch mit zweimaligem Erfolg. Stephan Bartsch ist Anfang 30 und begeistert von allem, was einen Motor hat. Das passt genau ins Profil. Seine Ausbildung zum Mechatroniker hat er noch gekrönt mit dem Kfz-Meister, dazu ist er nun auch Chef wie seine Mutter, mit gleichen Pflichten. Den Respekt seiner Kollegen hat er schon lange, denn auch er ist engagiert im Unternehmen – und nicht nur dort, sondern auch bei der Freiwilligen Feuerwehr-Nord in Fürstenwalde, und zwar ehrenamtlich. Aber das will er auch nicht missen, es sei eine Frage der Ehre, an die Gemeinschaft etwas zurückzugeben. Das habe er in seiner Familie nicht anders gelernt und so will er es auch in Zukunft halten.