Bundesregierung ignorierte ihre Vorbildfunktion – Ein Nachruf auf das Generalshotel
Mit dem Abbruch des Generalshotels hat die Bundesregierung unter Verweigerung von Dialog, Partizipation und Transparenz ein Stück deutscher Geschichte zerstört. Sie hat die Expertise von Fachleuten beiseitegeschoben und Erinnerungskultur vernichtet. Und sie hat die eindringlichen Appelle zahlreicher Bürger ignoriert. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz steht fassungslos vor der Empathielosigkeit von Politik und Verwaltung gegenüber dem weithin geäußerten und vernehmlichen Bürgerwillen. Im sorgsamen Umgang mit dem historischen Erbe ist die Bundesregierung ihrer Vorbildfunktion nicht nachgekommen. Das luxuriös ausgestattete Empfangs- und sogenannte Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration wurde 1949, noch vor Gründung der DDR fertiggestellt. Es handelte sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich die sowjetische Militäradministration 1961 auch vom Generalshotel. Nach Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz. Einen eigenen Stellenwert besaß die Architektur, die an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft. Nicht weniger ungewöhnlich war die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn machen den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber deutlich. Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zuletzt befand sich das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand als ein außergewöhnliches Zeitdokument und außerordentliches Zeugnis der deutschen Geschichte.
Die Vernichtung dieses Kulturdenkmals bedeutet nichts anderes als den Sieg unbeweglicher Bürokraten über Bürgerengagement und Fachkompetenz. Ein demokratisches Gemeinwesen sieht anders aus, so Stiftungsvorstand Dr. Steffen Skudelny. Eine fortschrittliche Politik, die die Vergangenheit zu schätzen weiß, um die Zukunft gestalten zu können, ebenfalls.