Die Operation verlief komplikationslos – Denislav überglücklich

Am 11. Januar wurde im Helios Klinikum Bad Saarow eine seltene Lungen-Operation an einem Kind sehr erfolgreich durchgeführt. Nach einer intensiven interdisziplinären Vorbereitung von Ärztinnen und Ärzten der Kinderchirurgie, Anästhesie und Thoraxchirurgie konnte dem siebenjährigen Denislav eine große, mit Flüssigkeit gefüllte Zyste, die durch eine Infektion mit Hundebandwürmern verursacht wurde, aus der Lunge entfernt werden. Starker Husten und Schmerzen im linken Lungenflügel quälten den siebenjährigen Denislav, als er kurz vor Weihnachten in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Helios Klinikums Bad Saarow aufgenommen wurde. Seine Eltern, die in Frankfurt (Oder) wohnen, waren sehr besorgt. Alles deutete auf eine Lungenentzündung hin, und die Röntgen- und Sonographiebefunde zeigten Wasser in der Lunge (Pleuraerguss), doch die intensive Therapie mittels Sauerstoffzufuhr, Antibiotika und Thoraxdrainage konnte keine Besserung hervorrufen. Schließlich wurden in der Computertomographie eine apfelgroße Zyste (Hydatidenzyste) in der linken Lunge und eine kleinere, zwei Zentimeter große Zyste in der Leber entdeckt. Die Diagnose lautete: Zystische Echinokokkose, die durch Hundebandwürmer verursacht wird. Bei einer Infektion des Menschen mit dem Hundebandwurm werden zumeist die Leber oder die Lungen befallen, wo Larven bzw. Finnen langsam wachsende Zysten ausbilden.

„Unsere Expertinnen und Experten der Radiologie, Anästhesie, Thoraxchirurgie, Kinderchirurgie und Pädiatrie setzten sich nach der Diagnosestellung zusammen. Wir überlegten gemeinsam, wie wir diese seltene Operation des Jungen am besten durchführen können und planten alle Schritte in enger Abstimmung“, erinnert sich die erfahrene Kinderchirurgin, Dr. med. Beate Schwarz, Ärztliche Leitung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Operation
„In der Operation konnten wir die Lungenzyste radikal enukleieren, also ausschälen. Diese OP-Technik braucht eine gewisse Erfahrung aufgrund der Gefahr, dass die Zyste platzt“, erörtert der Operateur Alaa Kamar Aldeen. Er ist Oberarzt und Sektionsleiter Thoraxchirurgie der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie. „Eine solch große Operation erfordert exakte Vorabsprachen zwischen dem Anästhesisten und dem Operateur“, erklärt Ali Allam, Leiter des OP-Zentrums und Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie. „Wichtig ist auch, alle einzelnen Schritte der Operation im Vorfeld mit den Eltern zu besprechen“, fügt er hinzu.

Die Operation verlief komplikationslos. Der kleine Denislav konnte sich zügig erholen und sieben Tage nach der Operation beschwerdefrei nach Hause entlassen werden. Seine Eltern, Mirella und Dzhoni, sind erleichtert. „Wir sind dem Ärzte- und Schwesternteam des Klinikums sehr dankbar“, sagt der Vater. „Denislav geht längst wieder in die Schule und hat schon viele bunte Bilder gemalt, denn Zeichnen ist sein großes Hobby. Bis auf seine Narbe am linken Brustkorb ist von der Operation nicht mehr viel zu merken. Er ist ein fröhlicher und lieber Junge“, berichtet er.

Wie kam es zur Hundebandwurmerkrankung?
Denislav kam vor zwei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland. In seiner Heimat wuchs er in einem Dorf mit vielen Hunden auf. Schon der Kontakt mit dem Fell infizierter Hunde kann eine Ansteckung mit dem kleinen Hundebandwurm Echinococcosus granulosus auslösen. Diese vier bis sieben Millimeter lange Bandwurmgattung ist weltweit verbreitet, kommt aber aufgrund der Schafhaltung hauptsächlich in Mittelmeerländern und auf dem Balkan vor. Die Endwirte sind zumeist Hunde, weniger Katzen. Wiederkäuer, vor allem Schafe und Rinder, dienen als Zwischenwirt. Sie nehmen die Eier beim Grasen auf kontaminierten Weiden auf.
Bei der Hundebandwurmerkrankung wird der Mensch als Fehlwirt durch die orale Aufnahme von Larven infiziert. So gelangen die Eier in den Magen. Sie durchdringen die Schleimhaut des oberen Darmtrakts und erreichen das Pfortadersystem. Später bilden sie in dem Endorgan Zysten und wandeln sich dort in eine Larvenform um. Dabei kann die Inkubationszeit bis zum Auftreten klinischer Anzeichen mehrere Jahre betragen.

Hydatidenzysten können in allen Organen auftreten, z. B. in der Leber, der Lunge, der Milz, der Niere, dem Gehirn und den Weichteilen. Während die Leber häufiger bei Erwachsenen betroffen ist, ist es bei Kindern vermehrt die Lunge. Die Zysten können riesige Ausmaße erreichen, jedoch ist eine Ansteckung von Mensch zu Mensch nicht möglich. Gefährlich kann es werden, wenn eine Zyste platzt. Dann können schwere und lebensbedrohliche allergische Reaktionen drohen.

„Unser gesamtes Team ist sehr froh, dass es Denislav jetzt wieder gut geht. Allerdings ist die Behandlung noch nicht abgeschlossen, denn wegen der kleinen Leberzyste muss er für ein halbes Jahr noch Tabletten einnehmen. Außerdem wird Denislav mindestens zehn Jahre zu Kontrolluntersuchungen der Lunge und Leber kommen müssen“, erläutert der Thoraxchirurg, Oberarzt Alaa Kamar Aldeen.

Bildunterschirft: Das interdisziplinäre Ärzte-Team freut sich, dass es Denislav wieder so gut geht (v. l.) Ali Allam, Leiter des OP-Zentrums und Leitender Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie, Dr. med. Beate Schwarz, Ärztliche Leitung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Alaa Kamar Aldeen, Oberarzt und Sektionsleiter Thoraxchirurgie der Klinik für Allgemein, Viszeral- und Thoraxchirurgie

Foto: Thomas Oberländer, Helios Kliniken

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