Von goldenen Handys, Jugendsprache und der Sehnsucht von Kindern nach Märchen
Mehr als 300 Besucher warteten gespannt auf eine Doppel-Premiere in der Aula des Carl-Bechstein-Gymnasiums in Erkner. Die Schülergruppe „Die großen 29“ führen in der zuvor noch nicht für Theater genutzten neuen Aula ihre Märchen-Inszenierung auf. „Die großen 29“ sind die 29 Schüler der Leistungs- und Begabungsklasse 6 L des Erkneraner Gymnasiums.
Das Projekt war in der Form einmalig. Die Schüler erarbeiteten unter Leitung ihres Lehrers für das Fach Deutsch, Andreas Stoye-Balk, die komplette Rahmenhandlung sowie die Inszenierung der einzelnen Theaterstücke. Gespielt wurden drei Märchen, die in eine Rahmenhandlung der Geschichte um die fiktive Stadt „Schilda“, Heimat der Schildbürger, eingebettet war. Drei Märchen kämpften im Märchen-Contest zu Ehren des Kaisers um die Gunst des Publikums: „Aschenputtel“, „Die goldene Gans“ (im Stück wurde daraus „Das goldene Handy“) und „Rumpelstilzchen“.
Die Kinder haben in der Umarbeitung der Märchen besonders darauf geachtet, die Handlung in das „Jetzt“ zu adaptieren. Da wurde dann schon mal mit der aktuellen Jugendsprache gearbeitet und jugendsprachliche Begriffe fielen. Dinge wie „OMG“ (steht für „Oh mein Gott“), „Nice!“ (steht für „gefällt mir“) oder „Insta“ (steht für „Instagram“ – ein soziales Netzwerk, das primär mit Fotostorys arbeitet) wurden formuliert. Diese Anpassung an eigene Sprache war wesentlicher Teil der textlichen Gestaltung für die Kinder. Außerdem haben die Kinder (11-, 12-Jährige) versucht, die Werte von damals zu aktualisieren. Das ist zum Beispiel der Grund, weshalb aus einer „Goldenen Gans“ nun ein „Goldenes Handy“ geworden ist.
Die gesamte Produktion lief in Eigenregie von Schülern, Lehrer und Eltern. So wurde die Gestaltung der Kulisse genauso eigenständig umgesetzt, wie das Schreiben sämtlicher Texte, die Verteilung der Rollen und die dramaturgische Umsetzung. Logistische, künstlerische und technische Unterstützung für die Sechstklässler gab es auch von Schülern, besonders der Klasse 10L und von drei 9L-Klässlern. Das Theaterprojekt wurde so nicht nur praktizierter Deutsch-Unterricht, sondern zudem eine teambildende und klassenübergreifende Maßnahme.
Die Besucher hatten ihre Freude, viele Lacher, häufiger Szenenapplaus, „schmelzende“ Mütter, Väter und Großeltern zum Beispiel bei der von allen Kindern souverän gemeisterten Aschenputtel-Ballszene. Die Aufführung wurde ein voller Erfolg, was auch der langanhaltende, tosende Beifall zum Schluss bewies.