Feuerwehr muss für neue Herausforderungen besser gerüstet werden
Die Jahreshauptversammlung der Fürstenwalder Feuerwehr und des Feuerwehrverein Fürstenwalde fand gemeinsam im Alten Rathaus am Samstag statt. In erster Linie ging es um die Feuerwehr der Stadt mit einem Rückblick ins vergangene Jahr. Jörn Müller Leiter der Feuerwehr der Stadt Fürstenwalde ließ das Jahr Revue passieren.
842 Einsätze haben die hauptberuflichen Mitarbeiter und die ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden absolvieren müssen. Davon waren 91 Brände mit 20 Verletzten und einer toten Person, 537 Technische Hilfeleistungen mit 18 Verletzten und 5 Toten, sowie 214 Fehleinsätze.
Die Eintreffzeit am Unfallort spielt bei der Feuerwehr eine ganz erhebliche Rolle, gerade der Zeitfaktor und die personelle Besetzung mit ausgebildetem Personal bilden ein entscheidendes Qualitätskriterium. So wurde es durch die Stadtverordneten beschlossen:
Die erste Einheit soll mit einer Stärke von sechs Einsatzkräften innerhalb von 8 Minuten nach Alarmierung durch die Leitstelle am Einsatzort eintreffen. Dieses Ziel soll mindestens 80 % der Fälle erreicht werden. Eine weitere Einheit mit einer Mindestlautstärke von zehn Einsatzkräften soll innerhalb der folgenden 5 Minuten, also 13 Minuten nach Alarmierung eintreffen. Dieses Schutzziel soll mindestens in 80 % der Fälle erreicht werden.
Aber die Bestandsaufnahme zeigt, dass die Wehr zwar leistungsstark ist und die erste Einheit der hauptberuflichen Wachabteilungen nahezu in den Parametern liegt, jedoch der zweite Abmarsch die Vorgaben leider nicht schaffen kann. Das hat verschiedene Gründe, läuft aber darauf hinaus, dass die Kameradinnen und Kameraden zwar tolle Bedingungen haben, aber Beruf und Ehrenamt natürlich im Einklang stehen müssen.
Ehrenamt dazu beitragen, dass es bei der Feuerwehr läuft. Es gibt 37 hauptberuflich Beschäftigte, die das Tagesgeschäft übernehmen. Sie entlasten auch die ehrenamtlich Tätigen, die ein enormes Pensum zum Beruf, Familie und Freiwilliger Feuerwehr leisten. Die Ergebnisse des neuen Brandschutzbedarfsplanes sind noch nicht bekannt, da auch eine zusätzliche Abstimmung mit einer Organisationsuntersuchung vorgesehen ist, die noch nicht vorliegen. Erhöhungen des Personalbestandes im Ehren- und Hauptamt sind dringend notwendig. Hier sind die Bürger gefragt, sich ehrenamtlich auch in einem tollen Team zu engagieren.
Darüber hinaus, so Müller, habe man die kombinierte Bekleidung für die Technische Hilfeleistung und die „Waldbrandbekleidung“ – eine leichtere Arbeitsbekleidung für die Kameraden – zunächst für die ehrenamtlichen Kräfte bestellt, wie es im Führungskreis beschlossen wurde, da sie vornehmlich zu Waldbrandeinsätzen ausrücken. Für die hauptberuflichen Mitarbeiter wird nun nachgezogen, denn die Kleidung kann auch bei einfacheren Einsätzen, wie beispielsweise Türnotöffnungen oder Einsätzen ohne Brandfall, getragen werden.
Das Land Brandenburg hat für seine im Ehrenamt tätigen Kameradinnen und Kameraden mit einem neuen Erlass mehrere neue Dienstgrade geschaffen, die eine besondere Würdigung darstellt.
Zum ersten Mal beförderte Müller einen seiner Stellvertreter, der alle Voraussetzungen erfüllt, mit einem neuen Dienstgrad. Der verdiente Kamerad der Wehr, Mathias Gädigk wurde zum Hauptbrandinspektor befördert.
Der Vorsitzende des Feuerwehrvereins, Sven Erkner, ließ seinerseits das vergangene Jahr Revue passieren. Die erwirtschafteten Zahlen sind positiv und werden sukzessive in verschiedene Aktivitäten reinvestiert. Beim Osterfeuer am 17. April auf der Bullenwiese wird man mit dabei sein – ebenso besonders am 3.& 4. Mai, denn an diesen Tagen feiert die Fürstenwalder Feuerwehr ihr 145-jähriges Jubiläum sowie den 50. Geburtstag der Jugendfeuerwehr Fürstenwalde.
Der Bürgermeister der Stadt Fürstenwalde, der nun auch Vereinsmitglied im Feuerwehrverein ist, zeichnete eher ein düsteres Bild der Zukunft – mit Blick auf die aktuelle Nachrichtenlage, in der prophezeit wird, dass ein weiterer Krieg bevorstehen könnte. In diesem Zusammenhang äußerte er, dass die Feuerwehr besser ausgerüstet werden müsse, da neue Aufgaben auf sie zukommen werden. Ein Lichtblick könnte das neue Sondervermögen sein: Brandenburg soll demnach, so der Bürgermeister, 300 Millionen Euro pro Jahr erhalten – davon werde sicherlich auch etwas für die Feuerwehrkräfte landesweit abfallen.
In der anschließenden, überschaubaren Diskussionsrunde gab es nur eine Frage zum Brandschutzbedarfsplan der Stadt Fürstenwalde: Wann der neue Plan aus dem Jahr 2021, nach der vorläufigen Verlängerung des alten Plans von 2015 bis heute, endlich in Kraft treten könnte.
Die Dezernatsleiterin für Öffentliche Ordnung, Martina Banse-Hörnigk, sowie der Bürgermeister waren nun gefordert und verwiesen auf noch laufende Prüfungen, die bisher nicht abgeschlossen seien. Die Verlängerung erfolgte ohnehin durch die Absegnung der Stadtverordnetenversammlung.
Brandschutzbedarfspläne müssen gesetzlich alle fünf Jahre neu erstellt werden und die aktuelle Gefahrenlage in den Kommunen bewerten. Die Neuausschreibung erfolgte im Jahr 2021, wobei externe Firmen mit besonderer Expertise und umfassendem Fachwissen den Zuschlag erhielten. Die Stadt erteilte den Auftrag und der Brandschutzbedarfsplan wurde erstellt. Doch bis heute wurde er nicht ratifiziert, sodass die Feuerwehr Fürstenwalde seit Jahren auf verlässliche und beschlossene Rahmenbedingungen, als Arbeitsgrundlage für den Dienst am Bürger, wartet.
Jede Gemeinde ist gemäß Feuerwehrgesetz verpflichtet, auf eigene Kosten eine den örtlichen Verhältnissen entsprechende, leistungsfähige Feuerwehr aufzustellen, auszurüsten und zu unterhalten. Zur Beurteilung des unbestimmten Rechtsbegriffs „leistungsfähige Feuerwehr“ werden allgemein anerkannte Regeln der Technik herangezogen, wie die Hinweise zur Leistungsfähigkeit der Feuerwehr.
Der Brandschutzbedarfsplan dient als Planungsgrundlage zur Sicherstellung der strukturellen Anforderungen der Feuerwehr für die Zukunft. Er ist eine Orientierungshilfe für künftige Entscheidungen im Feuerwehrwesen. Wesentliche Inhalte sind unter anderem die Erläuterung des Ist-Zustands, die Leistungsfähigkeit, Aufgaben, Schutzzieldefinitionen und die Organisationsstruktur der Feuerwehr.