Brunnenwasseruntersuchungen in Fürstenwalde
Die Nitratbelastung im Brunnenwasser sinkt trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft. Das stellte der VSR-Gewässerschutz bei der Auswertung der am 6. August in Fürstenwalde abgegebenen 87 Brunnenwasserproben fest. Die gemeinnützige Organisation fordert noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Diese Agroforstsysteme führen nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern.
Matthias Ahlbrecht und der Ehrenamtler Arno Mittelmeyer beantworteten am Informationsstand viele Fragen von besorgten Brunnenbesitzern zu der Nitratbelastung und der Verwendung des Wassers. Manche Bürger erkundigten sich, ob Bekannte oder Nachbarn auch noch Wasserproben untersuchen lassen können.
Auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de erfährt jeder, der den Termin verpasst hat, wie man noch eine Wasserprobe mit der Post zusenden kann, erklärt Matthias Ahlbrecht. Alle bis Ende Oktober zugeschickten Proben unterstützen die Messkampagne des Vereins und fließen in die Jahresauswertung für den Kreis Oder Spree ein.
Die Brunnenwasserergebnisse vom diesjährigen Termin in Fürstenwalde hat der Physiker Harald Gülzow bereits ausgewertet. In acht Proben aus den privat genutzten Brunnen stellte er eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in den Gartenbrunnen in Beerfelde mit 224 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l), in Beeskow mit 96 mg/l, in Trebus mit 72 mg/l und in Fürstenwalde mit 64 mg/l. Harald Gülzow betont, dass die Nitratrichtlinie, dazu verpflichtet eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden.
Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken.“ sagt Harald Gülzow. Im Kreis Oder Spree bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 80 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden. Im Gegensatz dazu können Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. Bäume auf den Feldern hilft das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern. berichtet Harald Gülzow.
Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft wurde an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst. Auf dem Feld stehen Baumstreifen aus schnellwachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, die alle vier bis sechs Jahre geerntet und als Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft werden. Der Abstand zwischen den Baumreihen bietet genügend Platz für Trecker, Grubber und Erntemaschinen zur Bearbeitung von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Raps.
Die Angst, dass die Bäume zu Ernteeinbußen führen, hat sich nicht bestätigt. Während an den Baumstreifen tatsächlich weniger Ertrag ist, beobachtet man ab einer gewissen Distanz zu den Bäumen in den meisten Fällen eine höhere Produktion als bei einem Vergleichsacker ohne Baumstreifen. Bei trockenen und heißen Sommer kommt es auch ohne Bewässerung zu weniger Ernteausfällen, da die Bäume vor Verdunstung schützen. sagt Harald Gülzow. Außerdem weist er darauf hin, dass Landwirte mit Agroforst zum Klima- und Artenschutz beitragen.
Landwirte können seit Anfang 2023 für Agroforstflächen Förderungen beantragen. Harald Gülzow hat jedoch festgestellt, dass die Höhe und die Bedingungen zum Erhalt dieser Fördergelder nicht zu einer bedeutenden Zunahme der Agroforstfläche führte. Das liegt daran, dass die Neuanlage sehr teuer ist und erst nach Jahren das Holz verkauft werden kann.