Speziell geschultes Team kombiniert Therapieansätze
Die Klinik für Neurologie im Helios Klinikum Bad Saarow ist auf die Behandlung von Menschen mit einer Parkinsonerkrankung besonders spezialisiert. Betroffene können hier eine multimodale Komplexbehandlung in Anspruch nehmen, die umfassend und individuell auf sie angepasst wird. Ein speziell geschultes Team kombiniert die medizinischen und aktivierenden Therapieansätze zu einer intensiven ganzheitlichen Behandlung. Das umfangreiche Angebot für an Parkinson Erkrankte wird seit Januar 2022 durch Kunsttherapie ergänzt. Die Parkinsonsche Erkrankung, von der in Deutschland etwa 400.000 Menschen betroffen sind, führt zu Beeinträchtigungen des Bewegungsvermögens, vor allem der Feinmotorik. „Menschen mit einer Parkinsonerkrankung sind gezwungen, übliche Bewegungsmuster aufzugeben, um mit ihren Einschränkungen leben zu können. Bisher unbewusst mögliche Bewegungen müssen nun ganz bewusst ausgeführt werden. Dies ist mühsam und verändert die Betroffenen in ihrer Teilhabe, in ihrem Selbstwertgefühl, letztendlich auch in ihrer Persönlichkeit“, erläutert Priv.-Doz. Dr. med. Konstantin Prass, Chefarzt der Klinik für Neurologie.
Multimodale Parkinsonkomplexbehandlung
„Wir wissen heute, dass eine gute medikamentöse Parkinsonbehandlung nur ein Teil einer optimalen Therapie sein kann. Wesentlich besser können wir den Betroffenen helfen, wenn wir die Behandlung um weitere Therapieangebote ergänzen, wie z.B. mit Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Hirnleistungstraining, Pantomime und nun auch Kunsttherapie“, erklärt Chefarzt Dr. Prass.
Kunsttherapie mit Anja Laux
Seit Januar 2022 arbeitet Kunsttherapeutin Anja Laux immer samstags mit den stationären Parkinsonpatient:innen im Bad Saarower Klinikum. Eigentlich hat sie sonst mehr mit den Kleinsten zu tun, denn sie ist die Leiterin der 24-Stunden-Kita „Filius“ im Bad Saarower Klinikum. Doch weil sie sich sehr für Kunst interessiert, selbst auch malt und zeichnet, hat sie eine zusätzliche Qualifikation zur Kunsttherapeutin absolviert und sich somit einen weiteren Herzenswunsch erfüllt. „Kunsttherapie ist insbesondere gut für Menschen, die sprachlich nicht alles in Worte fassen können oder möchten. Über die Kunst können Stimmungen und Gefühle ausgedrückt werden. Außerdem wird die Motorik trainiert“, sagt Anja Laux.
Kunsttherapie bietet viele Möglichkeiten zur neurologischen Rehabilitation
Bei der Kunsttherapie im Rahmen der Parkinsonkomplexbehandlung stellt Anja Laux den Patient:innen verschiedene Gestaltungsmaterialien zur Verfügung, welche individuell ausgewählt werden können. Um sich auf sich selbst fokussieren zu können, beginnt jede Therapieeinheit mit einer kurzen Aufwärm- oder Einfühlübung. Daran schließt sich dann das Gestalten. „Das Ziel der Kunsttherapie ist, durch kreative Schaffensprozesse die Wahrnehmung und Sinne zu schulen, die Grob- und Feinmotorik zu fördern, in Kommunikation durch Reflexion zu gehen und dabei Ressourcen zu eröffnen“, erklärt Anja Laux. „Kreativität und Phantasie fördern flexibles Denken, Malen und Arbeiten mit Ton die Motorik“, ergänzt die Kunsttherapeutin.
Ingeborg Flögel aus Groß Köris und Kathleen Lieske aus Spreenhagen sind zum sechsten Mal zur Parkinsonkomplexbehandlung im Helios Klinikum Bad Saarow. Beide Frauen sind vom Angebot der Kunsttherapie begeistert. „Die Therapie hilft mir sehr, an meinem Schriftbild zu arbeiten und es zu verbessern“, sagt Kathleen Lieske, deren Finger durch die Erkrankung oft sehr steif sind. Frau Flögel berichtet, dass sie durch das Malen ruhiger und entspannter wird. Außerdem gehöre für die beiden während der Therapie schöne Musik dazu, am liebsten Schlager.
Kunsttherapie als eine besondere Form der Ergotherapie
„Bei der Parkinsonschen Erkrankung setzt die Ergotherapie gezielt an. Sie fokussiert und fördert die Entwicklung der Arm- und Handfunktion. Wenn wir dies weiterdenken, können wir die Kunsttherapie als eine besondere Form der Ergotherapie ansehen, die auf dieser aufbaut und nun die Betroffenen anleitet und ermuntert, ihr Bewegungsvermögen durch künstlerischen Ausdruck zurückzuerobern. Wir erleben bei den Patienten nicht nur eine Besserung der Feinmotorik, sondern auch eine Zunahme des Selbstbewusstseins: Manchmal gelingt es auch, einen Weg für zu Hause aufzuzeigen, der zur Bewältigung der Erkrankung beiträgt“, erklärt Chefarzt Dr. Prass.
Eine Krankheit mit vielen Gesichtern
Parkinson – im Volksmund auch „Schüttellähmung“ genannt – hat verschiedene Gesichter. „Bei Parkinson haben wir ein sehr komplexes Krankheitsbild, das viele Einschränkungen im Lebensalltag mit sich bringen kann. Neben einer detaillierten Diagnostik erfordert die Erkrankung einen individuellen Therapieplan. Parkinson ist derzeit noch nicht heilbar, aber über viele Jahre hinweg sehr gut behandelbar“, erläutert Priv.-Doz. Dr. med. Konstantin Prass.