Neuzeller Passionsdarstellungen gehen in die letzte Phase
Beteiligte und Förderer aus Politik und Kultur warfen gemeinsam einen Blick auf und hinter die Kulissen des europaweit einzigartigen Passionstheaters. Durch die großzügige und langfristige Förderung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung mit der Sparkasse Oder-Spree und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur ist das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologische Landesmuseum zusammen mit der Stiftung Stift Neuzelle in der Lage, im vierten und fünften Restaurierungsabschnitt die seit über 20 Jahren laufende Restaurierungskampagne abzuschließen.Seit Anfang März 2021 befinden sich die letzten noch nicht restaurierten Teile im Landesamt. „Wir sind froh dieses aus restauratorischer und auch logistischer Sicht einmalige Projekt in unserer Wünsdorfer Restaurierungswerkstatt durchführen zu können, weil dies der einzige Ort im Land Brandenburg ist, an dem die großen Kulissen und vielteiligen Figurenszenen sach- und fachgerecht konserviert und restauriert werden können“, begrüßt der Direktor des Landesamtes für Denkmalpflege, Prof. Dr. Franz Schopper, die Gäste in Wünsdorf.
„Die Neuzeller Passionsdarstellungen sind ein einzigartiger Kulturschatz: Bewegte Bilder aus einer Zeit, in der die Menschen das Medium Film noch nicht kannten. Damit geht von ihnen eine besondere Faszination aus, die aber auch heute noch spürbar ist. Um diese besondere Sammlun ag von beinahe 240 Gemälden auch für künftige Generationen dauerhaft zu sichern, haben sich die Ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Oder-Spree erneut und sehr gern für die abschließende Restaurierungsetappe eingesetzt“, so Patricia Werner, Geschäftsführerin der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, bei der Besichtigung der laufenden Restaurierungsarbeiten in der Werkstatt. Nach Abschluss der Restaurierungskampagne 2025 wird das Museum im Kloster Neuzelle in der Lage sein, jeweils zwei der insgesamt 15 Szenen im Wechsel der Öffentlichkeit zu präsentieren. „In Zukunft können wir regelmäßig die Inszenierung im Museum Himmlisches Theater wechseln, wie von Anfang an geplant“, freut sich Geschäftsführer Norbert Kannowsky von der Stiftung Stift Neuzelle. „Schon zu Ostern 2022 können wir zum ersten Mal zwei Szenen gleichzeitig wechseln, ‚Jesus vor Kaiphas‘ und der ‚Judaskuss‘ machen Platz für ‚Jesus vor Hannas‘ (Bühne Palast) und die ‚Grablegung Jesu‘ (Bühne Garten).“ Alle anderen nicht gezeigten Szenen werden konservatorisch vorbildlich im Depot des Museums im Kloster Neuzelle aufbewahrt. Mit der Restaurierung des gesamten restlichen Bestandes ist es möglich, im musealen Betrieb jedes Jahr eine neue Attraktion durch den Aufbau einer neuen Szene zu schaffen, und nach jeweils mindestens fünf Jahren eines von zwei Bühnenbildern zu wechseln. Das Bühnenbild Garten muss aufgrund des besonders fragilen Bestandes – mit zwei übereinander liegenden Malschichten – im Museum stehen bleiben. Der wiederholte Ab- und Aufbau dieses Bühnenbildes wird als zu riskant und aufwendig eingeschätzt. Wesentliches Ziel des Konservierungskonzeptes ist es, den weiteren Verfall des Ensembles mit möglichst minimalen Eingriffen in die originale Substanz aufzuhalten. Alle konservatorischen Bemühungen beruhen darauf, den weitgehend „unberührten“ Zustand mit seinem unverfälscht überlieferten Charakter so weit wie möglich zu bewahren. Von provisorischen Stabilisierungs-Maßnahmen an den Spannrahmen und Aufspannungen sowie einer rückseitigen Holzschutzmittel-Imprägnierung abgesehen, war in den vergangenen Jahrhunderten keine umfassende restauratorische Bearbeitung vorgenommen worden. Über den reinen Substanzerhalt hinaus macht die Konservierung ein Aufstellen des Bühnenbildes möglich und auf diese Weise das Passionstheater als Bühnenapparat wieder erlebbar. Daher müssen alle Bildträger und Malschichtflächen ausreichend konsolidiert werden, um zukünftige Transporte und Montagen verlustfrei durchführen zu können. Zudem gilt es, die einzelnen Teile des Bühnenbildes und der Szene als Gesamtkunstwerk möglichst in einen einheitlichen Zustand zu versetzen. |