Heiraten im Alter und seine Verquickungen
Samstagabend war es mal wieder soweit – der Musikkeller in der Kulturfabrik in Fürstenwalde war bis auf den letzten Platz gefüllt. Diesen Anblick zu genießen, blieb ja in den letzten Jahren vielen verwehrt. Sich mit Freunden zu treffen und gemeinsam einen kulturellen Abend zu erleben, schien lange nicht möglich zu sein. Nun ist alles halbwegs wieder in geordneten Bahnen zu erleben. Die Gäste waren gespannt auf die Lesung mit Renate Bergmann und ihrem Stück „Jetzt wird endlich ja gesagt!“. So stellen wir uns die rüstige ältere Dame, die gern auch unsere Oma sein könnte, vor: stilsicher angezogen und wortgewandt mit einer Nuance Durchtriebenheit. Das Erleben und ihre Sichtweise auf ihr Umfeld waren einfach köstlich und gut auf das zu erwartende Publikum abgestimmt. Alles drehte sich um das Alter, die Liebe und Heiraten und die verzwickte Zwiesprache der erzählerisch in Szene gesetzten, fiktiven Personen. Was dabei entsteht, kann man sich ja denken: humoristische Ausflüge. Renate Bergmann liest über die Heirat ihrer besten Freundin Gertrud, die wie sie schon 82 Jahre ist und es noch einmal wissen will.
Wissen Se, Gertrud ist 82 wie ich. Da bin ich Brautjungfer und Ersatzbrautmutter in einem. Ich führe sie auch morgen zum Altar. Ja, auf Renate Bergmann ist Verlass! Der Frau Schlode, die mit ihrem Kinderchor jeden Zeitplan bei Festen durcheinanderbringt, habe ich eine falsche Kirche und ein falsches Datum gesagt, hihi! Die Hochzeitssuite ist reserviert, an die Heizdecke habe ich die Hausdame erinnert und das Büffet ist bestellt. Es sollte eigentlich alles klappen – aber wann klappt schon alles? Hoffentlich versucht Gunter nicht, Gertrud über die Schwelle zu heben. Wissen Se, sie hat ein paar Polster auf den Hüften, und Gunter hat die Bandscheiben frisch zusammengetackert. Da geht man besser kein Risiko ein. Renate packt die Taschentücher und den Reis ein und bringt ihre beste Freundin Gertrud unter die Haube. Das war für die Gäste in der Kulturfabrik jede Menge Hochzeitsspaß!